Ein Jahr Krieg in der UkraineSchauspieler spricht sich bei Kerpener Gedenkveranstaltung für Waffenlieferungen aus

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Ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffs bekundeten bei einer Gedenkveranstaltung in Kerpen fast 300 Menschen ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine.

Weil in der Ukraine auch unsere Freiheit verteidigt werde, sprachen sich Bürgermeister Dieter Spürck und der Schauspieler Mark Zak (r.) für weitere Waffenlieferungen aus.

Ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffs bekundeten fast 300 Kerpener ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine.

Am liebsten hätte Mark Zak geschwiegen – nur eine Sekunde lang für jeden einzelnen Menschen, der in diesem Krieg bereits getötet, verletzt, vertrieben oder verschleppt worden ist, der sein Hab und Gut und seine Heimat verloren hat, der im Keller Schutz suchen musste oder der um Angehörige trauert. Doch dann hat er grob nachgerechnet: „Nur eine Sekunde für jedes Opfer: Dann müssten wir hier anderthalb Jahre stehen und schweigen.“

So entschied sich der 64-jährige Kölner Film- und Fernsehschauspieler, der aus der damaligen Sowjetunion und heutigen Ukraine stammt, aber schon seit fast 50 Jahren in Deutschland lebt, dann doch fürs Sprechen. Schauplatz war der Stiftsplatz. Genau ein Jahr nach dem Beginn des russischen Angriffs auf die Ukraine versammelten sich dort am Freitagabend fast 300 Menschen, um der Kriegsopfer zu gedenken und um gegen die völkerrechtswidrige Kriegsgewalt des Putin-Regimes zu protestieren.

Kerpen: Jugendorganisationen luden zur Veranstaltung

Eingeladen hatten die Jugendorganisationen von SPD, Grünen, Piraten und Linken; Unterstützung kam von allen demokratischen Parteien im Kreisgebiet und den Kerpener Wählergruppen. „Solidarität mit der Ukraine – 365 Tage Leid – Wir gedenken der Opfer des russischen Angriffskrieges“ lautete das Motto.

Ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffs bekundeten bei einer Gedenkveranstaltung in Kerpen fast 300 Menschen ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine.

Ein Jahr nach Beginn des russischen Angriffs bekundeten bei einer Gedenkveranstaltung in Kerpen fast 300 Menschen ihre Solidarität mit den Menschen in der Ukraine.

Zu groß ist augenscheinlich das Entsetzen, als dass es bei einem stillen Gedenken hätte bleiben können. In scharfen Worten geißelte Mark Zak „den Militarismus, den Imperialismus, den Chauvinismus und den Rassismus“, der seit Jahrhunderten prägend sei „nicht für die Russen als Menschen, aber für die russische Staatsraison – angefangen von den Zaren, über Lenin, Stalin und die Kommunisten bis hin zu Putin.“

Anders als etwa in der heutigen Ukraine habe sich in Russland nie eine demokratische Zivilgesellschaft entwickeln können: „Genau dies macht Russland so gefährlich.“ Eindringlich bat Zak deshalb um weitere Waffenlieferungen: „Weil Russland nur mit Waffen gestoppt werden kann. Wenn die Ukraine fällt, wachen wir alle in einer dunklen, braunen Nacht auf.“

Anschließend ging ein Demonstrationszug, in den sich auch viele ukrainische Flüchtlinge einreihten, vom Stiftsplatz zum Ratshausvorplatz, wo Lichter angezündet wurden und wo Bürgermeister Dieter Spürck in einer weiteren Ansprache ähnliche Töne wie Mark Zak anschlug: „Die Ukrainerinnen und Ukrainer verteidigen mit ihrem Blut auch unsere Freiheit. Putins mit unglaublicher Brutalität betriebener Krieg ist ein Krieg gegen die Grund- und die Menschenrechte insgesamt. Deshalb ist die Forderung nach weiteren Waffen berechtigt.“

Dabei gehe es nicht darum, Russland zu zerstören, so Spürck: „Es geht darum, Widerstand zu leisten gegen ein Unterdrückungssystem, das sich, wenn man es nicht stoppt, immer weiter ausdehnen wird.“

Bemerkenswert war allerdings auch, was am Freitagabend nicht gesagt wurde. Zak und Spürck sprachen jeweils rund zehn Minuten. In keiner ihrer beiden Reden kam auch nur ein einziges Mal das Wort Frieden vor.

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