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Überraschende WendungStiftung zieht Angebot zur Übernahme der Musikschule Erftstadt zurück

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Mitte Mai waren die Stiftungsvertreter noch zuversichtlich (v.l.): Victoria Berg, Helga Berg und Heinz-Günther Hunold.

Mitte Mai waren die Stiftungsvertreter noch zuversichtlich (v.l.): Victoria Berg, Helga Berg und Heinz-Günther Hunold.

Die Klaus Geske Musik- und Kulturstiftung hatte nicht mit so viel Widerständen gerechnet. Der nächste Tiefschlag für Erftstadt.

Nächster Paukenschlag um die Zukunft der Musikschule Erftstadt: Die Klaus Geske Musik- und Kulturstiftung zieht ihr Angebot zur Übernahme der Bernd-Alois-Zimmermann-Musikschule der Stadt Erftstadt zurück. Dies erfuhr diese Redaktion am Montag (7. Juli) exklusiv von der Stiftungsvorsitzenden Helga Berg und Victoria Berg, Head of Administration, Controlling & Marketing. „In der Summe überwogen die kritischen Stimmen – insbesondere bei den Lehrkräften der Musikschule, aber auch bei Eltern und Schülern“, teilten sie am Montag mit.

„Die Grundhaltung der Lehrkräfte, in öffentlicher Trägerschaft zu bleiben, akzeptieren und respektieren wir selbstverständlich in vollem Ganzen“, sagte Helga Berg. Für die Stiftung habe es Priorität, „dass das gesamte Personal den Weg aus Überzeugung, Vertrauen und mit Freude mitgeht“. Diese Voraussetzung sehe man derzeit nicht gegeben. Die Fraktionen im Stadtrat wollte Helga Berg im Laufe des Montags über diesen Schritt informieren.

Erftstadt: Stiftung wollte Betrieb der Musikschule mit allen Lehrkräften übernehmen

Im November 2024 hatte der Stadtrat mehrheitlich beschlossen, drei Vollzeitstellen an der Musikschule nicht nachzubesetzen. Proteste hatte es unter anderem vom Förderkreis, der Elternvertretung und der Schülervertretung gegeben. Betroffen sind die Lehrkräfte für Trompete, Horn und Cello. Die Stellen wurden mit Kw-Vermerk („künftig wegfallend“) versehen. Das hatte die Stiftung auf den Plan gerufen. Im Mai hatten Helga Berg, Victoria Berg und Heinz-Günther Hunold, Senior-Partner der AHW Steuerberater Wirtschaftsprüfer und Rechtsanwälte, die Idee vorgestellt.

Die Stiftung wollte den Betrieb der Musikschule mit allen Lehrkräften übernehmen und sie als freier, gemeinnütziger Träger weiterführen. Das Personal wollte die Stiftung zu den bisherigen Konditionen übernehmen. Die Jahreswochenstunden sollten in vollen Umfang bestehen bleiben, damit wären die Kw-Vermerke obsolet geworden. Die drei betroffenen Stellen wollte die Stiftung neu besetzen und unter anderem auch einen Hausmeister oder eine Hausmeisterin sowie eine Sachbearbeiterin oder einen Sachbearbeiter im Musikschulbüro einstellen. Außerdem wollte die Stiftung das Anneliese-Geske-Musik- und Kulturhaus um einen Anbau für etwa 2,2 Millionen Euro erweitern.

Eine einjährige Projektförderung einer Vollzeitstelle

Trotz der Rücknahme des Übernahme-Angebots bietet die Stiftung der Stadt und der Musikschule eine einjährige Projektförderung einer Vollzeitstelle, die mit einem Kw-Vermerk versehen ist, an. Damit wolle man den Druck rausnehmen, so Victoria Berg.

Die Annahme des Angebotes könne seitens aller Gremien in Ruhe bis Anfang Dezember beraten und ausgearbeitet und bei positivem Entscheid durch Antrag an die Klaus Geske Musik- und Kulturstiftung eingebracht werden, wie es seitens der Stiftung heißt. „Wir stellen den Gremien frei, wie sie diese Fördersumme auf die wegfallenden Instrumente verteilen und sprechen das Angebot somit ausdrücklich für 30 Unterrichtsstunden pro Woche aus.“

Wie Helga Berg weiter mitteilt, habe die Stiftung die Entscheidung nach vielen Gesprächen mit Beteiligten getroffen. Die Stiftung danke Bürgermeisterin Carolin Weitzel (CDU) für Rat und Unterstützung und hoffe auf „eine langfristige und tragfähige Lösung für den Fortbestand der Musikschule“. Sie ist nach eigenen Angaben offen, weitere musikalische und kulturelle Projekte aller Kulturschaffenden in Erftstadt und darüber hinaus zu unterstützen.

Der Rückzug der Stiftung war der zweite Rückschlag für die Musikschule innerhalb weniger Tage. In der vergangenen Woche war bekannt geworden, dass Julia Berg die Leitung der Musikschule Erftstadt zum 1. Oktober aufgeben wird. Sie wechselt in derselben Position zur Bergischen Musikschule nach Wuppertal. 

Wie die Grünen am Montag mitteilten, bedauern sie die Rücknahme des Übernahmeangebots „zutiefst“. Die Entscheidungen in den politischen Gremien seien durchgehend einstimmig gewesen. „Richtig ist, dass wir berechtigte inhaltliche Fragen gestellt haben, etwa zum ambitionierten Zeitplan, zur Vertragssituation und zur frühzeitigen Einbindung des Personals. Diese Punkte richteten sich nicht gegen das ‚Ob‘ der Übernahme, sondern gegen das ‚Wie‘.“ Zur Ratssitzung (8. Juli) hatten die Grünen einen Dringlichkeitsantrag gestellt. Darin fordern sie, auf die Umsetzung der Kw-Vermerke zu verzichten und sie auf andere mittel- und/oder langfristig disponierbare Stellen des Stellenplans zu übertragen.