Einsatz in Arztpraxis beendetBriefumschlag mit unbekannter Substanz in Hürth gefunden

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Feuerwehrleute in Sicherheitsanzügen und mit Atemschutzmasken sichern in Plastiksäcken Material aus der Arztpraxis.

Großeinsatz von Polizei und Feuerwehr: Die Ernst-Reuter-Straße ist aktuell zwischen der Kölner und der Bachemer Straße voll gesperrt.

In einer Arztpraxis in Hürth wurde ein Brief mit einer unbekannten Substanz und einem Bekennerschreiben gefunden. Später gab es Entwarnung: Der Stoff sei harmlos.

Ein Briefumschlag mit einer verdächtigen Substanz hatte am Donnerstag einen Großeinsatz von Feuerwehr und Polizei zur Folge. Eine Mitarbeiterin einer Zahnarztpraxis an der Ernst-Reuter-Straße hatte den Umschlag geöffnet und gegen 8 Uhr die Polizei verständigt. Die Beamten alarmierten die Feuerwehr und sperrten das Gebiet großräumig ab.

In dem Umschlag befanden sich nach Angaben von Thomas Held, Sprecher der Kreispolizeibehörde, ein – wie sich später herausstellte, harmloses – weißes Pulver und ein Notizzettel. Weil zunächst jedoch unklar war, um welchen Stoff es sich handelte und ob von dem Pulver Gefahren für die Bevölkerung ausgehen, löste die Feuerwehr ABC-Alarm aus und rückte mit einem Großaufgebot an.

Brief mit unbekannter Substanz in Hürther Arztpraxis gefunden – 14 Menschen dürfen Praxis nicht verlassen

„Wir mussten von einer Bedrohungslage ausgehen“, sagt der Hürther Feuerwehrchef Michael Mund. Einsatzkräfte der Feuerwehr betraten die Praxis in Chemieschutzanzügen und sicherten den Umschlag. Auf der Straße vor dem Haus wurde eine mobile Dusche zur Desinfektion der Feuerwehrleute in ihren Schutzanzügen aufgebaut.

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14 Menschen – Mitarbeiter und Patienten – durften die Praxis zunächst aus Sicherheitsgründen über mehrere Stunden nicht verlassen. „Die Personen könnten mit der Substanz in Berührung gekommen sein“, erläuterte Polizeisprecher Held am Vormittag. Neben Notärzten und Sanitätern kümmerte sich auch ein Notfallseelsorger um die Menschen in der Praxis.

Ernst-Reuter-Straße in Hürth für Einsatz gesperrt

Auf der abgesperrten Ernst-Reuter-Straße reihten sich die Einsatzfahrzeuge der Feuerwehr, dazu Notarzt- und Rettungswagen aus dem gesamten Rhein-Erft-Kreis auf, deren Besatzungen sich bereithielten, um im Bedarfsfall medizinische Hilfe zu leisten. Allerdings habe niemand in der Praxis Symptome gezeigt, sagt Feuerwehrchef Mund, der den Einsatz mit 80 Feuerwehrleuten aus Hürth, Frechen und Köln leitete.

Auch auf dem Schulhof der benachbarten Brüder-Grimm-Grundschule wurden Einsatzfahrzeuge abgestellt. Der Unterricht konnte aber weitergehen. „Die Feuerwehr hat uns darüber informiert, dass für uns keine Gefahr besteht“, berichtete Schulleiterin Johanna Friedrich. „Wir sollten nur den Pausenhof nicht nutzen und haben die Pause drinnen verbracht.“ Sie habe den 240 Schülerinnen und Schüler die Lage erklärt und eine E-Mail mit Informationen an die Eltern geschickt.

Die Hürther Wehr zog Spezialisten von der analytischen Taskforce der Feuerwehr aus Köln hinzu, die mit einem Mini-Labor in einem Container anrückten, um das Pulver zu analysieren. „So muss der möglicherweise gefährliche Stoff nicht erst durch die halbe Stadt transportiert werden“, sagt Polizeisprecher Held. Auch Spezialisten für Biokampfstoffe aus Essen wurden hinzugezogen.

Nach Alarm in Hürth: Staatsschutz übernimmt Ermittlungen

Gegen 13 Uhr stand dann fest, dass das Pulver ungefährlich war. Um welche Substanz es sich handelt, konnte Mund nicht sagen. „Wir können nach der Analyse aber ausschließen, dass es sich um ein chemisches oder biologisches Kampfmittel oder einen hochtoxischen Stoff handelt.“

Der Umschlag sei den Ermittlungsbehörden zugeleitet worden. Inzwischen hat der Staatsschutz in Köln die Ermittlungen übernommen. Dass es sich bei dem handgeschriebenen Notizzettel, der sich in dem Umschlag befand, um ein Bekennerschreiben mit islamistischem Hintergrund handeln soll, wie vor Ort zu hören war, wollte Kreispolizeisprecher Held weder bestätigen noch dementieren.

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