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AnwohnerprotestÄrger um Bau am Starenweg in Pulheim

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Zu sehen sind ein Gartengrundstück und im Hintergrund ein Haus.

 Der geplante Bauplatz am Starenweg mit geschützten Bäumen im Hintergrund.

Das geplantes große Vorhaben schlägt bei den Anwohnern hohe Wellen.

„Hier sind auch schon Tränen geflossen.“ Helga Busse sieht man die Sorgen an. Seitdem die Anwohner des Starenwegs von dem geplanten Bauvorhaben von zwei massiven Mehrfamilienhäusern mit jeweils zehn Wohneinheiten vor ihrer Haustür erfahren haben, ist in der beschaulichen Wohngegend mit vielen Ein- und Zweifamilienhäusern die Empörung groß.

Nicht, dass hier am Wendehammer gebaut wird, sorgt die Anwohner, sondern wie. Das geplante Bauprojekt sprenge den Rahmen im Viertel, erklären sie beim Treffen an der geplanten Baustelle. Mehr als 30 Anwohner teilen bewegt ihre Sorgen, Ängsten und Fragen mit.

Pulheim: Neuer Bebauungsplan lässt vieles zu, was bisher nicht ging

„Warum wird das hier genehmigt?“, fragt Gerd Büscher. Einige Anwohner berichten, dass in der Vergangenheit schon kleine Veränderungen wie Gauben mit Hinweis auf den bisherigen Bebauungsplan untersagt wurden. Der Bebauungsplan für das geplante Bauprojekt, der ihnen vorliegt, lasse nun offenbar vieles, war bei ihnen nicht genehmigt wurde, zu.

Der Bürgerverein (BVP), der auch mit den Anwohnern sprach, teilt ihre Argumente. In einem Schreiben heißt es: „Das Bauprojekt Starenweg sprengt den Bebauungsplan. Die Wohnqualität eines ganzen Viertels steht auf dem Spiel – und das mitten in einer Stadt, die schon heute als drittwärmste Kommune in NRW gilt. Trotzdem wird ohne Rücksicht auf alte Bäume, die als grüne Lunge dienen, Beton vorgezogen.“

Zu sehen ist eine Gruppe von Menschen im Grünen.

Empörung über das geplante große Bauprojekt im Starenweg - Die Anwohner fordern Gerechtigkeit und Transparenz.

Auf dem Grundstück am Wendehammer stehen 60 Jahre alte, geschützter Stieleichen, Hainbuchen, Feldahorne und Schwarzkiefern, es ist die grüne Oase neben einem Spielplatz. „Das ist unvorstellbar“, sagt Gerd Büscher und schüttelt den Kopf. „Was wird aus den Grünflächen und dem Spielplatz dahinter? Spielen die Kinder dann bald im Schatten des Wohnkomplexes?“

Die Anwohner, viele von ihnen junge Familien, sorgen sich um die Kinder im Viertel. Zwanzig neue Wohneinheiten in zwei Gebäuden bedeuten während der Baumaßnahmen und auch danach wesentlich höheres Verkehrsaufkommen und Lärm, fürchten sie.

Anwohner haben wegen Tiefgarage Sorge um ihre Häuser

„Sind die Kinder dann noch sicher?“, fragt Eveline Baksa. „Sie fahren hier auf dem schmalen Starenweg jeden Morgen mit dem Fahrrad zur Schule. Das wird in Zukunft wahrscheinlich zu gefährlich.“ Auch die geplante 3,80 Meter ins Erdreich ragende Tiefgarage macht vielen Anwohnern Sorgen. Laut Verwaltung, sagen sie, könnten durch die umfangreichen Bauarbeiten besonders im Erdreich Schäden an den Häusern im Starenweg entstehen.

„Wer zahlt uns das?“, fragt Eveline Baksa. Ihre Nachbarin Barbara Nelz fiel aus allen Wolken, als sie kürzlich ein Schreiben der Stadt erhielt. „Wir sollen einen Teil unseres Gartens wegen des Projektes zurückbauen“, erklärt sie traurig. „1972 haben wir es von der Stadt gepachtet und immer liebevoll gepflegt. Wir wussten von nichts.“

Helga Busse und ihre Tochter Nomi hatten ihre Nachbarn Ende August über das geplante Projekt informiert. Seitdem schlägt das Vorhaben im Starenweg hohe Wellen. Mehr als 100 Anwohner haben bereits auf einer Liste gegen das geplante Bauprojekt unterschrieben. Das Ganze erschüttere das Vertrauen nicht nur in die Stadtverwaltung, sondern auch in die demokratischen Institutionen, ist von Anwohnern zu hören.

Die Pressestelle der Stadt betont in einem Schreiben die Notwendigkeit der Schaffung neuen Wohnraums und erklärt: „Die bauordnungsrechtlich vorgegebenen Mindestabstände werden eingehalten… Grundsätzlich sieht der gültige Bebauungsplan Nr. 4 Pulheim, 4. Änderung dort ein Baufenster mit 30 Metern Länge vor. Dort wäre also ein zusammenhängender Bau auf der gesamten Fläche möglich gewesen, der erheblich massiver gewirkt hätte als das jetzige Vorhaben. Auch sieht der Bebauungsplan noch oberirdische Stellplätze vor.“

Anwohner setzen auf ein Abwägungsgebot und die Verwaltung

„Das ist ein Griff in die Trickkiste“, findet Timon Busse. Auch das Argument vom angespannten Wohnungsmarkt leuchtet ihm in diesem Fall nicht ein. Die Wohnungen dieses Investors seien in der Regel teuer und für Familien eher nicht geeignet. „Wohnraum zu schaffen ist okay“, erklärt er. „Dann aber verträglich für Mensch und Umwelt.“

Nun setzen die Anwohner auf ein Abwägungsgebot. Das ist die Pflicht der öffentlichen Verwaltung, bei einer drohenden Rechtskollision widersprüchliche Interessen gegenüberzustellen und diese objektiv zu gewichten. Am 1. Oktober wird sich der Planungsausschuss der Stadt mit dem umstrittenen Bauvorhaben beschäftigen. Die Bewohner des Starenwegs sind skeptisch. Sie hoffen aber weiterhin auf Transparenz und Gerechtigkeit.