Ambulantes HospizKerpener Ehrenamtler begleiten Menschen in ihren letzten Stunden

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Das Vorstandsteam des Ambulanten Hospizes Kerpen: Brigitte Müller, Tina Esser und Roger Schulze.

Das Vorstandsteam des Ambulanten Hospizes Kerpen: Brigitte Müller, Tina Esser und Roger Schulze.

Die Trauerbegleiter des Ambulanten Hospizes Kerpen verbringen Zeit mit Sterbenden. Den Angehörigen helfen sie im Alltag.

Menschen wie Brigitte Müller und Roger Schulze spenden Trost in den letzten Stunden des Lebens. Dabei kennen sie die diejenigen gar nicht, die sie begleiten. Müller und Schulze sind Sterbebegleiter und die Vorsitzenden des Ambulanten Hospizvereins Kerpen. Sie erklären, warum ihre Arbeit wichtig ist und was es mit „Letzte Hilfe“-Kursen auf sich hat.

„Wir schenken Zeit“, sagt Schulze. „Unsere Aufgabe ist es nicht, Sterbende zu pflegen. Wir tun Dinge mit ihnen, die sie gerne machen.“ Wie die Menschen die Zeit mit ihren Begleitern nutzen, ist ganz unterschiedlich. „Manche wollen sich unterhalten, andere freuen sich über Gesellschaft.“ Und dann gebe es noch die, die weder sprechen noch sich bewegen können. „Ihnen reicht es schon, wenn wir ein paar Worte aus einem Buch vorlesen“, erläutert Schulze. Etwa eine Stunde pro Woche verbringen die Begleiter mit den Sterbenden.

Hospizvereine finanzieren sich über Spenden

Anspruch auf einen Sterbebegleiter hat jeder – und das kostenlos. Das Ambulante Hospiz Kerpen finanziert sich zum Großteil durch die Spenden seiner rund 300 Mitglieder. Weitere finanzielle Hilfe kommt von Amtsgerichten, Karnevalsvereinen oder Krankenkassen. 25 Ehrenamtler sind für das Ambulante Hospiz im Einsatz.

Schwer ist es, wenn wir merken, dass wir nicht mehr helfen können.
Brigitte Müller

Fünf Wochenendseminare besuchen die Ehrenamtler, um sich auf die Begleitung vorzubereiten. In den Seminaren geht es zum Beispiel darum, wie sie sich in Menschen mit Demenz einfühlen können. Etwa 50 Sterbende begleiten die Ehrenamtler aus Kerpen jedes Jahr. Manchmal über Monate, manchmal über Wochen. Und oft dauert es auch nur wenige Tage. „Vor Kurzem habe ich vier Monate einen 106-Jährigen betreut“, sagt Brigitte Müller. „Aber das war ein seltener Fall. Gerade Seniorenheime melden sich erst sehr spät bei uns.“ Dann bleibe nicht mehr viel Zeit, um die Sterbenden kennenzulernen.

„Letzte Hilfe“-Kurse bereiten auf den Umgang mit Sterbenden vor

Das kann für Menschen wie Müller auch belastend sein. „Schwer ist es, wenn wir merken, dass wir nicht mehr helfen können“, sagt sie. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn der Sterbende keine Luft mehr kriegt. Die Begleiter dürfen dann keine Medikamente geben, um die Schmerzen zu lindern. Das dürfen ausschließlich Ärzte und Palliativmediziner.

Das Hospiz ist aber nicht für die Sterbenden da. Auch Angehörige gehören zur Zielgruppe des Hospizes. Ihre Sorgen und Nöte kennt Koordinatorin Tina Esser. „Familien sind oft mit der Betreuung überfordert. Sie müssen mal einkaufen, mal zum Friseur“, sagt die frühere Onkologieschwester. Sterbebegleiter seien in diesem Fall eine große Entlastung.

Auch helfen die Ehrenamtler den Angehörigen bei der Trauerbewältigung. Zusätzlich gibt es „Letzte Hilfe“-Kurse.   In vier jeweils 45 Minuten dauernden Unterrichtsstunden geht es unter anderem um das Sterben selbst, um Vorsorge, das Lindern von Leid und um den Abschied.

Weitere Informationen über das Ambulante Hospiz gibt es im Internet oder bei Koordinatorin Tina Esser unter 02237/5064253.

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