Nicht genug Müll-FahrerIn Rhein-Erft bleiben viele Gelbe Säcke einfach liegen

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Brühl Gelbe Säcke

Das Unternehmen Remondis hat massive Probleme, Abfuhrtermine für gelbe Säcke einzuhalten.

Rhein-Erft-Kreis – Mit einer Mitteilung verschafften die Verantwortlichen des Brühler Stadtservicebetriebs vor wenigen Tagen ihrem Unmut Luft. „Die Abfuhr der Gelben Säcke erfolgt nur äußerst unbefriedigend“, hieß es da. Schon in der Vergangenheit habe es Probleme gegeben, in diesem Jahr vergehe aber kaum eine Woche, in der die Entsorgung in den Bezirken termingerecht vorgenommen werde. Unmut und Ärger in der Bevölkerung seien groß und berechtigt.

Adressat der Kritik ist die Firma Remondis. Denn nicht der Stadtservicebetrieb, sondern das Entsorgungsunternehmen ist seit 2014 für die Sammlung der Gelben Säcke in Brühl zuständig – zunächst als Subunternehmer für die Firma Schönmackers, seit 2016 direkt im Auftrag des Dualen Systems Deutschland (DSD), das diese Leistungen per Ausschreibung vergibt. In Brühl hat Remondis den Auftrag noch bis Ende 2024.

Gelbe Säcke liegen teilweise tagelang vor der Haustür

Offenbar ist das Unternehmen mit der Erfüllung überfordert. „Die Säcke liegen zum Teil mehrere Tage vor der Haustür, werden von Tieren aufgerissen, verbreiten entsprechenden Gestank, werden auf die Fahrbahnen geweht und von Lkw und Pkw überfahren, so dass sich der Abfall auf den Straßen verteilt“, haben die Mitarbeiter des Stadtservicebetriebs festgestellt. Sie rufen dazu auf, Beschwerden direkt an Remondis zu richten. Abfuhrrhythmus geändert

Michael Schneider, Sprecher bei Remondis, bestätigt, dass es vielerorts Probleme gibt. „Momentan herrscht ein hoher Krankenstand. Teilweise fällt flächendeckend Personal aus. Wenn es dann noch technische Probleme mit einem Fahrzeug gibt, wird es sehr eng“, sagt er.

Remondis habe zu wenig Fahrer für die Mülllaster

Generell fehle es an Fahrern für die Mülllaster. „Das betrifft nicht nur uns, sondern die gesamte Branche. Aber wir arbeiten an Lösungen und versuchen, schnellstmöglich Abhilfe zu schaffen“, versichert Schneider. Remondis habe bundesweit mehr als 400 Ausbildungsplätze für Berufskraftfahrer geschaffen, um Kräfte zu gewinnen.

Dass in Brühl im Gegensatz zu anderen Kommunen der Verpackungsmüll noch in den wenig widerstandsfähigen Gelben Säcke anstelle von Tonnen lande, liege nicht in der Verantwortung von Remondis. Schneider betont, dies werde in der Ausschreibung festgelegt und sei zumeist abhängig von der lokalen Infrastruktur, also zum Beispiel enge Gassen oder Platzmangel.

Beschwerden über Abfuhr auch in Hürth

Auch in Hürth gab es massive Beschwerden im Zusammenhang mit der gelben Tonne und dem gelben Sack. Entsorger Schönmackers hatte zu Jahresbeginn den Abfuhrrhythmus geändert. War das Unternehmen zuvor alle 14 Tage donnerstags mit mehreren Fahrzeugen gleichzeitig in ganz Hürth unterwegs, so verteilt sich die Abfuhr seitdem auf Dienstag, Mittwoch und Donnerstag. „Auch hier lagen Säcke und standen Tonnen tagelang an der Straße und an den Gehwegen“, sagt Verwaltungssprecher Willi Pütz.

Einige Stadtteile seien teils gar nicht, andere deutlich später abgefahren worden als vorgesehen. Die Beschwerden seien bei den Stadtwerken aufgelaufen. „Den meisten Bürgern ist nicht bewusst, dass die gelbe Tonne nicht von den Stadtwerken geleert wird“, sagt Pütz.

Bürgermeister Dirk Breuer schrieb Beschwerdebrief an Schönmackers

In einer Antwort auf einen Beschwerdebrief von Bürgermeister Dirk Breuer räumt Schönmackers Anlaufprobleme bei der Umstellung von der Blockabfuhr auf eine Abfuhr an drei aufeinander folgenden Werktagen ein. Das betreffe sowohl das Fahrpersonal als auch die Anwohner, die sich zunächst daran hätten gewöhnen müssen, dass die Abfuhrbezirke für die gelbe Tonne und für den Restmüll, den die Stadtwerke abfahren, nicht mehr identisch seien.

Hinzugekommen seien Personalausfälle durch die Pandemie. Inzwischen gebe es aber nur noch wenige Reklamationen, so Schönmackers. Die Stadtwerke bestätigen, dass die Beschwerden seit Anfang Juli deutlich weniger geworden seien.

„Keine nennenswerten Probleme“ in Frechen

In Pulheim nutzen die meisten Haushalte gelbe Tonnen. Es gibt sie in drei Größen – mit einem Volumen von 120, 240 und 1100 Litern. Das Pulheimer Abfallberatungszentrum (PAZ) bietet auch gelbe Säcke an. Schönmackers leert die gelben Tonnen und holt die 90-Liter-Säcke ab. Anfang des Jahres hatte es wegen Personalengpässen kurzzeitig Verzögerungen gegeben. Derzeit seien der Stadtverwaltung keine größeren Schwierigkeiten bekannt, sagt deren Sprecherin Ruth Henn.

In Frechen gibt es seit vielen Jahren ein Mischsystem aus gelben Säcken und Tonnen. „Die gelben Säcke kommen hauptsächlich in Wohnsiedlungen mit kleineren Grundstücken zum Einsatz“, berichtet Hans Peter Wolle. Er ist Geschäftsführer des Stadtbetriebs Frechen, der für die Abfuhr zuständig ist. Etwa 1800 gelbe Säcke würden abgeholt.

Bürger sollen Tonnen stehen lassen, wenn sie nicht pünktlich geleert werden

Den weitaus größeren Anteil machen die rund 10 000 gelbe Tonnen aus, die ebenfalls alle 14 Tage geleert werden. „Es gibt dabei keine nennenswerten Probleme“, berichtet Wolle. In Einzelfällen könnten Personalengpässe oder technische Schäden an den Fahrzeugen zu Verzögerungen führen. „Dann holen wir den Müll aber spätestens am nächsten Tag ab.“ Im Abfallkalender sei vermerkt, dass die Bürger die Tonnen in solchen Fällen stehen lassen sollen.

Bei einer Ausschreibung für 2023 bis 2025 hat der Stadtbetrieb kürzlich erneut den Zuschlag für die Abfuhr der gelben Tonnen und Säcke bekommen. Er ist in Frechen auch für den Restmüll, die Biotonne, Papier und den Sperrmüll zuständig.

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In Bedburg kümmert sich die Firma Schönmackers um die Leerung der gelben Tonnen. Im Rathaus können aber auch zusätzlich gelbe Säcke abgeholt werden. Laut Verwaltung gibt es kaum Schwierigkeiten. „Wir haben lediglich vereinzelt die Vorkommnisse, dass aufgrund personeller Engpässe durch Urlaub und Krankheit oder Defekten an Fahrzeugen bei anderen Abfallfraktionen Restmüll, Papier oder Bio mal die Abfuhr nicht vollständig an einem Tag erfolgt, sondern wenige Tage später“, heißt es aus dem Rathaus. „Hier erfolgt dann aber durch uns und Schönmackers eine Information an die Anwohner.“

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