GastronomenDie Zwillinge Gottfried und Josef Päffgen feiern 85. Geburtstag

Die alte Zapfanlage aus seiner Gaststätte hat Gottfried Päffgen im Keller stehen.
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Hürth-Hermülheim – Josef und Gottfried Päffgen stoßen heute auf ihren 85. Geburtstag an. „Wir machen das aufgrund des fortgeschrittenen Alters mit Fruchtsaft und feiern ganz in Ruhe und im Familienkreis“, sagt Gottfried Päffgen.
Gefeiert wird auf dem Grundstück, auf dem die Zwillingsbrüder geboren wurden und aufwuchsen. An der Luxemburger Straße, schräg gegenüber dem ehemaligen Rathaus, das heute das türkische Generalkonsulat beherbergt, stand der Bauernhof der Familie, auf dem schon der Vater Christian Päffgen zur Welt kam. Anna und Christian Päffgen hatten fünf Kinder, von denen drei noch leben.
Gottfried Päffgen ist der jüngere der Zwillinge. Als er am 11. April 1932 seinem Bruder mit 30 Minuten „Verspätung“ auf die Welt folgte, rief der Opa aus: „Der Gottfried wird mal ne Buur.“
Bäckerhandwerk
Und damit sollte er recht behalten. Als die Jungen 1947 die Schule verließen, erlernte Josef Päffgen in Klettenberg das Bäckerhandwerk. Später erweiterte er seine Kenntnisse und absolvierte eine Konditorlehre in der Konditorei Osterspey in Köln. 1958 heiratete er und bekam einen Sohn und eine Tochter. Auch zwei Enkel gehören zur Familie. Dem Beruf des Konditors blieb Josef bis zur Rente treu. In Bonn, wo er später hinzog, betrieb er über viele Jahre mehrere Cafés.
Gottfried Päffgen widmete sich der Landwirtschaft. Das habe er auch nie bereut, versichert er. Er erlernte die Grundkenntnisse der rheinischen Fruchtfolge, säte Kartoffeln, Rüben und Weizen. Doch war für ihn abzusehen, dass die Landwirtschaft auf Dauer für ihn keine Zukunft hatte. Hürth brauchte Platz, es wurde in den 50er Jahren überall gebaut, Wohnungen und Einfamilienhäuser schossen aus dem Boden.
Also reduzierte auch Gottfried Päffgen Stück für Stück das Areal, das landwirtschaftlich genutzt werden sollte. „Heute stehen auf unseren Äckern überall Wohnhäuser oder Unternehmen. In Kalscheuren werden dort, wo ich Kartoffeln erntete, heute die FC-Würstchen gebrüht und Frikadellen gebraten und daneben Unfälle für Fernsehserien gefilmt“, berichtet er.
Damals aber war Gottfried Päffgen auf der Suche nach einer neuen Aufgabe. Das Elternhaus an der Luxemburger Straße wurde abgebrochen und eine Dorfgaststätte gebaut. 1962 war ein entscheidendes Jahr für den Landwirt und Neu-Gastronomen: Seine Kneipe wurde eröffnet und er heiratete. Seine Frau Sophia, die ebenfalls aus der Landwirtschaft kam und außerdem gastronomische Erfahrungen hatte, machte anfangs die Küche in der Gaststätte selbst. „Meine Frau hat in Dormagen im Haus Schnorrenberg das Kochen gelernt“, erzählt der Jubilar.
Das „Haus Päffgen“ erfuhr viel Zuspruch musste stetig ausgebaut werden. Aus den umliegenden Firmen und auch aus dem Rathaus kamen mittags die hungrigen Gäste, abends waren es die Menschen aus der Nachbarschaft, die es sich hier schmecken ließen.
Mehr als 30 Kegelklubs wechselten sich auf der modernen Bundeskegelbahn ab, die der Wirt hatte bauen lassen. Bundeskegelbahn durfte sich übrigens nach dem Bundeskegelgesetz vom 11. März 1950 nur eine Bahn nennen, die die baulichen und sozialen Vorgaben des Gesetzes berücksichtigte. Das Gesetz, um es das damals zu heftigen politischen Auseinandersetzungen im ersten Bundeskabinett kam, regelt zum Beispiel die Größe der Tafel für die Aufzeichnung der Ergebnisse oder die Mindestzahl der Sitzgelegenheiten im Kegelraum.
Aus der alten Dorfkneipe wurde im Laufe der Jahre ein Restaurant. Entsprechend veränderten sich auch die Speisekarten. Und auch die Tageszeitungen, in einen Holzstab eingeklemmt und an der Garderobe hängend, gehörten zum damaligen Standardangebot eines guten Lokals. Gottfried Päffgen hatte durchschnittlich fünf Mitarbeiter in Küche und Service. Bei Veranstaltungen im Saal kamen Zusatzkräfte hinzu. Hier wurde Karneval gefeiert, Päffgen selbst gehörte zu den Gründern der 1. Hermülheimer Karnevalsgesellschaft, hier tagten die Parteien, und die Fraktionen saßen nach den Sitzungen im Rathaus hier zusammen. Gottfried Päffgen könnte viele Anekdoten erzählen.
Doch auch ein Gastwirt habe eine Vertrauensstellung und müsse schweigen können, sagt er schmunzelnd. Im „Haus Päffgen“ galten klare Regeln: Anschreiben war nicht. „Wer bei mir einen Deckel machen wollte, hatte keine Chance“, sagte der Wirt.
Mitte der 80er Jahre war für die Familie Schluss mit dem „Haus Päffgen“. Anfangs wurde das Restaurant noch unter dem alten Namen verpachtet, dann aber wechselte der Besitzer mehrfach. Heute heißt die Gaststätte „Taco Loco“, einen weiteren Teil des Hauses hat eine Abteilung der Kreissparkasse belegt.
Gottfried und Josef Päffgen haben ihre Wohnhäuser auf dem alten Familiengrundstück dahinter. Und im Keller von Gottfried Päffgen hängen nicht nur die Bilder der Kölner Dreigestirne, die den Gastronomen besuchten, auch alte Speisekarten und die Zapfsäule von der Theke findet man dort. Etwa 11.000 Hektoliter oder rund 5,5 Millionen Gläser Bier seien damit in den mehr als zwei Jahrzehnten gezapft worden, hat der Wirt ausgerechnet.