Der Diakon in Ruhestand, Heribert Siek, und des Hospizvereins Hürth luden zum Projekt „Wir bauen gemeinsam einen Sarg“ ein.
Leben und TodSo wurde das Probeliegen im selbst gebauten Sarg in Erftstadt möglich

Unter fachkundiger Anleitung des Tischlers Oliver Kern (r.) bauten die Teilnehmer von "Wir bauen gemeinsam einen Sarg" einen Brenner für ein Krematorium.
Copyright: Oliver Tripp
Einen Sarg findet der Tischler Oliver Kern sonst nicht auf seiner Aufttragsliste. Auch die Frage, ob man das Projekt an einem Tag fertig stellen könne, mit Laien an den Maschinen zur Holzbearbeitung habe ihn beschäftigt, schilderte er. Am fortgeschrittenen Nachmittag aber präsentierten fünf Frauen und Männer in seiner Tischlerei am Kunibertusplatz einen fast fertigen Sarg für das Krematorium, einen so genannten Brenner. Es war eine schlichte, rechteckige, etwa zwei Meter lange Kiste aus unbehandeltem Fichtenholz mit Deckel, Eichenfüßen und Tragegriffen.
Sie waren der Einladung des Diakons in Ruhestand, Heribert Siek, und des Hospizvereins Hürth zum Projekt „Wir bauen gemeinsam einen Sarg“ gefolgt, mit dem Untertitel „eine kreativ-handwerkliche Auseinandersetzung mit dem Thema Tod und Sterben“.
Erftstadt: Der Sarg wurde für eine Feuerbestattung gebaut
Nur über die Anbringung der Beschläge, der geschmückten Schrauben, die den Deckel festhalten sollen, beratschlagten sie noch. Oliver Kern erschien das Gewinde, gemessen an der Stärke der Spanplatte von 18 Millimetern ein wenig zu dick. Das Material könnte ausreißen, gab er zu bedenken.

Die Themen „Tod und Sterben“ begleiteten den Sargbau, genauso wie Stärkungen im Hof der Tischlerei.
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Die Frage vertagten die Teilnehmer auf eine Rückfrage bei dem Bestattungsinstitut Krisinger, das die Materialien geliefert hatte und den Sarg auch seiner eigentlichen Verwendung zuführen möchte. Der Sarg sei nach allen Regeln des Ordnungsamtes für eine Feuerbestattung gebaut worden, schilderte Diakon Siek, beispielsweise mit Schrauben, die mit einem Magneten aus der Asche herausgehoben werden können.
Am Morgen hatten sie in der Schreinerei noch eine Leimholzplatte von 5,20 Metern Länge vorgefunden, die es zunächst auf Maß zu sägen galt. Ihre Aufmerksamkeit habe im Laufe des Tages überwiegend dem handwerklichen Prozess gegolten, erläuterte Jessica Herzmann, die sich als ehrenamtliche Sterbenden- und Trauerbegleiterin beim Hospizvereins Hürth einsetzt, zumal man im Umgang mit den Werkzeugen sehr vorsichtig sein müsse.

Zum dritten Mal lud Diakon im Ruhestand, Heribert Siek zum Sargbau ein, hier mit der Sterbenden- und Trauerbegleiterin des Hospizvereins Hürth, Ulla Kronberg.
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Allerdings habe der Diakon mit begleitenden „Impulsen“ sie doch zum Nachdenken über Tod und Sterben gebracht. Es sei ein angstbesetztes Thema, über das nicht viel gesprochen werde, erfahre sie in ihrer ehrenamtlichen Arbeit.
Diakon Heribert Siek hatte den Teilnehmern die Aufgabe gestellt, sich ihre eigene, noch verbleibende Lebenszeit anhand eines abgeschnittenen Maßbandes zu vergegenwärtigen, orientiert an statistischen Durchschnittswerten – je nach Generation und Geschlecht werden wir 70 bis 80 Jahre alt, und sie aufgefordert, eine „Löffelliste“ anzufertigen. Eine Liste von Vorhaben, die man gerne noch machen möchte, „bis man den Löffel abgibt“. Zum Schluss lud er sie ein, sich in den selbst gebauten Sarg zu legen.