30-Millionen-ProjektWarum sich der Rathausanbau in Brühl erneut verzögert

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Das Foto zeigt die Baustelle des Rathausanbaus in Brühl. Die Arbeiten verzögern sich zum wiederholten Male.

Der Rathausanbau in Brühl soll nun erst im August vollendet werden. Es ist nicht die erste Verzögerung beim dem Millionen-Projekt.

Es gibt nicht den einen Grund für die anhaltenden Probleme. Die Stadt spricht von einer „multikausalen Bauverzögerung“. Die sei ärgerlich.

Der Einzug in das neue Nebengebäude des Rathauses und den angrenzenden sanierten Altbau muss erneut verschoben werden. Statt wie zuletzt geplant im zweiten Quartal sollen die Mitarbeiter von Verwaltung und Stadtbibliothek die neuen Räume erst im August beziehen. Die Stadtverwaltung Brühl nennt das in der Vorlage für die nächste Sitzung des Hauptausschusses „eine mehr als ärgerliche weitere Verschiebung“.

Ratlos reagiert Michael Weitz, der SPD-Fraktionschef, auf diese Nachricht. „Was soll man dazu noch sagen? Das ist einmal mehr traurig und ärgerlich“, erklärt er. Ähnlich sieht es Holger Köllejan. „Wir nehmen die Nachricht zur Kenntnis. Das ist heftig. Aber wir können nichts mehr herumdrehen“, so der CDU-Fraktionsvorsitzende.

Trotz der erneuten Verzögerung dürfte der auf 30,5 Millionen Euro ausgedehnte Kostenrahmen für die Umsetzung des Projekts im Herzen der Stadt nicht gesprengt werden. Davon geht jedenfalls der Technische Beigeordnete Ralf Ritter nach jetzigem Stand aus. Letztendlich werde sich aber erst nach Vorliegen aller Schlussrechnungen zeigen, ob das Budget tatsächlich ausreiche.

Probleme bereitet das neuartige, aus Klinker-Steinen gefertigte Dach

Seitens der Fachleute wird ein ganzes Potpourri an Ursachen für die erneute Verzögerung angeführt. „Multikausale Bauzeitverzögerung“ nennen sie das. Weil Dachabdichtungen, Fassadenarbeiten und das Klinkerdach nicht wie geplant fertig wurden, hätten für den Sommer geplante Arbeiten in die Schlechtwetterperiode verschoben werden müssen.

„Durch die entsprechende Abhängigkeit zu den vorherrschenden Temperaturen konnte ein Großteil der Leistungen gar nicht oder nur mit verminderter Effektivität ausgeführt werden“, so die Verwaltungsvorlage. Hinzu kämen Lieferengpässe, Schwierigkeiten bei der Ausführung der Anschlüsse zur Nachbarbebauung und der Realisierung der Brandschutzmaßnahmen.

Weitere Probleme macht das neuartige, aus Klinker-Steinen gefertigte Dach. Immer wieder seien aufgrund der Konstruktion besondere Sicherungsmaßnahmen nötig. Und weil eben nicht wie üblich Dachdecker, sondern Maurer für den Bau des Dachs zuständig seien, täten sich weitere Schwierigkeiten auf.

Firmen haben zwischenzeitlich lukrativere Aufträge vorgezogen

Für die Errichtung einer Konstruktion mit einem Neigungswinkel unter 45 Grad seien die Arbeiter schlicht „nicht ausgebildet“, heißt es in der Verwaltungsvorlage. Die tägliche Arbeitsleistung decke sich daher nicht mit den kalkulierten Ansätzen.

Beklagt wird weiterhin die mangelnde Motivation der Firmen. Verträge und Kalkulation seien vor Beginn der sehr deutlichen Kostensteigerung von Materialien erfolgt. „Die Firmen haben zwischenzeitlich anderweitig lukrativere Aufträge angenommen und bearbeiten diese bevorzugten Projekte mit besseren Gewinnspannen. Diesbezüglich fällt die Besetzung unserer Baustelle mit Personal, trotz gemeinsamer Anstrengungen in Form von Gesprächen mit den Geschäftsführern, weiterhin dürftig, unzureichend bis gar nicht aus“, heißt es.

Büro-Container in Brühl-Ost müssen länger stehen bleiben

Die Baustelle komme so teilweise zum Erliegen, da auch andere Firmen durch fehlende Vorleistungen nicht termingerecht ihre Vertragsleistung erbringen könnten.

Die Verzögerung bleibt nicht ohne Folgen. Denn die längst beschlossene Umgestaltung des angrenzenden Janshofs kann erst angegangen werden, wenn der Platz nicht mehr als Materiallager für den Ratshausbau dient. Zudem müssen Teile der städtischen Mitarbeiter länger als gedacht in den in Brühl-Ost aufgestellten Büro-Containern ihren Job verrichten.

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