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Spielbetrieb im April eingestelltNeue Hoffnung für das Programmkino in Hürth

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Die beiden Männer stehen vor einer Glasscheibe, darüber die Aufschrift: CP Lichtspielfreunde Hürth.

Zum Umzug gezwungen ist Hürths Minikino, berichten Michael Conzen und Jörg Ludwig (r.) von den CP Lichtspielfreunden.

Eine Sanierung des alten Gebäudes ist nicht zu erwarten, aber das kleine Kino könnte innerhalb der Hürther Nachbarschaft umziehen.

Ob aktuelle Filme, vergessene Meisterwerke, Klassiker, Dokumentarisches oder Künstlerisches - bei den CP Lichtspielfreunden Hürth geht es nicht nur um die Filmprojektion eines „alten Kinos“, sondern auch um die Menschen davor, die in dem kleinsten Programmkino in NRW mit 24 Zuschauerplätzen eine familiäre Atmosphäre erleben.

Nach Vorführungen wird hier oft leidenschaftlich diskutiert, gelacht oder bei bedrückenden Filmen auch einfach mal geschwiegen. Der Verein steht nun vor einer großen Bewährungsprobe. Wasserschäden und bauliche Mängel zwingen ihn zum Umzug. Und dafür sucht er dringend Hilfe und Unterstützung, denn die Geschichte des Kinos in Efferen soll weitergehen, wünschen sich der Vereinsvorsitzende Jörg Ludwig und der Geschäftsführer Michael Conzen.

Die Geschichte des „Cinema Paradiso“ in Hürth begann im Keller

Sie begann in einem Fahrradkeller in Gleuel im Jahr 2009. Dort zeigte Filmfan Michael Eßer, der bis zum Einsetzen der Digitalisierung als Filmvorführer arbeitete, einmal im Monat Freunden ausgesuchte Kinofilme - erst von der DVD, später auch auf einem im Internet ersteigerten tragbaren 35-Millimeter-Projektor aus der DDR. Daraus gingen 2016 die CP Lichtspielfreunde Hürth hervor.

Das „CP“ im Vereinsnamen steht dabei für „Cinema Paradiso“, benannt nach dem italienischen Filmklassiker, in dem ein kleiner Junge eine ähnliche Vorliebe für Film und Kino besaß. Bei der Suche nach einem Klublokal wurden die 13 Gründungsmitglieder damals im ehemaligen Schuhhaus Neunzig an der Bachstraße fündig. Hier richteten sie liebevoll das Minikino mit einem gemütlichen Vorführraum, einer Theke im urigen Foyer, Archiv- und Büroflächen ein. Dafür holten sie Kinosessel, Leinwand, Aufsteller aus einem Kino bei Berlin, das den Betrieb eingestellt hatte.

Spielbetrieb wurde im April eingestellt

Heute treibt der Anblick der Räume Ludwig und Conzen Tränen in die Augen. Der Vermieter sei nach der Pandemie in eine finanzielle Schieflage geraten. Seit langem bezahle er keine Rechnungen mehr für nötige Handwerksarbeiten oder Versicherungsbeiträge, erzählen die beiden Cineasten. „Beim Neubau des Nachbargebäudes vor vier Jahren wurde das Dach unseres Ladens beschädigt und seitdem stehen große Räume bei Regen immer wieder unter Wasser. Im Büro ist ein Ast eingeschlagen, davon zeugt noch ein Schaden an der Decke“, erzählt Conzen.

„Zudem ist das Dach von außen mit Asbestplatten abgedeckt, bei denen die akute Gefahr besteht, dass sich Fasern lösen und in die Räume gelangen können. Der Vermieter ist seit Monaten nicht mehr erreichbar. Eine Sanierung ist nicht zu erwarten“, berichtet er weiter. Der Spielbetrieb wurde im April eingestellt, was dem Verein einen Verlust von 4000 Euro bescherte.

Das kleine Kino könnte in der Nachbarschaft bleiben

Die gute Nachricht ist, es gibt ein neues Ladenlokal in unmittelbarer Nachbarschaft, in das das Kino nach Gesprächen mit dem Eigentümer einziehen könnte, erzählt Ludwig. „Wenn alles klappt, soll im September der Rückbau des alten Kinos erfolgen, im Oktober könnten die neuen Räume renoviert und im November eine Wiedereröffnung erfolgen“, freut er sich. „Aber für dieses neue Zuhause benötigen wir nicht nur Kisten, helfende Hände, sondern auch handwerkliche und finanzielle Unterstützung“, betont er. Ein Hürth ohne dieses kleine Kino, ohne diesen Kulturbetrieb, kann er sich gar nicht vorstellen.

Zudem möchte der inzwischen 330 Mitglieder zählende Verein die lokale Künstlerszene fördern und Flächen für Ausstellungen zur Verfügung stellen. Auch Vorträge, Kleinkunst, Kabarett oder Figurentheater sind vorstellbar. Im Mittelpunkt steht aber das Kino. Neben analoger und digitaler Technik wird auch ein Super-8-Projektor genutzt. „Aus privaten Vorstellungen hat sich hier ein öffentliches Kino entwickelt. Aber wir spielen ehrenamtlich und nichtgewerblich. Es gibt keine Eintrittspreise, sondern eine Spardose“ erläutert Conzen das Konzept. Jeder Gast kann geben, was er möchte.

Und natürlich gehören zu den Filmvorführungen Popcorn, „das wir selbst getestet haben und dann jeweils dazukaufen, und Eiskonfekt. Sonst ist das doch kein richtiger Kinobesuch“, findet Ludwig und lacht.

Kontakt zu den CP Lichtspielfreunden über die Internetseite.