Der Vorstand scheiterte mit seinem Vorschlag, den Amtsinhaber zu unterstützen. Auch bei Personalfragen ging es in Brühl hoch her.
Kreistagswahl 2025Grüne in Rhein-Erft wollen Landrat Rock keinen Freifahrtschein ausstellen

Janina Zensus löst Birgit Vonester in der Doppelspitze mit Christian Schubert ab.
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Das Wort von der „Kampfabstimmung“ machte die Runde, als es am Samstag (17. Mai) bei der Mitgliederversammlung der Grünen im Rhein-Erft-Kreis um die Wahl der Kandidaten für die Listenplätze zur Kreistagswahl ging. Nicht alle der 106 Mitglieder, die ins Clemens-August-Forum in Brühl gekommen waren, zeigten sich mit den Vorschlägen des Vorstandes zur Besetzung einverstanden.
Nachdem Nicole Kolster mit 66 Prozent auf Listenplatz 1 gewählt worden war, erreichte Elmar Gillet im ersten Wahlgang nicht die erforderliche Mehrheit für Listenplatz 2. Die Hälfte der 106 Mitglieder hatte den Fraktionsvorsitzenden im Kreistag nicht gewählt. Erst beim zweiten Wahlgang, nach langer Pause im Wahlverfahren, wurde er doch mit 52 Prozent gewählt. „Ich bin eine Person, die polarisiert und für eine pragmatische, realpolitische Linie im Umgang mit CDU und SPD steht. Das passt nicht jedem“, sagte der Wesselinger Gillet im Gespräch. An seiner Linie werde das schlechte Ergebnis nichts ändern.
Es kann uns nicht darum gehen, dass sich die CDU begrünt
Auf Listenplatz 3 wurde Lara Gabriel mit 90 Prozent gewählt, Johannes Bortlisz-Dickhoff mit 88 Prozent Zustimmung auf Platz 4 und Astrid Dahmen mit 85 Prozent auf Listenplatz 5.
Bei der Wahl des neuen Kreisvorstandes folgten die Mitglieder den Vorschlägen. Janina Zensus aus Bergheim löste Birgit Vonester in der Doppelspitze mit Christian Schubert ab. Als neuer Schatzmeister wurden Thommy Mewes und die vier Beisitzer Lisi Kühl, Britta Sonntag, Mariam Scharifi und Alexander Franz gewählt.
Der Brühler Daniel Buncic brachte die Bedenken vieler Grüner auf den Punkt
Hoch her ging es bei der anschließenden Diskussion um den Vorschlag des Kreisvorstandes, keinen eigenen grünen Landratskandidaten aufzustellen und statt dessen eine Wahlempfehlung für den amtierenden CDU-Landrat Frank Rock auszusprechen. Die Delegierten, die sich für die Empfehlung ausgesprochen hätten, hätten auf die gute Bilanz der Grünen in der Jamaikakoalition verwiesen und eine gute und vertrauensvolle Zusammenarbeit mit Rock, sagte Schubert.
So früh schon eine Empfehlung für Frank Rock auszusprechen, sei nicht klug, gab der Brühler Daniel Buncic Bedenken zu bedenken. Nicht ohne Grund hätten die Grünen im Bundestag eine Koalition mit Friedrich Merz ausgeschlossen; jetzt den CDU-Mann Rock zu unterstützen heiße, das eigene grüne Profil zu verlieren und linke Positionen zu stärken. Viele teilten seine Zweifel.

Lange Gesichter und Widerstand seitens vieler Mitglieder gab es zur Empfehlung des Grünen Kreisvorstandes, CDU-Landrat Frank Rock bei der Kommunalwahl zu unterstützen.
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Auch die Landtagsabgeordnete Antje Grothus fand eine Wahlempfehlung für Rock „schwierig“, im Vorhinein gebe damit die Partei „die grüne Profillinie“ auf: „Es kann uns nicht darum gehen, dass sich die CDU begrünt.“ „Das wird uns Stimmen kosten“, warnte auch die Kerpener Grüne Birgit Peltzer.
In zwei Wahlgängen per Handzeichen sprach sich eine große Mehrheit gegen die Aufstellung eines eigenen Landratskandidaten aus. Der Beschluss, Rock zu unterstützen, wurde auf eine erneute Mitgliederversammlung vertagt. Erst nach einer persönlichen Vorstellung wollen die Grünen über die Unterstützung für den amtierenden Landrat entscheiden.
Bei der Landratswahl 2020 hatten die Grünen Gillet aufgestellt. Er holte 17,8 Prozent der Stimmen und trug dazu bei, dass Rock in eine Stichwahl mit Dierk Timm (SPD) gehen musste.