Überwiegend Ungeimpfte auf IntensivstationSo ist die Lage am Marienhospital in Brühl

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Flut und Pandemie stellen die Mitarbeiter des Marienhospitals vor große Herausforderungen.

Flut und Pandemie stellen die Mitarbeiter des Marienhospitals vor große Herausforderungen.

Brühl – Im Brühler Marienhospital stellen die Pandemie und die Folgen der Flut-Katastrophe im Juli die Mitarbeiter vor besondere Herausforderungen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen zur aktuellen Lage im Krankenhaus.

Welche Folgen hat die vierte Welle der Pandemie bislang für das Marienhospital?

Der Anteil der Patienten, die intensivmedizinisch behandelt werden müssen, ist im Vergleich zu vorangegangenen Wellen etwas geringer. Das sagt Dr. Pascal Scherwitz, der Ärztliche Direktor des Hospitals. Leicht gestiegen sei hingegen der Bedarf an Plätzen in der Isolierstation. Dort versorgte man zuletzt meist rund zehn Patienten.

„Wir haben die vierte Welle gemerkt, sind aber weit entfernt von den Schwierigkeiten der Krankenhäuser in Sachsen, Thüringen oder Teilen Bayerns“, erklärt Geschäftsführer Jan Patrick Glöckner. „Im Notfall können wir noch immer reagieren und Verschiebungen und Erweiterungen vornehmen.“ Derzeit binden an Covid-19 erkrankte Patienten rund 15 Prozent der Kapazitäten des Hauses.

Wie ist die Situation auf der Intensivstation?

Auf der Intensivstation des Marienhospitals kümmern sich die Mediziner vornehmlich um nicht geimpfte Patienten. Hinzu kommen vorerkrankte und ältere Menschen. „Wir behandeln jeden gleich“, betont Scherwitz. Einen Todesfall trotz vollständigen Impfschutzes habe es in Brühl noch nicht gegeben, so der Mediziner. Nach Beginn der vierten Welle habe sich die Belegung zuletzt auf einem recht stabilen Niveau eingependelt. Ein oder zwei Covid-19-Patienten werden in der Regel versorgt. Das entspricht rund zehn Prozent der Kapazitäten der Intensivstation.

Leitung Marienhospital Brühl

Der Leiter der Notfallambulanz Marcel Knorr (v.l.), Marienhospital-Geschäftsführer Jan Patrick Glöckner und der Ärztliche Direktor Pascal Scherwitz.

„Bislang sind wir zu keiner Zeit an die Grenze gelangt“, so der Arzt. Verlegungen in andere Häuser hätten zwar stattgefunden, jedoch nicht aufgrund fehlender Kapazitäten, sondern um spezifischere Behandlungen zu ermöglichen. Insgesamt verfüge man dank der größeren Erfahrung inzwischen über bessere Behandlungsmöglichkeiten. „Wir haben auch passendere Medikamente. Aber nach wie vor kann man nicht jedes Leben retten“, macht Scherwitz deutlich.

Welche Auswirkung hat die Behandlung von Covid-19-Patienten auf den übrigen Krankenhausbetrieb?

Bislang mussten nur in sehr geringem Umfang planbare Eingriffe verschoben werden. „Wir ziehen ein wenig die Bremse, um etwas Luft im System zu haben“, betont Scherwitz. Wer aufgrund einer Krebserkrankung, eines Unfalls oder Gefäßerkrankungen behandelt werden müsse, werde natürlich weiterhin bestmöglich behandelt, versichert er. Um allen Anforderungen auch gerecht zu werden, seien viele Absprachen und gute Planung nötig. „Das klappt bislang sehr gut“, so Scherwitz.

Wie groß ist die Belastung der Mitarbeiter?

Marcel Knorr, der Leiter der Notfallambulanz, sagt, das gesamte Personal habe in den vergangenen 18 Monaten Beachtliches geleistet. „Viele haben freiwillig zusätzliche Aufgaben übernommen. Der Teamgeist ist beeindruckend“, betont er. Jede Welle habe aber Kraft gekostet. Immerhin sei eine größere Wertschätzung für die Arbeit im Krankenhaus spürbar.

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Geschäftsführer Glöckner sagt, durch die vierte Welle komme man wohl mit einem blauen Auge. Die Aussicht sei aber derzeit alles andere als rosig: „Und was von draußen kommt, können wir nicht beeinflussen. Wir können aber nur auf die Folgen der Entwicklung der Pandemie und der Entscheidungen der Politik reagieren.“

Wie beurteilt man die für Mitte März vorgesehene Impfpflicht für Mitarbeiter medizinischer Einrichtungen?

Glöckner befürwortet das Gesetz. In seinem Haus seien nahezu alle Mitarbeiter geimpft. Dazu hätten auch eigene Angebote und Aufklärungsgespräche beigetragen. „Wir wollen die Leute gewinnen, ohne sie unter Druck zu setzen“, sagt Pascal Scherwitz dazu. Das sei gelungen.

Welche Regelung gilt für Besucher?

Es gilt die 2G-Plus-Regel. Wer Angehörige im Marienhospital besuchen möchte, muss also geimpft, genesen und getestet sein. Eine Testmöglichkeit für jedermann gibt es direkt vor dem Eingang.

Welche Auswirkungen hat die Flut-Katastrophe im Juli?

„Im Sommer gab es mal ein paar Tage ohne Covid-19-Patienten. Dann kam die Flut“, sagt Glöckner. Mit der Evakuierung des Marien-Hospitals in Erftstadt-Frauenthal habe man einige Patienten übernommen, vor allem sei der Andrang in der Notaufnahme größer geworden.

„Manche standen in nasser Kleidung vor uns. Sie hatten sich beim Versuch verletzt, sich selbst und ihr Hab und Gut zu retten“, erinnert sich Knorr an die dramatische Situation in der Flutnacht und den Tagen danach. Weil man seit der Schließung des Erftstädter Hospitals Erstversorger für große Teile der Nachbarkommune ist, sei das Patientenaufkommen in der Notaufnahme um ein gutes Drittel angewachsen.

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