GleuelDas Familienunternehmen Foto-Schnitzler ist 80 Jahre alt

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Hürth-Gleuel – Es ist ein runder Geburtstag, den das Gleueler Familienunternehmen Anfang dieses Monats feiern konnte: Die Firma Foto-Schnitzler wurde 80 Jahre alt. Gegründet wurde es von Heinrich Schnitzler, der am 1. August dieses Jahres 110 Jahre alt geworden wäre.

Der gebürtige Gleueler, der nach dem Volksschulbesuch zum Schreiner ausgebildet wurde, interessierte sich schon sehr früh für Geschichte und Heimatkunde, wie es früher hieß. In dem 1985 von ihm zum 50-jährigen Bestehen der Ortsgemeinschaft Hürth-Gleuel herausgegebenen Buch „Gleuel und seine Vereine in alten Bildern“ beschrieb Schnitzler seinen Werdegang. Schon als Lehrling sparte er auf eine Plattenkamera, mit der er dann, soweit es das Taschengeld zuließ, die Geschehnisse im Ort auf den teuren Glasnegativen festhielt.

„Ich musste gute Fotos machen, damit ich schon mal etwas nebenbei verdienen konnte“, erinnerte er sich damals. Durch Experimentieren, Studieren der einschlägigen Literatur und dem Besuch von Fotokursen in Köln brachte sich Heinrich Schnitzler die erforderlichen Fertigkeiten bei. Am 2. Juli 1927 stellte ihm in Hermülheim der Gemeinde Hürth die „Bescheinigung über die Anmeldung eines Gewerbebetriebes“ aus und erlaubte sie ihm damit „den Verkauf von photographischen Artikeln und Erzeugnissen im Umherziehen in der Gemeinde Hürth“.

Am 1. September 1939 wollte Schnitzler den Schreinerberuf an den Nagel hängen und als Fotograf richtig einsteigen, doch da brach der Krieg aus, und 14 Tage später wurde er in einen Rüstungsbetrieb dienstverpflichtet. Im Februar 1945 zerstörte eine US-Bombe das Haus der Familie. Schnitzlers Frau starb, seine Tochter Gundi überlebte den Angriff im Luftschutzkeller. Erhalten blieb in dem Keller sein Gesellenstück, ein Bücherschrank, in dem er auch seine Fotos aufbewahrte.

Nach dem Krieg wurde das Haus wieder aufgebaut, und auch die Kamera nahm Heinrich Schnitzler bald wieder in die Hand. Sein Foto-Studio hatte er anfangs auf dem Speicher. Tochter Gundi machte eine Fotografenlehre und 1963 ihren Meister. Erst 1992, nach dem Tod Heinrich Schnitzlers, übernahm sie die Firma. Inzwischen hatte auch die älteste Tochter Aenni den Beruf erlernt und 1983 ihre Meisterprüfung abgelegt.

Firmengründer Heinrich Schnitzler im Jahr 1987 auf der Feier seines 80. Geburtstages.

Firmengründer Heinrich Schnitzler im Jahr 1987 auf der Feier seines 80. Geburtstages.

Gemeinsam betrieben Mutter und Tochter das Familienunternehmen, das in den folgenden Jahren durch viele internationale Auszeichnungen bei Fotoausstellungen und Wettbewerben auf sich aufmerksam machte. Noch heute schmücken viele alte Kameras und andere Relikte der frühen Fotografenzeit die Geschäftsräume an der Bergmannstraße.

Ein Einschnitt für die Familie Schnitzler war natürlich die Umstellung von der analogen Fotografie auf das Digitalzeitalter Anfang des neuen Jahrtausends. „Anfangs machten wir alles noch parallel, weil wir noch nicht genug Erfahrung gesammelt hatten“, erinnert sich die heutige Chefin, Aenni Müllenmeister (57). „Wir haben damals viel Lehrgeld zahlen müssen.“ Dann aber wurde 2004 der Chemie- und Laborbereich abgebaut, Computer, Drucker, Scanner und andere spezielle Geräte nahmen den Platz ein. Und die Rollfilmkameras wurden durch digitale Apparate ersetzt.

Schwerpunkt der heutigen Auftragsarbeiten seien Porträts, Hochzeiten würden immer weniger, sagt Müllenmeister. Aber es kämen auch neue Geschäftsfelder hinzu. So mehrten sich die Anfragen nach Dessous- oder Aktfotos. Beliebt seien inzwischen auch Bauch-Abbildungen werdender Mütter.

Anfangs sei sie mit Skepsis daran gegangen, doch der Kunde bestimme letztendlich die Richtung. Ein Dauerbrenner seien gute Passfotos.

Müllenmeister: „Wir fotografieren alles rund um den Menschen, von Jung bis Alt.“ Ihr Lieblingsthema waren und sind Kinder vor der Kamera: „Wenn ich dann in die strahlenden Augen der Kleinen schaue, bin ich glücklich.“

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