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Erftverband unter ZeitdruckKlima- und Strukturwandel bestimmen die Wasserwirtschaft

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Vorstand Bernd Bucher (l.) und Bereichsleiter Heinrich Schäfer stellten den Jahresbericht für Wasserwirtschaft vor.

Rhein-Erft-Kreis/Bergheim – Der Erftverband hat viel vor, vor allem rund um die Themen Strukturwandel und Kohleausstieg. Das Unternehmen ist zuständig für Wasserwirtschaft, Abwasser- und Klärschlammbeseitigung, Hochwasserschutz sowie die Sicherstellung der Wasserversorgung und unterhält die Fließgewässer im Einzugsgebiet der Erft und des Jüchener Baches.

Zukünftige Baustellen des Dienstleisters würden vor allem daran deutlich, dass der Erftverband nun auch bei der Gestaltung des Strukturwandels noch stärker gefordert sei als zuvor, sagte Dr. Bernd Bucher, Vorstand des Erftverbandes, bei der Vorstellung des Jahresberichts 2020.

Maßnahmen müssen rechtzeitig umgesetzt werden

Der Strukturwandel könne nämlich nur dann gelingen, „wenn die wasserwirtschaftlichen Maßnahmen rechtzeitig und fachgerecht umgesetzt werden“. Im Erftverband habe man dafür bereits personell aufgerüstet, dies müsse aber an anderer Stelle ebenso passieren und ernst genommen werden, lautete Buchers Appell an die Verantwortlichen in der Politik bei einer Anhörung von Sachverständigen im Landtag im vergangenen Dezember.

Große anstehende Projekte seien daher die Renaturierung der Erft, das Grundwassermanagement und der Bau der Rheinwasserleitung zur Befüllung der Restseen in Garzweiler und Hambach. „Denn aus fast 25 Jahren werden nun nur noch etwa neun Jahre“, sagte Bucher und meint damit das beschleunigte Ende des Hambacher Tagebaus bis 2029 statt bis 2045.

Klimawandel im Blick

Zudem habe die Entwicklung des Klimas einen großen Einfluss auf die Arbeit und Aufgabenfelder des Verbands. So zeige sich beispielsweise bei den Jahrestemperaturmessungen in Bergheim und Eicherscheid, dass die mittlere Temperatur 2020 mit 11,7 Grad Celsius noch höher gewesen sei als im bisherigen Rekordjahr 2018 – damals lag das Temperaturmittel bei 11,6 Grad – und deutlich höher als das langjährige Mittel von 9,9 Grad.

In den vergangenen 20 Jahren habe es keine Messungen mehr gegeben, bei denen die Temperatur unter den Mittelwert gesunken wäre. „Das ist ein klarer Trend, da gibt es nichts dran zu deuten“, sagte Bucher. Ähnlich verhalte es sich mit dem Niederschlag. Hier habe es seit 2010 kein „nasses Frühjahr“ mehr gegeben, also einen Niederschlagswert in den Monaten März bis Mai, der höher gelegen habe als das langjährige Mittel von 1961 bis 1990. „Diese Monate sind wasserwirtschaftlich jedoch wichtig, weil wir in der Zeit mehr Grundwasserbildung haben sollten, die nun aber ausbleibt.“

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Diese Trends müssten in der Zukunftsplanung der Wasserwirtschaft ganz entschieden einbezogen werden. Daher beteilige sich der Erftverband an dem Forschungsprojekt „Flextreat“. In dem Projekt wird erarbeitet, wie Abwasser so aufbereitet werden kann, dass es bei der Bewässerung in der Landwirtschaft eingesetzt werden könnte. „Es gibt solche Projekte bereits in Deutschland, jedoch sehr punktuell. Das liegt daran, dass es noch keinen Wassernotstand gibt. So weit sind wir noch nicht, aber man sollte in die Zukunft denken“, betont Prof. Heinrich Schäfer, Bereichsleiter für Abwassertechnik.