Aneta Jaromin und Christian Altengarten verkaufen in den neuen Räumlichkeiten in Berrenrath gebrauchte Möbel aus aller Welt.
Über 500 QuadratmeterDas „Rarehouse“ zieht in die Burg Schallmauer nach Hürth

Gebrauchsspuren: Ja, bitte. Die Möbel und Einrichtungsgegenstände, die Aneta Jaromin und Christian Altengarten im „Rarehouse“ verkaufen, sind benutzt worden und erzählen eine Geschichte.
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Aneta Jaromin und Christian Altengarten sind sich sicher, dass sie den perfekten Ort gefunden haben. Seit April residieren die Betreiber des „Rarehouse“, die gebrauchte Möbel aus aller Welt verkaufen, in der Burg Schallmauer in Berrenrath. „Etwas Besseres konnten wir gar nicht finden“, freut sich Aneta Joromin, „für unsere Kunden ist das hier wie ein Ausflugsziel“.
Viele Jahre hat das Paar seinen Handel mit Tischen, Schränken, Truhen, Stühlen, Teppichen und anderen Einrichtungsgegenständen im „Shabby Chic“ sowie ausgefallener Kleidung in einer Industriehalle in Frechen betrieben. Nach einem kurzen Intermezzo in Köln sind Chris und Annie, wie ihre Freunde sie nennen, in das von einem parkähnlichen Gelände umgebene, barocke Herrenhaus umgezogen.
Man muss schon etwas bieten, wenn man mit dem Online-Geschäft konkurrieren will
Über 500 Quadratmeter Ausstellungsfläche stehen ihnen hier zur Verfügung. „Man muss schon etwas bieten, wenn man mit dem Online-Geschäft konkurrieren will“, weiß Altengarten, der im Hauptberuf Fotograf ist und dessen poetische, mit einer Camera obscura gemachten Aufnahmen die Wände zieren.
Dass sich Interessenten da nicht selten mehrere Stunden in den Räumen aufhalten, ist kein Wunder. „Manche bedanken sich sogar, dass sie hier sein dürfen“, erzählt Aneta Jaromin schmunzelnd.
Rarehouse in Hürth: Antike Möbel aus Indien, Gläser aus Afghanistan und Teppiche
Viele Entdeckungen lassen sich beim Streifzug durch den Anbau und die beiden Etagen machen, wo die beiden antike Möbel aus Indien und vielen anderen Ländern mit Teppichen und farbenfrohen, mundgeblasenen Gläsern aus Afghanistan, Metalldosen und Messingbechern sowie vielen weiteren Dekorationsstücken mit sicherem Blick zu passenden Ensembles zusammengestellt haben. „Wir haben es gern nonchalant und lässig“, sagt Altengarten.
Defekte Stücke werden repariert, aber nicht aufpoliert. Die Gebrauchsspuren sollen sichtbar bleiben. „Man darf den Möbeln ihr Alter ansehen, das macht ja gerade den Charme aus“, so der Händler. Tische und Bänke haben allesamt Schrammen und abgestoßene Ecken; dass sie ein bewegtes Leben im Ursprungsland hinter sich haben, sieht man ihnen an. Beim Einkauf steht die Einzigartigkeit im Vordergrund, und „der Funke muss überspringen“.

Die Burg Schallmauer in Hürth ist neues Heim des „Rarehouse“.
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Da beide denselben Geschmack haben, sind sie sich in der Regel schnell einig bei der Auswahl. Manche Schätze entdecken sie auf Reisen nach Asien, andere beziehen sie von Händlern aus Holland, Belgien und Frankreich. „Wir sind inzwischen geübt in vielen Kanälen“, verrät Annie.
Zu den Prunkstücken gehört neben einem breiten, mehrfach ausgebesserten indischen Tagesbett ein mit handgeschnitzten Ornamenten verzierter blauer Schrank mit Messingbeschlägen, der ebenfalls aus Indien stammt. „Solche Möbel sind vielfältig kombinierbar und geben einem Raum Persönlichkeit“, weiß Annie aus langjähriger Erfahrung. „Wir verkaufen am liebsten an Menschen, die so ticken wie wir“. Da kommt es nicht selten vor, dass aus Kunden irgendwann Freunde werden.
Ins Sortiment passt da auch die Mode von „Senso Unico“, die inspiriert ist von der Arbeiterkleidung der 1930er und 1940er Jahre. Gefertigt werden die mit vielen Taschen und Flicken versehenen Jacken und Hosen aus alten Stoffen und Reststücken. Es wird kein Unterschied gemacht zwischen Frauen- und Männerkleidung, und es gibt es nur eine Größe, die mit raffinierten Details angepasst werden kann.
„Solche Sachen werden von selbstsicheren Menschen getragen, die kein Label brauchen“, so Altengarten. An den Keramiken des chinesischen Künstlers Yang Qiang hatte er soviel Freude, dass er sie ebenso ins Sortiment aufnahm wie die Seife aus Kandahar, die einem Stein zum Verwechseln ähnlich sieht, und Kaffee aus Kolumbien, den man den Kunden kredenzt. In das „Teppich-Thema“ arbeitet sich das Paar gerade ein. Neue Bezugsquellen will man sich erschließen und künftig auch selbst designen.
Für die Zukunft planen die Beiden besondere Veranstaltungen, bei denen Gastaussteller handgemachte Produkte präsentieren können. Bei der Werbung vertrauen sie auf Mund-zu-Mund-Propaganda und kleine Fotokarten, die sie in einschlägigen Kölner Boutiquen ausgelegt haben. Wer mit Christian Altengarten und Aneta Jaromin spricht, spürt sofort, dass sie mit dem Herzen bei der Sache sind. „Hier steht nicht der Businessplan im Vordergrund, hier geht es ums Gefühl“, sagt der 53-Jährige mit Nachdruck.
Kontakt
Das Rarehouse in der Burg Schallmauer, Im Rottland 87, ist freitags und samstags von 14 bis 19 Uhr geöffnet. Weitere Informationen hier.