„Mehr Herzinfarkte“Wie ein Schlafmediziner die Zeitumstellung beurteilt

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Der Schlafmediziner Dr. Michael Feld in seiner Praxis in Frechen-Königsdorf.

Der Schlafmediziner Dr. Michael Feld in seiner Praxis in Frechen-Königsdorf.

Michael Feld aus Frechen spricht im Interview darüber, welche gesundheitlichen Folgen die Zeitumstellung haben kann.

In der Nacht zum Ostersonntag sind die Uhren um eine Stunde vorgestellt. Bis Ende Oktober gilt dann die Sommerzeit. Mit dem Schlafmediziner Dr. Michael Feld, der eine Privatpraxis in Frechen führt und das Schlaflabor am St.-Katharinen-Krankenhaus in Frechen betreut – künftig auch das am St.-Hubertus-Stift in Bedburg –, spricht Andreas Engels darüber, wie die Zeitumstellung den Schlafrhythmus stört und was man dagegen tun kann.

Am Wochenende werden die Uhren umgestellt. Die Nacht zum Sonntag ist dadurch eine Stunde kürzer. Wie stark beeinflusst das den Schlafrhythmus?

Man kann so sagen, dass etwa 30 Prozent der Leute relativ sensibel darauf reagieren. Die spüren eine Stunde und brauchen wirklich ein paar Tage bis eine Woche, bis sie sich wieder umgestellt haben. Sie merken, dass sie müde sind oder dünnhäutig oder gereizt. Die meisten haben aber keine Probleme.

Welche gesundheitlichen Folgen kann das haben?

Für also für die meisten Leute hat es keine gesundheitlichen Folgen, aber für Patienten, die schon Herz-Kreislauf-Erkrankungen haben, die etwa einen Herzinfarkt oder Schlaganfall hatten oder kurz davor stehen, kann das anders sein. Wir wissen, dass nach der Umstellung der Uhr auf Sommerzeit für bis zu drei Wochen die Herzinfarkt- und Schlaganfallraten hochgehen. Und wir wissen, dass, wenn die Uhr im Winter wieder zurückgestellt wird, die Rate wieder runtergeht. Ähnlich ist es übrigens bei Depressionserkrankungen.

Dann ist es ein Unterschied, ob die Uhr vor- oder zurückgestellt wird?

Statistisch ist das tatsächlich so. Warum genau, haben wir noch nicht in allen Details verstanden.

Wenn man Probleme hat – was kann man tun, um den Schlafrhythmus wieder ins Gleichgewicht zu bekommen?

In der Regel muss man das am besten einfach aussitzen. Ja, es gibt auch Leute, die behaupten, man könnte vorbeugen, indem man schon eine Woche vorher zehn Minuten früher aufsteht oder später. Die meisten von uns müssen das wohl einfach aushalten, und nach einer Woche ist wieder alles gut. Wer vorerkrankt ist und etwa Blutverdünner nimmt, sollte allerdings darauf achten, dass er seine Tabletten pünktlich nimmt. Dann lieber etwas früher aufstehen und die Tabletten zu der Zeit nehmen, wenn man sie sonst auch nimmt, und sich dann innerhalb einer Woche an die neue Zeit anpassen.

Man hört ja oft Tipps wie: spazieren gehen und viel Tageslicht würden helfen.

Also was ja generell gesundheitsförderlich ist, ist tatsächlich raus an die frische Luft. Vielleicht Sport machen, um sich schneller zu gewöhnen. Aber wer sensibel auf die Zeitumstellung reagiert, hat die Probleme dann oft trotzdem.

Merken Sie die Zeitumstellung in ihrer Praxis? Kommen dann mehr Patienten mit Schlafstörungen?

Ja, das merke ich schon. Das sind so zehn Prozent mehr Patienten, die dann kommen. Das sind meist diejenigen, die eh schon schlecht schlafen und die dann besonders sensibel auf die Zeitumstellung reagieren.

Schlafen Sie selbst nach der Zeitumstellung schlechter?

Also ich bin tatsächlich anfangs ein bisschen kaputter, aber zum Glück stecke ich es meistens ganz gut weg.

Was halten Sie denn generell davon, dass die Zeit zweimal im Jahr umgestellt wird?

Da gibt's ja immer wieder Diskussionen drüber. Die Idee bei der Einführung war ja, dass man Energie spart, wenn es im Sommer abends länger hell ist und man weniger Strom verbraucht. Das hat sich nicht bewahrheitet. An sich hat die Zeitumstellung nichts gebracht.

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