Unternehmen in der KriseTöchter übernehmen Hürther Fleischwarenhersteller Remagen

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Nane, Frank und Nina Remagen sowie Geschäftsführer Bernd Johnen (2.v.l.)

Nane, Frank und Nina Remagen sowie Geschäftsführer Bernd Johnen (2.v.l.)

Hürth – Beim Fleischwarenhersteller Remagen übernimmt die zehnte Generation das Zepter. Frank Remagen, der das Unternehmen 1997 von seinem Vater Hardy übernommen hatte, übergibt die Führung an seine Töchter Nina und Nane.

Die Schwestern sind schon vor einigen Jahren in die Geschäftsführung und den Gesellschafterkreis aufgerückt; sie führen das Unternehmen jetzt gemeinsam mit dem langjährigen Geschäftsführer Bernd Johnen sowie Prokurist Marc Schmitz und halten auch alle Firmenanteile.

Remagen: „Umsatz seit November um fast die Hälfte eingebrochen“

Der Generationswechsel erfolgt in schwierigen Zeiten. „Unser Geschäftsmodell ist uns in der Corona-Pandemie brutal auf die Füße gefallen“, sagt Frank Remagen, der gerade seinen 60. Geburtstag gefeiert hat und beratend im Unternehmen tätig bleiben wird. In der Krise sei das wichtigste Standbein eingeknickt; 80 Prozent seiner Geschäfte macht Remagen mit Abnehmern aus der Gastronomie und auf Großveranstaltungen.

„Vom vergangenen November bis März, April ist der Umsatz um fast die Hälfte eingebrochen“, sagt Remagen. „Wir beliefern sonst allein 300 Weihnachtsmärkte und sind stolzer Partner von sechs Bundesligavereinen, aber es hat ja nichts stattgefunden, auch nicht im Karneval.“ Für viele der 200 Mitarbeiter habe er zwischenzeitlich Kurzarbeit anmelden müssen.

Remagen: So will das Hürther Unternehmen aus der Krise kommen

Frank Remagen rechnet damit, dass sich die Folgen der Pandemie noch bis ins kommende Jahr auswirken werden. „Der FC wird zu Saisonbeginn vielleicht vor einem Drittel der Zuschauer spielen, auch die Köln-Arena wird sicher nicht so schnell wieder voll ausgelastet sein.“

Unter der Führung der Remagen-Töchter, die den Familienbetrieb von der Pike auf kennengelernt haben, soll das Unternehmen deshalb breiter aufgestellt und das Geschäft mit den Endabnehmern ausgebaut werden. Schon heute liegen Würstchen und Frikadellen aus Hürth in den Kühlregalen vieler Geschäfte in der Region. „Der Lebensmitteleinzelhandel setzt verstärkt auf regionale Produkte“, sagt Frank Remagen. „Da können wir unseren Vorteil als regionales, mittelständisches Unternehmen ausspielen.“

Frank Remagen: „Wir sind jetzt ein fast CO2 -freies Unternehmen“

Seinen Töchtern übergebe er ein gut aufgestelltes Unternehmen, sagt der Senior. In diesem Jahr werde ein großes Investitionsprogramm am Firmensitz in Kalscheuren abgeschlossen. Zwölf Millionen Euro seien seit 2018 in eine Erweiterung der Betriebsfläche um 3000 auf 14.000 Quadratmeter und in nachhaltige Betriebstechnik – Kälteanlagen und Heizung mit Abwärmenutzung – investiert worden. Remagen: „Wir sind jetzt ein fast CO2 -freies Unternehmen.“

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In die Zukunft blicken Frank Remagen und seine Töchter Nina und Nane mit viel Optimismus. „Uns gäbe es nicht schon über 300 Jahre, wenn wir solche Herausforderungen nicht gemeistert hätten“, sagt der langjährige Chef über das Unternehmen, das 1718 als kleine Metzgerei an der Lintgasse unweit des Kölner Doms gegründet wurde. Heute liegt die Jahresproduktion nach Unternehmensangaben bei 1200 Tonnen Fleischprodukten, 6800 Tonnen Wurst und 4200 Tonnen Frikadellen. Täglich werden 290.000 Würstchen und 140.000 Frikadellen in einer Kombination aus traditionellem Handwerk und industriellen Verfahren hergestellt.

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