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Polizist Siggi TerweyDorfsheriff rund um die Uhr

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Dorfsheriff Siggi Terwey geht in den Ruhestand – nicht ganz freiwillig.

Hürth-Gleuel – In einer kleinen Stichstraße im Burgort Gleuel wohnt Siggi. Siggi ist Dorfsheriff, und fast alle nennen ihn nur beim abgekürzten Vornamen, denn Siegfried Terwey wäre viel zu lang und kompliziert. Manchmal klingelt es an seiner Haustür, und die Leute fragen ihn um Rat, melden etwas Ungewöhnliches oder geben einfach nur eine Geldbörse ab, die sie beim Spazierengehen gefunden haben. Seit mehr als 26 Jahren durchstreift der Polizeihauptkommissar die Hürther Ortsteile Gleuel, Berrenrath und Altstätten-Burbach.

„Wer den nicht kennt, ist kein Hürther“, sagt eine Frau vor der Grundschule an der Schnellermarstraße, die gleichzeitig zur Handykamera greift. „Bevor du pensioniert wirst, muss ich noch ein Foto von dir machen.“ Siggi Terwey lacht verlegen.

Dabei ist ihm gar nicht zum Lachen zumute. Denn der 63-Jährige, der seit 46 Jahren im Dienste des Landes Nordrhein-Westfalen steht, wird in wenigen Wochen seine Dienstmütze an den Nagel hängen müssen. Das fällt ihm nicht leicht. „Mein Vater war schon Polizist, und ich wollte es bereits als kleiner Junge werden. Was anderes kam für mich nie in Frage. Ich war auch nie ein Acht-Stunden-Polizist. Dorfsheriff ist man 24 Stunden am Tag. Wenn ich könnte, würde ich noch zwei Jahre dran hängen“, sagt er mit etwas Wehmut. Doch die Gesetze lassen das nicht mehr ohne weiteres zu. Ein Jüngerer soll jetzt den Dorfsheriff beerben. Der 63-Jährige blickt auf eine abwechslungsreiche Zeit als Bezirksbeamter zurück. Das Schöne an Hürth sei, dass es dort nicht so anonym wie in einer Großstadt zugehe. Man kenne sich, und im Dorf gebe es weniger Berührungsängste als anderswo.

Der Bezirksbeamte ist ein Kontaktbeamter, der Bindeglied zwischen Bürger und Polizei sein soll, heißt es offiziell. Siggi Terwey ist mehr: Er ist ein Polizist zum Anfassen. Im Kindergarten fängt der erste Kontakt an, in der Grundschule geht die Verkehrserziehung weiter. Wer in Gleuel, Berrenrath oder Altstätten-Burbach Berührungsängste mit der Polizei hat, der kann nur ein schlechtes Gewissen haben. Wenn man den Hauptkommissar erzählen hört, merkt man schnell, dass er mit Herz und Seele dabei ist. Seit zwölf Jahren organisiert er eine Polizeidisco für Jugendliche und hat bis vor wenigen Jahren noch selbst die Musik aufgelegt. „Das machen jetzt zwei Jungs, die haben das besser drauf als ich“, gesteht er ein. An Karneval führt er immer die Zugspitze an und moderiert den Zug über Lautsprecher. Dabei trägt er seine blaulichtfunkelnde Brille.

Siggi Terwey hat viel erlebt in seinen Dienstjahren. Nicht immer war alles rosig. Terwey berichtet von einem Fall, als ihm ein junger Mann nicht geheuer vorkam und er zwei Kollegen für die Kontrolle als Verstärkung anforderte. Der Mann zog plötzlich ein Messer und rammte es seinem Kollegen in die Brust. Der überlebte, war aber nie wieder der Alte und musste frühzeitig aus dem Dienst ausscheiden. Gerne erinnert Siggi Terwey hingegen an einen seiner Besuche in den Grundschulen, als ihn ein Mädchen auf die Handschellen ansprach und sagte: „Sind die echt? Meine Mama hat auch welche, die liegen aber im Nachtkomödchen.“

Am 31. März hat Siggi seinen letzten Arbeitstag. Dann muss er seine Uniform, Dienstwaffe und den Ausweis abgeben. Die Arbeit mit den Kindern und Jugendlichen hat ihm immer Spaß gemacht. Jetzt überlegt er, ob er als Streetworker bei der Stadt Hürth anheuern kann. Kontakte zur Verwaltung hat er bereits aufgenommen, ein Ergebnis steht noch aus.