Im Vorführraum des Capitol-Theaters gibt es einiges zu entdecken. Wir öffnen den Raum, zu dem die wenigsten Kinobesucher Zutritt haben.
Wir öffnen TürchenFilmmagie im Vorführraum des Kerpener Capitol-Theaters

Hier legt Bernd Schmitz vom Kerpener Capitol-Theater den Film in eine Klebepresse.
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Die Adventszeit: Sie hat etwas Magisches, etwas Besinnliches – und auch noch etwas Geheimnisvolles. Es (sich) zu bewahren, wird nicht einfacher, aber es lohnt sich. Wir treten mit Ihnen bis Heiligabend durch geheimnisvolle Türen, die üblicherweise verschlossen oder für die nur wenige den Schlüssel haben. Wir blicken in die verborgenen Räume hinein und erzählen die Geschichten hinter ihren Türen. Heute werfen wir einen Blick in den Vorführraum im Capitol-Theater Kerpen.

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Früher, da war die Arbeit im Kino noch richtig anstrengend. Bernd Schmitz, Betreiber des Kerpener Capitol-Theaters, weiß von vergangenen Tagen zu erzählen, als er bei Bewerbungsgesprächen noch darauf achtete, ob die künftigen Filmvorführer kräftig anpacken können. „Die mussten nicht nur die Filmrollen wechseln, sondern auch hier hoch tragen“, erinnert er sich.
Kerpen: Früher musste alles manuell geregelt werden
Hier, das ist der Vorführraum im Capitol-Theater. Über einen Seiteneingang durch einen schmalen Gang mit einem meterhohen Star-Wars-Plakat führt eine schmale Wendeltreppe hinauf in den kleinen Raum. Mittlerweile werden die Filme dort mit der aktuellen Technik abgespielt, alles digital. Doch für unsere Adventsserie hat Bernd Schmitz die alten Schätzchen der Kinotechnik rausgeholt: Filmrollen, Spulen, Klebepresse. „Früher musste der Vorführer die Filmrollen noch mit der Presse zusammenkleben“, erinnert er sich.
Alles habe man manuell regeln müssen: Nicht nur kamen die Filme aufgeteilt auf zahlreiche Filmrollen mit je zwanzig Minuten Spielzeit, die ein ordentliches Gewicht auf die Waage brachten. Im alten Kinobetrieb mussten stets perfekt abgepasst immer zwei Filmrollen auf den Spulen liegen, damit die Überblendungen auch funktionierten.

Diese Xenon-Röhren erzeugen das Licht in einem Kino-Projektor.
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„Da musste dann auch immer alles ganz schnell gehen. Nachdem die Leihfrist zu Ende war, mussten wir die ganzen Klebestellen wieder lösen, die Filme aufrollen und alles wieder verpacken, damit die zum nächsten Kino gehen konnten. Die Spediteure kamen meistens noch in derselben Nacht“, erzählt der Kino-Betreiber. Und angeliefert wurden die Filmrollen auch nicht zusammen, sondern Rolle für Rolle über mehrere Tage und in scheinbar wahlloser Reihenfolge. „Das war natürlich alles zum Kopierschutz“, erklärt Schmitz.
Erst später kamen die Filme dann auf einem Band. Bei 24 Bildern pro Sekunde kann man sich ungefähr vorstellen, wie lang diese Filmbänder sind. „Fluch der Karibik zum Beispiel war 3,92 Kilometer lang“, erinnert sich Schmitz.

Der berühmte Blick durch das Projektionsfensterchen in den Kinosaal.
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Der Betrieb wurde im Laufe der Zeit zudem auf sogenannte Teller umgestellt. Da lief einiges schon automatisiert ab, wenn auch weiterhin analog: So musste eben nichts mehr verklebt werden und ein Umrollen der Filme nach der Vorführung entfiel.
Auch das Licht, das man für die Projektion benötigt, hat sich im Laufe der Jahre verändert. So nutzte man früher Kohlebogenlampen mit zwei Graphitstiften, die beim Zünden einen Lichtbogen erzeugen. Heute setzt man auf Xenonlampen. Diese sind im Umgang allerdings nicht ganz einfach. „Fallenlassen will ich die lieber nicht“, sagt Schmitz, als er eine der Lampen zeigt. Denn in den Lampen herrscht hoher Druck und somit Explosionsgefahr.
Und heute? „Ja, heute hat das natürlich ein wenig vom Charme verloren“, gibt Schmitz zu. Nun schicken die Filmverleiher ihre Streifen auf Festplatten in schaumstoffgepolsterten Köfferchen. Oder sie stellen die Filme sogar als Stream zur Verfügung. Auf einem mit dem Projektor verbundenen Rechner kann Bernd Schmitz dann etwa festlegen, wann welche Werbung gespielt wird und wann der Film. Zusätzlich müssen natürlich auch noch die Vorhänge, Licht und Ton gesteuert werden. „Wir haben aber unten im Saal ein Tablet mit den wichtigsten Einstellungen, sodass wir hier vieles voreinstellen und dann während der Vorführung gar nicht mehr hier oben sein müssen“, informiert er.

