Nach tödlichem SchulwegunfallStreit über neue Ampelschaltung in Hürth

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Rechtsabbieger von der Frechener Straße und Fußgänger sowie Radfahrer haben derzeit gemeinsam grünes Licht.

Rechtsabbieger von der Frechener Straße und Fußgänger sowie Radfahrer haben derzeit gemeinsam grünes Licht.

Hürth – Mit einer neuen Ampelschaltung soll die Kreuzung Frechener Straße (L 92), Sudetenstraße und Hermülheimer Straße, an der im vergangenen Dezember ein Schüler auf seinem Fahrrad tödlich verunglückt ist, sicherer gemacht werden. Doch auch mehr als zehn Monate nach dem tragischen Unfall hat sich nichts getan. Die Mutter des verunglückten Jugendlichen, Tanja Brüggen, kann das nicht verstehen: „Muss erst noch ein schlimmer Unfall passieren, bevor sich endlich etwas ändert?“

Der 15-jährige Tufan war am 7. Dezember 2021 mittags an der Kreuzung ums Leben gekommen. Der Gymnasiast wollte die Sudetenstraße an der Ampelfurt mit seinem Fahrrad überqueren und fuhr unter einen Lastwagen, der von der Frechener Straße nach rechts in die Sudetenstraße abgebogen war. Der 33-jährige Lkw-Fahrer wurde wegen fahrlässiger Tötung zu sechs Monaten Haft auf Bewährung verurteilt. Er hätte an der Kreuzung nicht abbiegen dürfen.

2000 Hürther forderten in einer Petition getrennte Grünphasen

Nach dem tödlichen Unfall forderten vor allem Eltern von Schülerinnen und Schülern der nahe gelegenen Schulen eine Änderung der Ampelschaltung. Denn sowohl der Radfahrer als auch der Lkw-Fahrer hatten grünes Licht, als der Unfall geschah. In einer Online-Petition forderten fast 2000 Unterzeichner getrennte Grünphasen für Autofahrer und Radfahrer sowie Fußgänger.

Zwar sah die Unfallkommission des Kreises keinen Handlungsbedarf. Die Kommission verwies darauf, dass bereits 2018 und 2020 Maßnahmen getroffen worden seien, darunter eine neue Ampelschaltung. Seitdem sei die Kreuzung keine „Unfallhäufungsstelle“ mehr.

Die Hürther Stadtverwaltung nahm die Petition aber zum Anlass, das Fachbüro BSV aus Aachen mit einer Untersuchung der Kreuzung zu beauftragen. Der Gutachter kommt zu dem Schluss, dass eine „konfliktfreie“ Ampelschaltung möglich wäre. Das würde zwar den Verkehrsfluss an dem stark belasteten Verkehrsknoten leicht beeinträchtigen, gleichzeitig aber die Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer erhöhen. Ende Mai beschloss der Verkehrsausschuss einstimmig, die Ampelschaltung zu ändern.

Hürther Verkehrsausschuss beschloss die neue Schaltung, die bisher nicht umgesetzt wurde

Umgesetzt wurde der Beschluss allerdings bis heute nicht. Denn der Landesbetrieb Straßen NRW hat Einwände gegen die neue Ampelschaltung erhoben. „Wir haben Bedenken zur Leistungsfähigkeit der Kreuzung und zur Verkehrssicherheit geäußert“, bestätigte Sprecher Torsten Gaber auf Nachfrage.

„Besonders vor dem Hintergrund, dass an der Kreuzung ein Mensch zu Tode gekommen ist, möchten wir verhindern, dass durch eine Änderung der Ampelschaltung weitere Unfälle entstehen.“ Zwar könne sich die Straßenverkehrsbehörde – in diesem Fall die Stadt – über die Einwände hinwegsetzen und die neue Schaltung anordnen, die der Landesbetrieb dann umsetzen müsste. Die Stadt trage dann aber, so Gaber, auch das Risiko.

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Stadtbaudirektor Manfred Siry stellt indes klar, dass die Ampelschaltung nicht gegen den Willen des Landesbetriebs geändert werde. „Die Stadt ist nach wie vor überzeugt, dass die vom Planungsausschuss gewählte veränderte Ampelschaltung eine Verbesserung ist, insbesondere ein Zugewinn an Sicherheit für Fußgänger und Radfahrer“, so Siry. „Die damit verbundene leicht verminderte Leistungsfähigkeit für den Kfz-Verkehr in Spitzenzeiten ist dagegen nach unserer Meinung hinnehmbar.“

Die Stadt suche weiter das Gespräch. Siry: „Wir werden versuchen, den Landesbetrieb von den Vorteilen der neuen Ampelschaltung zu überzeugen.“ Schließlich sei die Schaltung von einem anerkannten Ingenieurbüro ausgearbeitet worden.

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