Mehr als zwei Dutzend Vereine, Initiativen und Geschäftsleute wollten sich beteiligen. Das sagen die Veranstalter und die Stadt zur Absage.
Hohe AuflagenOrtsgemeinschaft sagt „Weihnachten im Dorf“ in Alt-Hürth kurzfristig ab

Einen kleinen Basar zugunsten der Igelhilfe baute Manuela Hilgert vor ihrem Haus trotz Absage des Weihnachtsdorfs auf.
Copyright: Andreas Engels
In ein Weihnachtsdorf wollte die Ortsgemeinschaft die Straßen im Ortskern von Alt-Hürth am zweiten Adventssonntag verwandeln. Mehr als zwei Dutzend Geschäftsleute, Vereine und Initiativen wollten sich teils mit Ständen beteiligen. Doch die Ortsgemeinschaft sagte die Veranstaltung kurzfristig ab und begründete das mit hohen Auflagen.
„An sich ist alles vorbereitet – auch die Flyer für das Nikolausrätsel sind bereits gedruckt“, heißt es in einer E-Mail, die der Vorstand am späten Donnerstagabend an die Teilnehmer verschickte. Dennoch müsse die Weihnachtsinitiative abgesagt werden: „Die behördlichen Anforderungen und der damit verbundene Aufwand sind für eine ehrenamtliche organisierte Veranstaltung in der Kürze der Zeit nicht mehr leistbar.“
Hürth: Verwaltung verweist auf fehlendes Verkehrs- und Sicherheitskonzept
Kurz zuvor hatte die Stadt die Ortsgemeinschaft darüber informiert, dass die Veranstaltung unter den gegebenen Umständen nicht genehmigt werden könne, weil erforderliche Unterlagen nicht eingereicht worden seien. So fehle ein genauer Lageplan der Stände sowie ein Verkehrs- und Sicherheitskonzept mit Flucht- und Rettungswegen.
Alles zum Thema Weihnachtsmarkt Köln
- Hohe Auflagen Ortsgemeinschaft sagt „Weihnachten im Dorf“ in Alt-Hürth kurzfristig ab
- Neuer Weihnachtsbrauch Was hat es mit der Gurke im Weihnachtsbaum auf sich?
- Brandgefahr Dritter Advent: Ihr Adventskranz braucht jetzt frische Luft
- „Haben sich mehr erhofft“ Händler enttäuscht von Weihnachtsgeschäft am verkaufsoffenen Sonntag in Köln
- Ein Zirkus von Weltklasse Die Jubiläumsausgabe verzaubert Köln
„Wir haben mehrfach darum gebeten, ein Konzept vorzulegen“, so der Erste Beigeordnete Jens Menzel. Die Ortsgemeinschaft habe jedoch lediglich einen Ausdruck des Internet-Kartendienstes Google Maps mit eingezeichneten Punkten eingereicht. Das reiche nicht aus, zumal weitere Angaben wie erwartete Besucherzahlen fehlten.
Veranstalter spricht von „absurd hohen Anforderungen“
Die Stadt sei der Ortsgemeinschaft entgegengekommen und habe eine Frist bis Freitagvormittag gesetzt, um die wichtigsten Unterlagen nachzureichen. Das habe der Vorstand aber abgelehnt. „Die Situation ist für alle enttäuschend“, räumte Menzel am Montag ein. „Ich möchte aber klarstellen, dass wir seit Oktober versucht haben, mit der Ortsgemeinschaft eine tragfähige Lösung zu finden.“ Die Verwaltung sei an Recht und Gesetz gebunden.
Der Vorsitzende der Ortsgemeinschaft, Marco Steinberg, sprach dagegen von „absurd hohen Anforderungen“. Der Aufwand für die Ehrenamtler stehe in keinem Verhältnis zum Nutzen. Er verglich das geplante Weihnachtsdorf mit den verbreiteten Dorftrödeln in den Ortsteilen auf Privatgrundstücken. „Dafür ist ja auch keine Genehmigung erforderlich“, so Steinberg. „Die DNA unserer Initiative ist, dass jeder was vor seiner Tür macht. Warum soll ich Fluchtwege kennzeichnen, wenn wir den öffentlichen Raum gar nicht nutzen?“
Einige Stände gab es am Sonntag dann doch. Vor ihrem Haus organisierte Manuela Hilgert einen kleinen Basar für die Igelhilfe, dort verkaufte auch Michaela Quadt Saure Nierchen. „Ich habe 20 Kilo verarbeitet und schon befürchtet, dass ich darauf sitzen bleibe“, sagte die frühere Gastwirtin.
Vor der Gaststätte „Sandy's“ gab es Glühwein, Raclette und Würstchen, der Frauenstammtisch verkaufte Lose zugunsten der Ortsgemeinschaft. „Schade, dass die Veranstaltung abgesagt wurde“, sagte Wirtin Sandra Brüßelbach. „Hier in Alt-Hürth ist ja leider sonst nicht mehr viel los.“ Der Künstler Werner Kramer öffnete seine Galerie – ohne Beratung und ohne Verkauf. Er glaubt: „Wenn die Stadt das gewollt hätte, hätte sie einen Weg gefunden.“

