Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

NaturschauspielDas Leuchten der Glühwürmchen fasziniert Wanderer im Königsdorfer Forst

4 min
Das Foto zeigt die Besucher und den Naturkundler bei der Glühwürmchenwanderung.

Im Königsdorfer Wald hatte Naturführer Sven von Loga viel Interessantes über Glühwürmchen zu berichten.

Bei einer Glühwürmchenwanderung im Königsdorfer Forst erfuhren die Besucher viel Wissenswertes.

Glühwürmchen sind ziemlich pünktlich und mögen gern einen unaufgeräumten Wald. Denn die meiste Zeit ihres Lebens, genauer gesagt die drei Jahre ihres Larvenstadiums, verbringen die Tierchen im lockeren Waldboden. „Danach verpuppen sie sich, kommen raus und machen das Licht an“, erklärte Geologe und Naturbeobachter Sven von Loga bei einer seiner sommerlichen Nachtwanderungen zur Glühwürmchenbeobachtung im Königsdorfer Forst.

Dabei handelt es sich bei den leuchtenden Insekten gar nicht um Würmer, sondern um Käfer mit der Fähigkeit zur Biolumineszenz. Lediglich das gut zwei Zentimeter lange Weibchen der Gattung Lampyriae (Leuchtkäfer) hat ein wenig Ähnlichkeit mit einem Wurm oder einer Made, denn es besitzt keine Flügel. Nur die deutlich kleineren Männchen fliegen und erfreuen uns in warmen Sommernächten zwischen Mitte Juni und Mitte Juli mit ihrem fast magischen, grünlichen Leuchten.

Naturkundler erklärt in Frechen, warum und wie Glüchwürmchen leuchten

„Es gibt in Deutschland drei Arten von Glühwürmchen, aber nur die Männchen des Kleinen Leuchtkäfers fliegen und können Licht erzeugen“, so von Loga weiter. „Die Herren der Großen und Kurzflügel-Leuchtkäfer fliegen auch, aber wir sehen sie nicht. Bei diesen Arten leuchten nur die flugunfähigen Weibchen am Boden, um die Männchen anzulocken.“

Wie sie das machen, erklärte der Naturbeobachter den knapp 30 Teilnehmern der Wanderung ebenfalls. „Die Tierchen erzeugen das Leuchten in einem komplizierten chemischen Prozess durch den Abbau einer Carbonsäure namens Luciferin. Dabei wird fast die ganze Energie in Licht umgewandelt und nur ein kleiner Teil in Wärme. Deshalb bleiben die Würmchen kalt.“ Man könne die Tiere problemlos auf die Hand nehmen. Auch beißen würden sie nicht.

Das Foto zeigt grünlich leuchtende Spuren der Glühwürmchen im Königsdorfer Forst.

Mit einer guten Kamera und Langzeitbelichtung kann man die leuchtenden Spuren der Glühwürmchen im Flug einfangen.

„Wenn die Glühkäfer ausschwärmen, fressen sie nicht mehr.“ In dieser Lebensphase gehe es den Insekten nur noch um die Partnersuche, Paarung und Eiablage. Danach ist ihr Entwicklungszyklus abgeschlossen und sie sterben. Die Larven allerdings haben während ihrer dreijährigen Entwicklung am Waldboden einen umso größeren Appetit – vor allem auf Schnecken.

Diese Erklärung des Naturkundlers sorgte bei der Besuchergruppe für pures Erstaunen. So kleine Tierchen fressen ganze Schnecken? „Tatsächlich verfügen Glühkäferlarven über ein Gift, mit dem sie die Kriechtiere lähmen und nach und nach auffressen. Das kann schon mehrere Tage dauern.“

Tief im Königsdorfer Forst fühlen die Leuchtkäfer sich wohl

Nach einigen weiteren Erläuterungen zur Lebensweise der Leuchtkäfer führte Sven von Loga seine Gruppe noch etwas tiefer in den Königsdorfer Forst. „Glühwürmchen sind ziemlich standorttreu, und ich denke, dort werden wir viele sehen können.“ Und tatsächlich: Pünktlich zur Dämmerung tauchten erste Lichtpunkte zwischen den Bäumen am Rand einer Lichtung auf, dann immer mehr, und plötzlich schienen sie überall zu schweben. Kein Wunder, dass Menschen in früheren Jahrhunderten sie für Elfen, die Seelen Verstorbener oder je nach Region für gute oder böse Omen hielten.

Auf dem Bild ist ein Glühwürmchen auf einer Hand-Innenfläche zu sehen.

Die Leuchtkäfer lassen sich relativ leicht fangen und genauer betrachten.

Die Kinder an diesem Sommerabend waren vielmehr fasziniert von den Insekten und hatten viel Spaß daran, die Glühkäfer vorsichtig einzufangen und auf der Hand näher zu betrachten. Deutlich waren dabei die Männchen und Weibchen zu unterscheiden. Manche glühten sogar weiter, und die beiden grünlichen Leuchtelemente am Hinterleib waren zu erkennen.

Auf dem Bild sind zwei Jungen zu sehen, die ein Glühwürmchen betrachten, das auf einer  Handinnenfläche sitzt.

Die Leuchtkäfer lassen sich relativ leicht fangen und genauer betrachten.

„Wir haben heute Abend das perfekte Glühwürmchenwetter, warm und noch etwas feucht“, freute sich Sven von Loga mit seiner Besuchergruppe, die sich gar nicht satt sehen konnte auch den Hunderten von sanft schwebenden Lichtpunkten zwischen den dunklen Baumsilhouetten. Überhaupt sei es wohl ein gutes Jahr, um die Tiere zu beobachten.

Der warme Sommer locke die Männchen zu ausgedehnten Paarungsflügen hervor. „Wenn es kühl und nass ist, bleiben sie sitzen und schwärmen nicht aus“, so von Loga. Doch ebenso pünktlich, wie sie aufgetaucht sind, verschwanden die Leuchtkäfer gegen 23 Uhr wieder. Noch einzelne glühten zwischen den Bäumen und Büschen, dann wurde es für diese Nacht dunkel auf der Glühwürmchenlichtung.

Mehr Informationen hält der Naturkundler auf seiner Internetseite bereit.


Das Leuchten als Warnung

Biolumineszenz oder auch Biofluoreszenz bezeichnet die Fähigkeit von Organismen, selbstständig oder mithilfe von speziellen Bakterien Licht zu erzeugen und abzugeben. Das geschieht durch chemische Prozesse und hat verschiedene Gründe, wie das Anlocken von Beute oder Partnern, Kommunikation oder Abschreckung und Warnung.

Die meisten leuchtenden Tiere sind im Wasser zu finden, zum Beispiel Anglerfische und Kopffüßer in der Tiefsee, Quallen, Schnecken oder auch Korallen. Für ganze Wolken von Licht, das sogenannte Meeresleuchten, sorgt fluoreszierendes Plankton. An Land leuchten unter anderem Pilze, diverse Einzeller oder auch Bakterien, entweder für sich oder in Symbiose mit Tieren.