Abhilfe in BrühlDarum besteht für die Feuerwehr erhöhtes Krebsrisiko

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Nach dem Einsatz wird die Kleidung der Wehrkräfte in Säcke gepackt.

Rhein-Erft-Kreis/Brühl – „Feuerkrebs“ heißt das Wort, das Feuerwehrleute der berufs- und freiwilligen Feuerwehren zurzeit aufschrecken lässt. Damit gemeint ist eine Krebserkrankung, die wissenschaftlichen Untersuchungen zufolge ohne erkennbaren Grund verstärkt bei Feuerwehrleuten auftritt.

„Diese Erkenntnis ist erst in den vergangenen Jahren gereift“, erklärt Brühls Feuerwehrchef Peter Berg. Der Schmutz auf der Einsatzkleidung und Ausrüstung sei nämlich kein normaler Dreck. „Die Brandgase und Rußpartikel sind toxisch“, erläutert Berg den Hintergrund.

Feuer sind krebserregender geworden

Das liege auch daran, dass die Feuer in den vergangenen Jahren noch giftiger und krebserregender geworden seien. Brennende Kunststoffe zum Beispiel setzten gesundheitsgefährdende Substanzen wie Blausäure, Salzsäure und krebserregende Dioxine frei.

„Die Gefahr ist groß, dass diese Stoffe dann durch die Kleidung der Einsatzkräfte über die Haut in deren Körper einziehen“, erklärt er. Besonders gefährlich sei die Situation im heißen Brandrauch, wenn in Zimmern oder Keller gelöscht wird. „Dort ist die Konzentration der gefährlichen Stoffe ja noch um ein Vielfaches höher als im Freien“, erklärt Berg weiter.

Feuerkrebs: Giftstoffe kleben an der Kleidung

Dabei sei die Gefahr für die Einsatzkräfte auch dann noch groß, wenn das Feuer längst unter Kontrolle und gelöscht ist. „Die Giftstoffe kleben dann immer noch an der Einsatzkleidung“, erläutert der Feuerwehrchef. Und je länger die Feuerwehrleute diese Kleidung trügen, desto größer sei auch die Gefahr, dass diese Substanzen trotz der in der Schutzkleidung eingenähten Membranen in die Haut der Feuerwehrleute ziehen und sich zudem mit jeder Bewegung der Einsatzkräfte überallhin bis in den privaten Bereich hinein verteilen. Doch damit ist bei der Feuerwehr Brühl Schluss. Mit der Beschaffung des neuen Gerätewagens Logistik für multifunktionelle Einsätze zum Jahresbeginn hat es sich für Berg und sein Team regelrecht angeboten, darauf gleich auch das Modul Hygiene zu integrieren.

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Ingo Birk, stellvertretender Chef der Brühler Feuerwehr, demonstriert das Einbahnstraßensystem des Hygienemoduls der Feuerwehr Brühl.

„Seitdem waschen sich unsere Feuerwehrleute direkt an der Einsatzstelle und ziehen sich dort auch um“, erklärt Bergs Stellvertreter Ingo Birk. In einer Art Einbahnstraßen-System werde bei Brandeinsätzen sogar eine richtige Reinigungsstraße aufgebaut, durch die alle Feuerwehrleute nach ihrem Einsatz mit dem Atemschutz auch durchgehen sollten. Dort werden ihre Atemschutzgeräte und andere Einsatzwerkzeuge in mit ihrem Namen gekennzeichnete luftdichte Säcke verpackt, ebenso die Einsatzkleidung. Frische saubere Jogginganzüge liegen in allen Größen bereit. Die Schuhe behalten die Feuerwehrleute zwar an, doch auch für sie steht eine Bürstenanlage mit Wasseranschluss parat.

Feuerwehr Brühl: Kleidung in Industriewaschmaschine

Zum Waschen von Gesicht und Händen ist sogar ein Waschbecken ans Leitungssystem angeschlossen. Je nach Witterung können die Module auch im Gerätewagen aufgebaut und eine Heizung eingeschaltet werden. Im Normalfall werde die Kleidung dann in den Industriewaschmaschinen der Feuerwehr auf der Wache gewaschen. Auch Helme und Gerätschaften bleiben bis zur Reinigung auf der Wache in den luftdicht verpackten Säcken. „Ziel ist es, die Kontamination nicht weiter zu verschleppen“, betont Birk.

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Nach dem Einsatz wird noch an Ort und Stelle die Kleidung gewechselt.

Das Hygiene-Konzept gebe dem ganzen Team ein sehr gutes Gefühl. Wie Berg betont, sprechen Kolleginnen und Kollegen, wenn es um ihr Hygiene-Modul geht, sogar von „einem großen Schritt nach vorn.“

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Allen ist längst auch aufgefallen, dass es auf der Feuerwache jetzt nach schweren Brandeinsätzen nicht mehr tagelang nach Rauch und Brand riecht. Berg: „Vor der Inbetriebnahme unseres Hygiene-Moduls haftete der Geruch von kaltem Rauch oft noch Tage nach dem Einsatz hier auf der Wache.“ Um ihre Erfahrungen auch mit anderen Feuerwehren teilen zu können, wird jeder Einsatz des Hygiene-Moduls zurzeit ganz genau dokumentiert. Beim Tag der offenen Tür der Feuerwehr Brühl am 28. August soll das Hygiene-Modul auch der Öffentlichkeit vorgestellt werden. 

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