AbfallwirtschaftWenn der Müllmann nicht durchkommt

Genau vier Zentimeter fehlen für die in der Verkehrsordnung vorgeschriebene Mindestdurchfahrtsbreite von drei Metern.
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Frechen – Montags werden die gelbe und die braune Tonne in der Straße In der Fuchshöhle im Frechener Stadtteil Bachem geleert und donnerstags die graue oder blaue. Doch am letzten Donnerstag war alles anders, wie der Anwohner Manfred Nottebrock erzählt, der seit zwölf Jahren hier wohnt und mit einigen Nachbarn das folgende Schauspiel beobachtete. Erster Akt: Zwar kam der Müllwagen, doch er fuhr nicht wie sonst in die Straße, sondern versuchte es rückwärts, er drehte um und fuhr wieder weg. Zweiter Akt: Dann kam ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes der Stadt Frechen und verteilte Knöllchen, rote Verwarnungszettel wegen Falschparkens, an mehreren Autos. Einige Anwohner parkten ihre Autos daraufhin um. Dritter Akt: Ein anderer Müllwagen erschien, fuhr in die Straße und leerte die Tonnen. Epilog: Ein Mitarbeiter des Ordnungsamtes bestätigte Manfred Nottebrock am Telefon, dass die ausgestellte Verwarnung wegen eines Verstoßes gegen die Straßenverkehrordnung nicht geahndet werde. Was war da los?
Der Stadtbetrieb erklärt, es gebe 55 Straßen in Frechen, die für die Müllfahrzeuge schwierig bis gar nicht zu befahren seien. Mitte 2010 hat der Abteilungsleiter Abfallwirtschaft und Verkehrsleiter, Jürgen Wenniger, alle Straßen besichtigt und vermessen sowie der Stadt einen Katalog von 42 Straßen übergeben, die die Müllwagen des Stadtbetriebs gar nicht mehr oder nur schwierig befahren können. Die Wagen dürfen nur in Straßen fahren, die mindestens eine Durchfahrtsbreite von drei Metern haben. Wenn sie rückwärts in die Straße reinfahren müssen, muss sie sogar 3,55 Meter Platz haben. Diese sogenannte Mindestdurchfahrtsbreite müssen auch Autofahrer einhalten, die am Straßenrand ihre Fahrzeuge parken. Nachdem Ende Januar ein technischer Aufsichtsbeamter der Berufsgenossenschaft auch noch einmal die Straßen in Frechen mit dem Zollstock überprüfte, kamen sogar 55 Straßen zusammen, die diesen Anforderungen nicht entsprechen. Diese Straßen hat der Stadtbetrieb nach eigenen Angaben der Stadt Frechen mitgeteilt, die dafür Sorge trägt, dass die Straßen so befahrbar sind, dass etwa ein Müllauto durchfahren kann und darf.
Laut Stadtbetrieb gibt es rund 20 Straßen, die so schmal sind, dass die Müllfahrzeuge sie gar nicht mehr befahren dürfen, sodass Sammelstellen für die Mülltonnen eingerichtet wurden. In den restlichen rund 35 Straßen gibt es ein Platzproblem, wenn Fahrzeuge dort so parken, dass das Müllfahrzeug nicht mehr durchfahren kann. Zu diesen Straßen gehört auch die Straße In der Fuchshöhle. Auch die Straße Im Jagdfeld, die gleich um die Ecke liegt, ist eine dieser schmalen Straßen. Wie der Pressesprecher der Stadt, Thorsten Friedmann, bestätigte, hat die Stadt die Anwohner Im Jagdfeld bereits persönlich angeschrieben. Zu der Frage, warum dies In der Fuchshöhle nicht auch passierte, erklärt er: „Auch wenn der Stadt diese Straße als problematisch gemeldet war, war ihr diese akute Situation nicht bewusst.“ Zu den Verwarnungszetteln, die verteilt wurden, bevor die Anwohner ähnlich wie in der Straße Im Jagdfeld informiert wurden, sagt er: „Die Menschen brauchen Informationen, die mehr sein sollten als nur eine Verwarnung.“ Dass die falsch parkenden Autos eine Verwarnung erhielten, die nicht geahndet werden soll, konnte der Pressesprecher weder bestätigen noch ausschließen, da der zuständige Beamte nicht im Hause war.
Nur 4,50 Meter breit
Ein Nachmessen mit dem Zollstock vor Ort ergab: In der Fuchshöhle fehlen tatsächlich beispielsweise bei einem Opel Corsa oder einem Ford Fiesta, die jeweils 1,54 Meter breit sind, genau vier Zentimeter Platz, um die Mindestdurchfahrtsbreite von drei Metern zu gewährleisten – denn die Straße ist teilweise nur 4,50 Meter breit. Da das Problem der fehlenden Zentimeter nun erkannt ist, werden die Stadt, der Stadtbetrieb und die Anwohner, die ja irgendwo ihre Autos parken müssen, diese Situation nun zukünftig klären müssen. Denn das nächste Müllfahrzeug kommt am Donnerstag.