Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

1600 Jahre altes Stück GeschichteWas der „German Treasure Hunter“ auf einem Feld bei Köln fand

4 min
Der „German Treasure Hunter“ Carsten Konze bei der Schatzsuche auf dem Feld in Pulheim.

Der „German Treasure Hunter“ Carsten Konze bei der Schatzsuche auf dem Feld in Pulheim.

Der Kölner Schatzsucher Carsten Konze spricht über den beschwerlichen Einsatz in Pulheim – und das „Stück Geschichte“, das dabei ans Licht kam.

Stundenlang Kreise über einen Acker ziehen. Die Sonde in der Hand, den Kopf immer auf den Boden gerichtet. Wind und Wetter? Egal! Der Kölner Schatzsucher Carsten Konze hat mit dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ über seine anstrengende Suche auf einem Feld in Pulheim gesprochen.

Der Einsatzort, den sich Konze, besser bekannt als der „German Treasure Hunter“, für seine Schatzsuche ausgesucht hat, liegt an der direkten Stadtgrenze zwischen Köln und Pulheim. Zwei Tage war er auf den wirtschaftlich genutzten Feldern unterwegs – natürlich mit Genehmigung vom Landschaftsverband Rheinland (LVR), betont der 48-Jährige.

Warum der „German Treasure Hunter“ gerade hier auf Schatzsuche ging

Die Region macht auf den ersten Blick nicht den Eindruck, als könnte man hier antike Schätze finden. Geschichtsträchtige Gebäude, Burgen oder gar Schlösser sind nicht in Sichtweite. Dennoch ist der „German Treasure Hunter“ nicht zum ersten Mal genau hier auf Schatzsuche.

Generell sei die Region westlich von Köln für Sondengänger interessant. „Hier gab es früher unglaublich viele Gutshöfe, welche die Großstadt Köln mit Nahrung versorgt haben. Es wurde ja extrem viel Getreide, Obst und Gemüse benötigt. Vieles davon kam aus der Region westlich von Köln“, erklärt Carsten Konze.

Sondeln, graben, weitermachen. Als Schatzsucher braucht man Geduld.

Sondeln, graben, weitermachen. Als Schatzsucher braucht man Geduld.

Auch hier auf dem Feld, wo heute Nutzpflanzen aus der Erde sprießen, stand vor Hunderten von Jahren eine solche sogenannte Villa rustica. Diese Landhäuser oder Landgüter waren der Mittelpunkt landwirtschaftlicher Betriebe im Römischen Reich. Oft war es auch der Ort, an dem sich die Wege von Menschen aus ganz Europa kreuzten.

Kölner Schatzsucher über die Schwierigkeit antiker Funde

„Die Stelle suche ich schon seit Längerem ab“, erklärt der „German Treasure Hunter“.  Früher seien die Funde nur so im Takt aus dem Boden gekommen. Von römischen Pinzetten über Denare (Silbermünzen) bis hin zu goldenen Fibeln und Sesterzen, also den richtig großen Münzen, habe er hier schon alles gefunden.

Treffer im Boden auf dem Acker in Pulheim. Der „German Treasure Hunte“r hält eine Münze in den Händen.

Treffer im Boden auf dem Acker in Pulheim. Der „German Treasure Hunter“ hält eine Münze in den Händen.

Die Suche nach antiken Funden aus der Römerzeit sei allerdings super zeitaufwändig, so Konze weiter. „Und es wird natürlich auch weniger. Die Geschichte wächst nicht nach. So eine Fläche ist dann natürlich auch bald abgesucht.“

Das Ergebnis von zwei Tagen Arbeit auf dem Acker an Kölner Stadtgrenze

Zwei halbe Tage war der 48-Jährige am Montag und Dienstag (15. und 16. September) auf dem Feld unterwegs. Insgesamt etwa acht Stunden harte Arbeit waren das. Das Ergebnis: Etwa 20 Münzen. Von denen seien allerdings auch nicht alle so spektakulär. Auch ein Fibel-Fragment und ein Nadelkopf einer römischen Haarnadel seien dabei gewesen, so Konze.

Alle Funde aus der Schatzsuche in Pulheim auf einen Blick.

Alle Funde aus der Schatzsuche in Pulheim auf einen Blick.

Das Problem sei oft, dass man zwar Antikes findet, doch aufgrund des Zustands sei es kaum als solches zu identifizieren. Konze: „Von den 20 Münzen haben vielleicht die Hälfte ein halbwegs ansprechendes Profil – der Rest ist platt, da erkennt man einfach nichts mehr drauf.“

„German Treasure Hunter“ und der eine große Fund in Pulheim

Wie sich erst später bei der genauen Recherche herausstellt, ist bei der Suche doch der eine große Fund dabei gewesen. „Wie mir von meiner guten Freundin und Numismatikerin Dr. Susanne Börner mitgeteilt wurde, handelt es sich bei einer der Münzen um eine kleine Besonderheit“, berichtet der „German Treasure Hunter“. „Die Münze, um die es geht, ist nämlich aus der Prägestätte Londinium (heute London) und ist hier vor den Toren Kölns eher selten zu finden und belegt die ausgedehnten Handelsbeziehungen von CCAA nach ganz Europa.“

Zum Hintergrund: Die Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA) war die Hauptstadt der römischen Provinz Germania inferior und Hauptquartier des niedergermanischen Heeres, aus der sich die heutige Stadt Köln entwickelt hat.

Der lange Weg zum Kölner Schatzsucher „German Treasure Hunter“

Der Kölner Schatzsucher erklärt begeistert: „Die Münze wurde vor Hunderten Jahren in London hergestellt, kam dann wahrscheinlich mit einem reisenden Händler von dort bis nach Köln und wurde dann gestern, also über 1600 Jahre später, von mir hier gefunden. Also mal wieder ein tolles Stück Geschichte!“

Bei der Münze handelt es sich um einen Nummus Constantinus aus dem Römischen Reich. Die Vorderseite zeigt die Büste von Konstantin I. mit hochgeschmücktem Helm und Speer. Auf der Rückseite sind zwei einander zugewandte Sieger zu sehen, die gemeinsam ein Schild mit einer Inschrift über einer Säule halten.

Die Vorderseite der Münze zeigt die Büste von Konstantin I.

Die Vorderseite der Münze zeigt die Büste von Konstantin I.

Ähnliche Münzen kamen auch in der Region Köln vor, doch es gibt ein auffälliges Detail, das sich unterscheidet, fährt der Kölner Schatzsucher fort. „Die Londoner Variante hatte explizit diesen kleinen Helmbusch, während damals hier bei uns in der Region Kaiser Konstantin nur mit großem Helm und breitem Helmbusch geprägt wurde.“

Die regionale Münze (hier ein alter Fund von Carsten Konze) hat im Unterschied einen langen Federschmuck über den gesamten Helm.

Die regionale Münze (hier ein alter Fund von Carsten Konze) hat im Unterschied einen langen Federschmuck über den gesamten Helm.

Auf den Münzen aus der CCAA-Region verlaufen die Federn also über den ganzen Helm bis in den Nacken, während sie bei den Londoner Exemplaren nur oben auf dem Helm angedeutet sind.

Kölner Schatzsucher: „Mein Herz schlägt für die Antike!“

Für den „German Treasure Hunter“ ist der Fund ein voller Erfolg. Auch wenn es um ein Vielfaches schwieriger sei, ein halbwegs vernünftiges Antik-Video erfolgreich auf seinem Youtube-Kanal auszuspielen. Videos über Funde aus dem Zweiten Weltkrieg etwa würden deutlich mehr nachgefragt. „Aber mein Herz schlägt für die Antike!“, bekennt der 48-Jährige.

Allein der Gedanke, dass diese römische Münze aus London wirklich nach 1600 Jahren hier in Pulheim von ihm gefunden wurde, sei ein erhabenes Gefühl. „Das ist natürlich mega!“, freut sich Konze.