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KultautoKäfer mit riesigen Stahlbeinen

Lesezeit 3 Minuten

Stolz lehnt Justin Conrad an seinem spinnenartigen Konstrukt, das demnächst unter freiem Himmel zu sehen sein wird.

Erftstadt-Blessem – Bei einer Reise durch die USA hat der Erftstädter Autofan Andreas Conrad sie gesehen und fotografiert. Ausgeschlachtete VW-Käfer-Autos wurden als Teil einer großen käfer- beziehungsweise spinnenartigen Skulptur verwendet. Die Beine bestehen aus Stahlrohren. Das Kunstwerk ist ein Hingucker und eine Hommage an das Kultauto der Volkswagenwerke. „Vor etwa 20 Jahren hatte mein Sohn die Fotos gemacht“, erinnert sich Justin Conrad, der ebenfalls ein großer Autofan ist. Der 80-jährige, rüstige Rentner realisierte nun das Projekt, das er immer schon anpacken wollte: eine große Tierskulptur zu schaffen. „Die Jahre gingen dahin, immer wieder wurde das Projekt verschoben. Nun endlich ist es in Arbeit“, berichtet Conrad erleichtert.

Als einzige Vorlage dienten dem Autoexperten, der viele Jahre eine Tankstelle geführt hatte und später eine Werkstatt leitete, einige kleine Farbfotos. „Es gab weder Maße noch Hinweise zur Statik, zum Material oder zum Aufbau“, erläutert Conrad. Doch das schreckte den Blessemer nicht ab. „Mein Herz hing immer am Käfer. Mit dem Auto hatte ich damals meine ersten Groschen verdient, vor über 50 Jahre.“ Noch heute fährt Conrad aus Liebe zum Käfer ein goldlackiertes Exemplar – Typ 1303, 41 Jahre alt und immer noch bestens in Schuss.

Baujahr 1964

Das Fahrzeug für seine Skulptur erhielt Conrad aus Oberliblar. Es handelt sich um einen 1200er Käfer, Baujahr 1964. „Der stand nur noch nutzlos herum. Also bekam ich ihn, schlachtete ihn aus, bis nur noch das Gehäuse übrig bliebt. Alle schweren Teile einschließlich des Motors wurden entfernt, damit der Käfer als Teil der Skulptur nicht zu schwer wird und alles zum Einsturz bringt“, erläutert Conrad.

In den Wagen baute der erfahrene Kfz-Mechaniker einen verstärkten Fahrzeugrahmen (Chassis) ein, einschließlich Quer- und Längsträgern. „Das habe ich gemacht, damit später die Stahlrohrer, die ja die Beine des Tieres darstellen sollen, ordentlich im und am Fahrzeug befestigt werden können.“

Die gesamte Konstruktion bedürfe „ganz besonderer Vorarbeit“, insbesondere was die Verbindung der einzelnen Elemente, die Statik und die Materialauswahl betreffe. Insgesamt mehr als 300 Arbeitsstunden hat Conrad schon in das eigenwillige Kunstwerk investiert. Die Beine der Tierdarstellung bestehen aus Stahlrohren mit einer Wandstärke von vier Millimetern. Insgesamt ist die Konstruktion etwa 3,50 Meter hoch. Conrads Söhne Andreas und Wolfgang helfen bei den Arbeiten, bei denen auch viel Muskelkraft gefragt war. Zusammengebaut wird Conrads Gebilde in seiner privaten Halle am Ortsrand von Blessem. Ihren endgültigen Standort wird die Skulptur hingegen woanders finden: auf der Freifläche vor dem Autohaus Conrad am Köttinger Ortseingang aus Richtung Liblar.

Da später Besucher unter der Konstruktion hergehen könnten, habe die Statik vom Bauamt geprüft und genehmigt werden müssen. In etwa vier Wochen soll das metallene Riesentier per Tieflader seine Reise von Blessem in den Nachbarort antreten. Conrad: „Die Scheiben des Käfers werden durch bruchsicheres Material ersetzt, damit kein Anreiz für Sachbeschädigungen gegeben wird.“ Ob er denn nicht befürchtet, dass dem einen oder anderen Betrachter beim Anblick des riesigen Getiers bange werden könnte? „Wir werden sehen, wie es wirkt. Falls notwendig, lasse ich von einem Künstler auf die Frontseite des Käfers ein lustiges Gesicht malen, um dem Tier eine fröhliche Note zu geben.“ Vielleicht werde die Skulptur später auch angestrahlt. Conrad: „Ein wenig mag das gesamte Teil Werbung für das Autohaus sein. Aber in erster Linie ist es eine persönliche Liebeserklärung von mir an den Käfer.“