„Zertrümmerer“ bei Sanierung im EinsatzEntlang der A61 in Kerpen bebt die Erde

Lesezeit 3 Minuten
Neuer Inhalt

Die zerstörten Betonteile der alten Fahrbahn werden in einen Zerkleinerer (oben links) gekippt.

Kerpen – Wenn die 15 Tonnen schwere Stahlplatte alle fünf Sekunden auf die Autobahntrasse fällt, erbebt die Erde. Wer nur wenige Meter daneben steht, hat das Gefühl, jedes Mal abzuheben. Die fünf Meter langen und rund 25 Zentimeter dicken Betonplatten, die es zu zerstören gilt, tun dies tatsächlich. Sie heben sich um wenige Zentimeter, bevor sie im Staubnebel in kleinere Stücke zerfallen.

Ferngesteuerte „Zertrümmerer“ kommen auf A61 zum Einsatz

Der ferngesteuerte „Zertrümmerer“, den die Strabag AG bei ihren Bauarbeiten auf der A61 einsetzt und der wie eine Art überdimensionale Guillotine konstruiert ist, leistet ganze Arbeit. Wo er nicht eingesetzt werden kann, etwa weil Gasleitungen unter der Autobahn liegen, muss der etwas kleinteiliger arbeitende Stemmmeißel eingesetzt werden. Er hängt am Arm eines Baggers und macht Geräusche wie ein Maschinengewehr. Zudem können manche Betonplatten der Autobahn, beispielsweise auf dem weniger dicken Standstreifen, auch durch eine Art Walze zerstört werden, die darüber hinweg gezogen wird.

Neuer Inhalt

Rund 75.000 Tonnen Beton müssen nach Schätzung des Strabag-Projektleiters Markus Ritter zwischen Türnich und Bergheim mit Hilfe der Maschinen „entspannt“, also zerstört werden. Dann werden die Bruchstücke von einem Bagger aufgenommen und in die „Brecheranlage“ geschaufelt. Die Maschine macht daraus kieselsteingroße Brocken, die über Kilometer entlang der Trasse liegen.

Erschütterungen in nahegelegenen Orten zu spüren

Ritter stellt klar, dass diese Arbeiten nicht ohne Geräusch- und Staubentwicklung geleistet werden könne: „Den Beton kriegen Sie nicht mit dem Teelöffel heraus.“ Besonders der „Zertrümmerer“ sorgt dabei für Erschütterungen, die sich im Erdreich fortsetzen und so auch in den nahegelegen Orten zu spüren sind. Im Moment ist er auf der Höhe von Sindorf im Einsatz.

„Wir haben schon Anrufe von Bürgern bekommen, die sich darüber beschweren“, berichtet Lauren G. Dohnalek von der Autobahn GmbH. Die tägliche Arbeitszeiten seien deshalb auf 7 bis 21 Uhr verkürzt worden. Ursprünglich genehmigt war 6 bis 22 Uhr. „Wenn wir es moderater machen, kommen wir nicht vorwärts und die Gesamtbauzeit zieht sich in die Länge.“

Messgeräte an Gebäuden aufgestellt

Zudem hat die Autobahn GmbH einen Sachverständigen mit der Beweissicherung und mit Schwingungsmessungen an Gebäuden beauftragt. Sechs Schwingungsmessgeräte sind dafür an und in Gebäuden aufgestellt worden. Die Apparate „wandern“ mit den Bauarbeiten.

Das könnte Sie auch interessieren:

Schlügen sie Alarm, weil die Schwingungen zu groß würden, würden die Arbeiten ein- beziehungsweise umgestellt, erläutert Dohnalek. Zudem würden die Messungen als Beweissicherung aufgezeichnet, falls es doch einmal zu Schäden an Gebäude komme. Das aber sei bisher nicht der Fall gewesen.

Material wird recycelt

Trotz der Erschütterungen hat das Zertrümmern der Betonplatten an Ort und Stelle große Vorteile. Ritter: „Wir gewinnen so Material, das wir als Unterbau der neuen Fahrbahndecke gleich wieder verarbeiten können.“ Die 75 000 Tonnen, die so gewonnen und recycelt werden, brauchen nicht abtransportiert, kein Ersatzmaterial muss herangekarrt werden. „Das entlastet das umliegende Straßennetz.“

Auch so kommt es, dass die vor rund zwei Wochen begonnenen Bauarbeiten „absolut“ im Zeitplan liegen. Am Autobahnkreuz Kerpen sind schon die ersten Spuren neu asphaltiert.

KStA abonnieren