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HebammeEine Lotsin für junge Familien

3 min

Ruth Schneider arbeitet als Familienhebamme im Beratungs- und Präventionszentrum.

Elsdorf – Wenn auf der Wochenstation auffällt, dass eine Mutter mit ihrem Kind nicht zurechtkommt oder keine Bindung zu ihm aufbauen kann, wenn eine junge Schülerin ein Kind bekommt, wenn Eltern nicht wissen, wie sie ein Frühchen zu Hause richtig versorgen müssen – in solchen Fällen wird in Elsdorf ab sofort auf Ruth Schneider verwiesen. Sie ist seit dem 1. Dezember als Familienhebamme im Beratungs- und Präventionszentrum für Schwangere und Familien da. Während die Betreuung durch eine Hebamme meistens nur bis zum zweiten Monat dauert, gibt Schneider bei Bedarf im gesamten ersten Lebensjahr Hilfestellung, manchmal auch noch ein Jahr länger.

„Die Lebensbedingungen von Frauen haben sich verändert“, erklärt die Kölnerin. Es gebe heute mehr Mütter in besonderen Lebenslagen, etwa alleinerziehende oder sehr junge. „Die haben eher Vertrauen zur Hebamme als zur Behörde.“ Mit 32 Jahren blickt Schneider auf zehn Jahre Erfahrung als Hebamme zurück. Weil sie ihre Tätigkeit gerne erweitern wollte, bildet sie sich zur Familienhebamme weiter. Zum Fachwissen im gesundheitlichen und medizinischen Bereich komme damit „der pädagogische und psychosoziale Bereich dazu“.

Schneider sieht sich auch in einer „Lotsinnenfunktion“. Sie vermittelt die frisch gebackenen Eltern etwa an Fachstellen oder begleitet sie zum Kinderarzt, damit sie dort alles verstehen. Das neue Angebot soll für alle gelten, die ein Bedürfnis danach haben. „Es wäre gut, wenn sich Familien auf eigenen Wunsch bei mir melden“, sagt Schneider. Manchmal reiche schon eine telefonische Auskunft, manchmal entstehe aber auch eine lange Zusammenarbeit. Dabei sei der Vertrauensaufbau enorm wichtig, betont die Familienhebamme. Natürlich schaut auch das städtische Jugendamt, wo Unterstützung nötig ist. Schneider soll präventiv arbeiten, Familien möglichst zur Seite stehen, bevor es überhaupt problematisch wird. „Wir haben jetzt erstmals jemanden für ungeborene Kinder, das schließt eine Lücke im Unterstützungsangebot für Familien“, sagt Jugendamtsleiter Ralf Cazin.

Schneiders Einsatz entstand aus der Kooperation der Stadt mit dem sozialpädagogischen Zentrum in Kerpen, die bereits seit drei Jahren besteht. Dort ist Schneider als Hebamme im Präventionsteam „Frühe Hilfen“ tätig, das sich dem Schutz von Schwangeren und Säuglingen widmet. Künftig wird sie in Kerpen und Elsdorf unterwegs sein. Zudem macht die Familienhebamme jetzt die Baby-Willkommensbesuche in Elsdorf. Ab Januar startet sie zudem eine offene Sprechstunde. Schwangere und Mütter mit Kindern bis zu einem Jahr können dann jeden Montag zwischen 10 und 11.30 Uhr ohne Anmeldung in das Beratungs- und Präventionszentrum kommen.

An jedem ersten Freitag im Monat gibt es ein kostenloses, offenes Elterncafé in der Giesendorfer Einrichtung. Zwischen 9.30 und 11 Uhr können Eltern und Kinder gemütlich frühstücken, spielen und Erfahrungen austauschen. Schneider und eine Mitarbeiterin des Jugendamtes stehen für Fragen bereit. Der erste Termin im neuen Jahr ist der 4. Januar. Kontakt zur Familienhebamme gibt es über das Beratungs- und Präventionszentrum, Etzweilerstraße 67, ☎ 02274/7033965.