„Stadt hat Konzept geklaut"Streit um den Hürther Wirtschaftstag

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Im Feierabendhaus Knapsack fand 2017 der erste Hürther Wirtschaftstag statt.

Im Feierabendhaus Knapsack fand 2017 der erste Hürther Wirtschaftstag statt.

Hürth – Mit zwei Jahren Verspätung soll am 12. Mai der dritte Hürther Wirtschaftstag auf dem Euronova Campus in Kalscheuren über die Bühne gehen. Doch um die Neuauflage des Netzwerktreffens örtlicher Unternehmen, das im Frühjahr 2020 wegen Corona abgesagt wurde, gibt es Streit. Emitis Pohl, Inhaberin der Agentur EP Communication und Organisatorin der ersten beiden Wirtschaftstage in Hürth, wirft der Stadt vor, ihre Ideen, Konzepte und Vorarbeit weiter zu nutzen – ohne dafür zu bezahlen. Die Verwaltung weist den Vorwurf  zurück.

2017 fand in Hürth der erste Wirtschaftstag statt, damals im Feierabendhaus Knapsack. Die Organisation übernahm Emitis Pohl mit ihrer Agentur, die zuvor schon den „Cologne Business Day“ in der Domstadt auf die Beine gestellt hatte und das Konzept im Auftrag der Stadtverwaltung mit in ihre Wahlheimat Hürth brachte. Finanziert wurde die Veranstaltung über Standgebühren von Unternehmen, die an Pohls Agentur gingen. So lief es auch im Jahr darauf.

Hürther Wirtschaftstag musste 2020 wegen der Corona-Auflagen ausfallen

Für den dritten Wirtschaftstag im Frühjahr 2020, der im Glashaus des Euronova Campus in Kalscheuren geplant war und dann abgesagt wurde, habe sie schon jede Menge Vorarbeit geleistet. „In meiner Agentur waren fünf Leute monatelang mit dem Projekt beschäftigt“, berichtet Emitis Pohl. Aus der Enttäuschung darüber, dass es damals für ihre Agentur, die unter den Folgen der Pandemie gelitten habe, keine Ausfallzahlungen gegeben habe, wurde Empörung, als sie erfahren habe, dass die Stadt für 2022 wieder einen Wirtschaftstag plant – diesmal allerdings ohne ihre Beteiligung.

Die temperamentvolle Agenturchefin ist außer sich. „Die Stadt hat eins zu eins unser Konzept übernommen“, schimpft Emitis Pohl. „Die haben sich nicht mal die Mühe gemacht, den Slogan zu ändern.“ Auch den Kontakt zu NRW-Wirtschaftsminister Andreas Pinkwart als Gastredner habe sie schon 2020 hergestellt. „Es kann doch nicht sein, dass eine Stadt ein Konzept von einer kleinen Agentur klaut“, so Pohl. Sie hat einen Rechtsanwalt eingeschaltet und fordert 30 000 Euro von der Stadt. Das Geld will die 48-jährige Unternehmerin und Buchautorin mit iranischen Wurzeln und CDU-Parteibuch an ihren gemeinnützigen Verein „Sei Stark“ weiterleiten, der in Not geratene Frauen unterstützt.

Stadt Hürth nahm Fotos und Logo von der Internetseite

Die Stadt weist allerdings die Forderung zurück. „Beim Wirtschaftstag handelt es sich um eine gängige Veranstaltungsform“, betont Marco Dederichs (CDU), für Wirtschaftsförderung zuständiger Beigeordneter. Dafür könne Pohl kein Urheberrecht geltend machen. Der Wirtschaftstag 2020 sei „in beiderseitigem Einvernehmen aufgrund der Corona-Beschränkungen abgesagt“ worden. Für die neue Veranstaltung gebe es keinen Kooperationsvertrag mehr mit der Agentur von Emitis Pohl.

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Den Wirtschaftstag 2022 habe die Stadt mit neuer Ausrichtung auf den Strukturwandel mit eigenen Kräften und „Unterstützung der hiesigen Wirtschaft“ selbst organisiert, so Dederichs. Den Minister habe die Wirtschaftsförderung angefragt.

Einen Fehler räumt die Stadt allerdings ein. So wurden inzwischen das Logo und Fotos, mit denen für den Wirtschaftstag geworben wurde und die noch von Pohls Agentur stammen, von der Internetseite der Stadt entfernt.

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