Die Stadt tut nach Meinung der Initiatoren eines Bürgerantrags zu wenig gegen versiegelte Vorgärten. Jetzt entscheidet der Umweltausschuss.
KlimaschutzHürther Agenda-Verein fordert härteres Durchgreifen gegen Schottergärten

Mehr Einsatz gegen Schottergärten fordern Sebastian Schöne, Heinz Flüthmann, Michaela Breit, Eleonore Meinhardt, Annette Burland und Peter Zens von der Stadt.
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Weit muss man nicht durch die Hürther Straßen gehen, bevor man auf den ersten geschotterten Vorgarten trifft. Zwar schreibt die zuletzt Anfang 2024 noch einmal verschärfte Landesbauordnung schon lange vor, dass solche Freiflächen auf Baugrundstücken in der Regel nicht versiegelt werden dürfen – also auch nicht mit Schotter versehen. Dennoch gibt es in Hürth zahlreiche Schottergärten. Mit einem Bürgerantrag fordern Mitglieder des Agenda-Vereins die Stadtverwaltung auf, schärfer dagegen vorzugehen.
Im Kampf gegen Schottergärten wissen die Initiatorin Eleonore Meinhardt und ihre Mitstreiterinnen und Mitstreiter viele Hürther hinter sich. Innerhalb weniger Tage trugen sie 765 Unterschriften zusammen. „Hätten wir mehr Zeit gehabt, wären es mehrere Tausend geworden“, ist sie überzeugt. Auch an einem Infostand auf dem Gertrudenhof von Landwirt Peter Zens, der sich für Nachhaltigkeit einsetzt und die Initiative unterstützt, wurden Unterschriften gesammelt.
Agenda Hürth: Wohngebiete heizen sich durch Schottergärten auf
„Wir leben im Klimawandel und sollten jede Möglichkeit nutzen, etwas gegen die Folgen zu tun“, meint die frühere Berufsschullehrerin Meinhardt. Schottergärten würden dazu führen, dass sich Wohngebiete im Sommer stark aufheizen, und sie böten Pflanzen, Tieren und Insekten keinen Lebensraum. Außerdem stellten versiegelte Flächen eine Gefahr bei Starkregenereignissen dar, weil Niederschlagswasser in Schottergärten schlecht versickern könne und damit die Kanalisation überlaste. Die Folge seien Überschwemmungen und vollgelaufene Keller.
Damit es auf Schotterflächen künftig grünt und blüht, setzen die Einwender zum einen auf Aufklärung und Dialog. Bereits 2018 habe die Agenda mit dem Umweltverband BUND und der Stadt ein Faltblatt herausgebracht, sagt Sebastian Schöne. Auch die Initiative für mehr Artenvielfalt, zu dem sich Kreis, Kommunen und die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft zusammengeschlossen haben, informiert in einer Broschüre über die Umgestaltung von Schottergärten in pflegeleichte, naturnahe Vorgärten.
Landwirt Peter Zens fordert Konzept gegen Flächenversiegelung
Doch das allein reicht den Initiatoren des Bürgerantrags nicht. Sie fordern auch, dass die Stadt das Verbot von Schottergärten konsequent durchsetzt – nicht nur bei Neubauten. „Es braucht Klarheit, Transparenz und ein Konzept“, sagt Landwirt Zens. „Da muss eine Verbindlichkeit her, sonst ändert sich nichts.“ Gerade in einem verdichteten Raum wie in Hürth mit hoher Nachfrage nach Gewerbeflächen und Bauland sei es wichtig, vorhandene Freiflächen zu sichern und dadurch etwas für den Klimaschutz vor Ort zu tun. Zens: „Das ist ja auch eine Frage von Lebensqualität.“
„Die Gesetze müssen endlich umgesetzt werden“, fordert Eleonore Meinhardt. Das bedeute auch, vorhandene Schottergärten zu erfassen und den Rückbau anzuordnen. Sie verweist auf das Beispiel der Stadt Herford in Ostwestfalen, die entschieden und mit Erfolg gegen Schottergärten vorgehe.
Die Stadtverwaltung sieht indes die Forderung, den Rückbau vorhandener Schottergärten durchzusetzen, kritisch. Zur Erfassung fehlten die technischen Voraussetzungen, außerdem müsse jeweils nachgewiesen werden, wann die Fläche versiegelt wurde und ob das zum damaligen Zeitpunkt nicht doch planungsrechtlich zulässig gewesen sein könnte. Der Hauptausschuss folgte dem Verwaltungsvorschlag, den Bürgerantrag zurückzuweisen, allerdings nicht und verwies ihn in den Planungs- und Umweltausschuss, der sich am Dienstag, 6. Mai, damit befassen wird (18 Uhr, Bürgerhaus).