„Müll, Öl und Gift“Brühler Bürger befürchten Schadstoffe auf dem Gelände der neuen Feuerwehr

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Zu sehen ist das gut besuchte Clemens-August-Forum sowie im Hintergrund eine Visualisierung der neuen Wache.

Über die künftige Feuer- und Rettungswache an der Römerstraße informierten sich rund 150 Bürger im Brühler Clemens-August-Forum.

Über die geplante, rund 100 Millionen Euro teure Feuer- und Rettungswache an der Brühler Römerstraße diskutierten fast 150 Bürger.

Bis kurz vor Beginn wurden am Montagabend im Clemens-August-Forum noch zusätzliche Stühle aufgestellt, um Platz für die Besucher der Infoveranstaltung zum Bau der neuen Feuer- und Rettungswache an der Römerstraße zu schaffen.

Rund 150 Zuhörer vernahmen dann zu Beginn von Bürgermeister Dieter Freytag (SPD) die Zahlen, die das „größte Bauprojekt“ der Stadt kennzeichnen und für reichlich Diskussionsstoff sorgten. Mit der Entwurfsplanung sei eine erste echte Kostenberechnung vorgelegt worden, so Freytag. Demnach sehe man Kosten in Höhe von 80,3 Millionen Euro vor.

Baubeginn in Brühl Anfang 2025

Da bis zum avisierten Baubeginn Anfang 2025 die Inflation Spuren hinterlassen dürfte und die Verantwortlichen einen Puffer für Unvorhergesehenes einkalkulieren, gehe man aber von Ausgaben in Höhe von 103,3 Millionen Euro aus, erklärte der Bürgermeister, um eine leise Hoffnung hinterherzuschicken: „Vielleicht kommt uns ja der Einbruch der Konjunktur der Bauwirtschaft zugute“, sagte er.

Anschließend waren dann die Fachleute dran. Architekt Markus Stark erläuterte einige Details des 17 500 Quadratmeter Bruttogeschossfläche umfassenden Baus, der die 4500 Quadratmeter große, marode Wache an der Rheinstraße ersetzen soll. „Ökologische Aspekte sind inzwischen immer ein Thema bei Projekten im städtischen Kontext“, sagte er mit Verweis auf die Baumaterialien aus nachwachsenden Rohstoffen oder recyclingfähigen Baustoffen.

Die Fassade des im höchsten Bereich entlang der Römerstraße dreigeschossigen Baus besteht teils aus Holz und wird begrünt. Letzteres gilt auch für die Lärmschutzwand, die die Wache von den Wohnhäusern am Senecaweg trennt. „Es werden keine fossilen Brennstoffe mehr zum Heizen verwendet“, kündigte der Architekt an.

Erläutert wurde auch die Begrünung des Dachs, das zudem genau wie ein Teil der Fassade mit Solarmodulen bestückt werden soll. Die Ausgaben für die Photovoltaikanlage von rund einer Million Euro sollen sich laut der Fachleute nach rund acht Jahren bereits amortisiert haben.

Ingenieurin Pia Trilling erläuterte das komplexe Tragwerk des Gebäudes. Wo sich bislang eine Brache erstreckt und in früheren Jahrzehnten Abfälle von Ziegelei und Stadt deponiert wurden, werden mehrere Hundert zehn Meter lange Betonpfähle für Standfestigkeit sorgen. Der Untergrund warf jedoch kritische Fragen auf. Bürger wollten wissen, wie stark der Boden mit Giftstoffen belastet ist und ob Funde beim Bau nicht gewaltige Mehrkosten verursachen könnten.

Auf dem Gelände ist alles gelandet: Müll, Öl und Gift
Besucher der Bürgerinformationsveranstaltung in Brühl

Ein älterer Besucher berichtete von seinen Erinnerungen: „Dort ist alles gelandet: Müll, Öl und Gift.“ Projektleiter Klaus Bauer (Assmanngruppe) verwies auf Gutachten und Probebohrungen. Er sagte: „Wir haben mit dem nötigen Sinn für die Kosten viele Bohrungen vorgenommen. Das Risiko ist überschaubar.“ Auf die Entsorgung der dabei gefundenen Schadstoffe sei man vorbereitet, Gelder eingestellt. Letztlich sei jede Bohrung aber ein Glücksspiel, weil man nicht erfahre, was zwei Meter weiter liege.

Für Kritik sorgte der Zeitpunkt der Veranstaltung. Schließlich habe der Rat bereits in seiner jüngsten Sitzung die Leistungsphase drei, also die Entwurfsplanung, freigegeben. Das sei nicht im Sinne der Bürgerbeteiligung. Freytag entgegnete, es sei noch kein Auftrag vergeben und man habe weiterhin offene Ohren für Anregungen.

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