Hürther WirtschaftspreisGertrudenhof zum Erlebnisbauernhof gemacht – Landwirt Peter Zens ausgezeichnet

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Das Foto zeigt Landwirt Peter Zens mit der Urkunde. Er ist Träger des Wirtschaftspreises des Arbeitskreises Hürther Wirtschaft.

Landwirt Peter Zens (mit Urkunde) ist Träger des Wirtschaftspreises des Arbeitskreises Hürther Wirtschaft. Der AWH-Vorsitzende FIdelis Thywissen überreichte ihm auch die Leugenstein-Skulptur.

Der studierte Landwirt hat aus dem ehemals konventionellen Betrieb einen Erlebnisbauernhof gemacht. 200.000 Gäste kommen jedes Jahr.

Peter Zens ist Träger des Hürther Wirtschaftspreises, den der Arbeitskreis Wirtschaft Hürth (AWH) nach dreijähriger Pandemie-Pause wieder vergeben konnte.

Vor knapp 100 geladenen Gästen im Saal des H+-Hotels würdigte der AWH-Vorsitzende Fidelis Thywissen beim Frühjahrsempfang das unternehmerische Schaffen, aber auch den ehrenamtlichen Einsatz des studierten Landwirts, der aus dem Gertrudenhof, „dem ehemals konventionellen Betrieb seiner Großeltern und Eltern, einen Erlebnisbauernhof gemacht hat.“

Thywissen sagte in seiner Laudatio auf den inzwischen 28. Wirtschaftspreisträger, er erinnere sich an seine ersten Begegnungen mit „Klein-Peter“, der im grünen Zelt vor dem elterlichen Hof nebenbei Kartoffeln und Tulpen angeboten und gleichzeitig Lateinvokabeln gebüffelt habe. „Verkaufen konnte er schon damals ausgezeichnet“, so Thywissen. Heute locke der Gertrudenhof über 200.000 Gäste im Jahr auch von weither an. „Er hat sich zum blühenden Wahrzeichen von Hürth entwickelt“, so Thywissen.

Unter dem Jungbauern stieg der Familienbetrieb in die Direktvermarktung ein

1964 wurde der Gertrudenhof, ein Ableger des Familienbetriebs Draaf, von der Luxemburger Straße in der Ortsmitte an die Lortzingstraße umgesiedelt. Zens’ Großvater Peter Winkelhag und seine Frau Katharina Draaf hatten zunächst auch Schweine gehalten.

Nach der Hochzeit von Tochter Gertaliese mit Hubert Zens habe sich die Familie auf die klassische Landwirtschaft konzentriert, allerdings schon mit besonderen Kulturen wie Kartoffeln und Tulpen, berichtete Thywissen. Dafür habe auch Sohn Peter ein Faible entwickelt, der nach dem Abitur Agrarwissenschaft mit dem Schwerpunkt Obst- und Gemüseanbau studierte und den Hof seit 2014 selbst führt.

Unter dem Jungbauern stieg der Familienbetrieb in die Direktvermarktung ein. In einer Produktionshalle wurde der erste Hofladen eingerichtet. Nach Abschluss des Studiums gründete Zens den Schulbauernhof, in dem heute mehrere Tausend Kindergarten- und Schulgruppen pro Jahr das Säen und Ernten erleben und viel über gesunde Lebensmittel erfahren.

Das Foto zeigt Peter Zens in einem Tulpenfeld auf dem Gertrudenhof.

Peter Zens hat den Bauernhof zu einer Erlebniswelt für Kinder und Erwachsene umgebaut.

Inzwischen ist der Bauernmarkt auf 1200 Quadratmeter angewachsen, auf dem Gertrudenhof werden Produkte von der eigenen Scholle und von regionalen Betrieben angeboten, es gibt Hofcafé und Grillstation. Dazu kommt ein 2,5 Hektar großes Erlebnisgelände mit Schaukeln und Hüpfburg.

Schulklassen bekommen Führungen um die Gemüsefelder, in der Strohscheune werden Kinderfeste gefeiert. Eine Attraktion ist der Gnadenhof-Streichelzoo mit 200 Tieren, davon 60 Großtiere. Dafür müsse der Familienbetrieb, in dem die Eltern weiter mitarbeiten, 15.000 Euro im Monat aufbringen.

Zum unternehmerischen Ideenreichtum des Landwirts zählte Laudator Thywissen originelle Aktionen wie „Call the Lama“, die dem Gertrudenhof mit seinen 60 Beschäftigten über die Corona-Pandemie geholfen habe. So wurden gegen eine Spende Gnadenhoftiere, darunter das Lama, in Internet-Videokonferenzen zugeschaltet. Thywissen sprach auch den ehrenamtlichen Einsatz an. Zens engagiere sich für ökologisch orientierten Landbau, für die Artenvielfalt und gegen Lebensmittelverschwendung.

Ich bin unglaublich dankbar, dass ich so ein tolles Team habe
Peter Zens

Peter Zens bedankte sich für die Auszeichnung, die aber nicht ihm allein gebühre. „Jeder Betrieb ist nur so gut wie seine Mitarbeiter“, sagte Zens, der neben seinen Eltern und seiner Lebensgefährtin Dana Does auch sein Führungsteam mitgebracht hatte. „Ich bin unglaublich dankbar, dass ich so ein tolles Team habe.“ Hinter dem Erfolg des Gertrudenhofs stünden 60 Mitarbeiter, „die das jeden Tag mit ganz viel Leidenschaft machen“.

Gastredner beim Frühjahrsempfang war der Hauptgeschäftsführer der IHK Köln, Uwe Vetterlein. Er warnte   vor Gefahren für den Wirtschaftsstandort. „In den nächsten zwei Jahren entscheidet sich, ob NRW ein Industrieland bleibt oder nicht“, so Vetterlein. Größte Herausforderungen im Rahmen des Strukturwandels seien die Sicherheit der Energieversorgung und die Schaffung neuer Arbeitsplätze.

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