Petra Jäschke hat schon während ihrer Ausbildung begonnen, bei den Wahlen zu unterstützen. Auch in diesem Jahr ist sie wieder dabei.
Seit 40 JahrenKerpenerin sagt: „Wahlhelferin zu sein, ist gelebte Demokratie für mich“

Petra Jäschke ist seit 40 Jahren Wahlhelferin in Kerpen. Hier steht sie vor der Mehrzweckhalle, in der sie immer bei der Wahl unterstützt.
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Seit rund 40 Jahren arbeitet Petra Jäschke für die Stadt Kerpen. Etwa genau so lang ist die 56-Jährige Wahlhelferin, vorzugsweise im Wahlbüro ihres Ortsteil Neu-Bottenbroich. Für sie ist die ehrenamtliche Tätigkeit die gelebte Unterstützung der Demokratie, sagt Jäschke. Nach wie vor freue sie sich auf jede Wahl, bei der sie helfen dürfe.
„Beim ersten Mal, da war ich noch in der Ausbildung. Da war ich als Beisitzerin eingesetzt. Die Aufgaben sind dabei eher einfach. Man gibt zum Beispiel Stimmzettel aus“, erinnert sich die Verwaltungsfachwirtin: „Ich weiß noch, es gab altgediente, erfahrene Wahlhelfer, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Die haben mich damals sehr beeindruckt, als 16- oder 17-Jährige. Was die alles wussten oder konnten. Insgesamt war es einfach eine gute Erfahrung für mich als junger Mensch.“
Kerpen: Beisitzer, Schriftführer oder Wahlvorsteher
Wer zum ersten Mal bei der Wahl helfe, werde höchstwahrscheinlich als Beisitzer eingesetzt, erklärt Jäschke. Das ist die Position mit den einfachsten Aufgaben. Schriftführer dagegen haken etwa die erschienen Wähler im Verzeichnis ab und prüfen, ob diese wahlberechtigt sind. Am Ende füllen sie noch die Niederschrift aus. Und der Wahlvorsteher „hat bei allem den Hut auf“, erklärt die 56-Jährige: „Der ist dafür verantwortlich, dass alles richtig abläuft.“ Nach 18 Uhr wird gemeinsam ausgezählt. Das dauere je nach Einsatzort und Stimmanzahl ein bis zweieinhalb Stunden.
Sie selbst unterstütze am liebsten als Schriftführerin, sagt Jäschke: „Ich mochte es schon immer, aktiv auch etwas zu tun zu haben“, erklärt sie schmunzelnd: „Das ist etwas anderes, als Stimmzettel auszugeben. Wobei manche Leute auch gerade das am liebsten machen.“ Doch einmal sei sie auch schon stellvertretende Wahlvorsteherin gewesen.
Ein Wähler kam zur Bundestagswahl im Clown-Kostüm
In all den 40 Jahren seien auch schon besondere Situationen entstanden, erinnert sich Jäschke. „Ich habe vor allem viele Menschen kennengelernt, die ich sonst vielleicht nicht kennengelernt hätte“, erzählt sie. Daraus seien auch schon gute Bekanntschaften entstanden. Besonders in Erinnerung geblieben sei ihr die vergangene Bundestagswahl: „Da ist einer im Kostüm gekommen. Ich meine, er war ein Clown“, sagt sie und lacht.
Weil die Wahlhelfer verpflichtet sind, die Identität des Wählers festzustellen, ist diese Idee aber nur in Ausnahmefällen lustig und unproblematisch. „In dem Fall war er trotzdem noch zu identifizieren.“ Wer nicht eindeutig erkennbar ist, muss die Abschminktücher rausholen oder schlimmstenfalls später in Alltagskleidung wiederkommen.
Erlaubt ist übrigens auch, seine Haustiere mit zur Stimmabgabe mitzubringen, solange diese niemanden stören. „Ein Hund verletzt nicht das Wahlgeheimnis“, stellt Jäschke klar. Anders sehe es bei Kindern aus: „Solange die Kinder noch nicht lesen können, dürfen sie zur Stimmabgabe mitgenommen werden. Alle anderen müssen auf ihre Eltern warten, sonst würde das Wahlgeheimnis verletzt. Grundsätzlich ist es aber natürlich kein Problem, Kinder mitzubringen“, erklärt sie. Das Alter der Kinder werde tatsächlich kontrolliert, sobald das Äußere nicht sicher erkennen lasse, wie alt und damit auch wie lesefähig der Spross ist.
Politisches Interesse und ehrenamtliches Engagement
Für sie sei es schon immer Teil des Lebens gewesen, politisch informiert und für die Demokratie engagiert zu sein, erklärt Jäschke ihre Motivation für die langjährige Wahlhilfe: „Ich bin damit aufgewachsen, dass mein Vater morgens die Tageszeitung aufschlägt und schaut, was bei uns los ist. Natürlich geht es nicht nur um Politik bei uns, aber es war immer Thema in unserer Familie.“ Ganz gleich, welche politische Einstellung jemand habe, solange es eine demokratische sei: „Wenn ich bei der Wahl helfe oder auch, wenn ich wählen gehe, das ist für mich der Punkt, wo ich Demokratie leben kann. Das ist keine Phrase, sondern immens wichtig für unser Zusammenleben. Deshalb mache ich das.“
Jäschke betont, dass es weiter wichtig sei, dass sich Menschen demokratisch und ehrenamtlich engagieren. Für die Kommunalwahl hatte die Stadt Kerpen zuletzt händeringend nach Wahlhelferinnen und -helfern gesucht. „Jeder, der Lust hat, mitzumachen, braucht keine Scheu haben. Es wird garantiert ein Plätzchen für jeden gefunden“, sagt Jäschke.
Neben der Tatsache, dass man einen Beitrag zur Gesellschaft leiste, lerne man zudem viele neue Menschen kennen. Wahlhelfer zu sein, sei tatsächlich eine gute Möglichkeit, die eigenen Nachbarn besser kennenzulernen. „Der Kontakt zu den Menschen macht mir am meisten Spaß“, betont Jäschke. Und wem das nicht reiche, der sei zudem an das Erfrischungsgeld erinnert.