„Bestimmt 50-mal angerufen“98-jähriger Rollstuhlfahrer erhebt Vorwürfe gegen Stadt

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Mehrfach hat sich Rollstuhlfahrer Wilhelm Schunk bei der Stadt beschwert. Der 98-Jährige fühlt sich hingehalten.

Mehrfach hat sich Rollstuhlfahrer Wilhelm Schunk bei der Stadt beschwert. Der 98-Jährige fühlt sich hingehalten.

Hürth-Efferen – Ein mobiles Toilettenhäuschen, umstellt von Bauzäunen, blockiert seit Monaten den Gehweg vor einer Baustelle auf der Kalscheurener Straße. Weil dort kein Durchkommen ist, werden Fußgänger per Verkehrsschild aufgefordert, die Straßenseite zu wechseln. Doch für Wilhelm Schunk ist das nicht so einfach. Der 98-jährige Anwohner sitzt im Rollstuhl, für ihn bedeutet das Hindernis Umwege von mehreren Hundert Metern. Seit Wochen fordert er Abhilfe von der Stadt – erfolglos.

Bis Februar noch kam der frühere stellvertretende Betriebsleiter der Wasserwerke noch ohne größere Probleme auf dem Weg zum Arzt, zur Apotheke oder zum Einkaufen an der Baustelle vorbei. Doch seit einem häuslichen Unfall im Februar ist der rüstige Senior auf den Rollstuhl angewiesen. Die Straßenseite kann er seitdem nur an bestimmten Stellen ohne Hilfe überqueren – nämlich dort, wo der Bordstein abgesenkt ist.

Unpassierbar ist der Gehweg vor der Baustelle an der Kalscheurener Straße. Dort errichtet ein privater Bauherr ein Gebäude.

Unpassierbar ist der Gehweg vor der Baustelle an der Kalscheurener Straße. Dort errichtet ein privater Bauherr ein Gebäude.

Die letzte Möglichkeit, vor der Baustelle über die Kalscheurener Straße zu kommen, befinde sich einige Meter vor der Einmündung der Max-Ernst-Straße, erklärt Schunk. An der Straßeneinmündung sind die Bordsteine aber zu hoch, sodass Schunk mit dem Rollstuhl weit in die Max-Ernst-Straße hineinfahren muss, bevor er queren und wieder herausfahren kann. „Das ist für mich sehr anstrengend“, sagt er.

Versprechen (noch) nicht gehalten

Von der Stadt fühlt er sich hingehalten. „Ich hab bestimmt 50-mal angerufen“, sagt Schunk, der jedes Telefonat in den vergangenen zwei Monaten notiert hat. Oft habe er niemanden erreicht, dann sei er vom einen an den anderen Mitarbeiter verwiesen worden. Schließlich habe ihm der zuständige Mitarbeiter versprochen, sich zu kümmern. „Passiert ist nichts“, klagt der Efferener. „Ich ärgere mich darüber, dass sich die Stadt sich nicht um die Interessen der Rollstuhlfahrer bemüht“, so Schunk. „Das Klohäuschen hätte man doch bestimmt anderswo auf der Baustelle aufstellen können.“

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Verwaltungssprecher Willi Pütz widerspricht: „Der Bauleiter hat uns dargelegt, dass es keinen anderen Platz für das Klohäuschen gibt.“ Deshalb hätten die Stadtwerke die Sondernutzung des Gehwegs genehmigt, das Ordnungsamt habe Schilder aufgestellt. Über die Sondernutzung werde im Einzelfall entschieden. „Wir haben uns die Situation angeschaut“, so Pütz. Zwar bemühe sich die Verwaltung, die Belange aller Betroffenen zu berücksichtigen, das sei aber nicht immer möglich. Immerhin hat Pütz eine gute Nachricht für den Rollstuhlfahrer: Die Genehmigung ende am 31. August. Am Wochenende müsse das Klohäuschen verschwinden.

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