Verweis auf RechtslagePulheimerin scheitert mit Antrag auf „assistenzhundefreundliche Kommune“

Lesezeit 3 Minuten
Zu sehen sind zwei Frauen, die ältere ist blind, immer an ihrer Seite ist ihr Blindenführhund Rainer.

Aufgeben wird Sandra Fiedler (r.) nicht. Marisa Sommer – hier mit ihrem Blindenführhund Rainer – unterstützt sie und ihre Initiative.

Entmutigt ist Sandra Fiedler nicht. Sie will mit verschiedenen Aktionen auf das Thema aufmerksam machen, im Sinne der Inklusion.

Sandra Fiedler ist enttäuscht. Die Gründerin der Initiative „Pulheim für Hunde“ hatte beantragt, dass Pulheim „assistenzhundefreundliche Kommune“ werden soll. Doch mit ihrem Bürgerantrag nach Paragraf 24 der Gemeindeordnung NRW ist die 24-jährige Pulheimerin im Haupt- und Finanzausschuss gescheitert.

Eine Mehrheit aus CDU, FDP und WfP (Wir für Pulheim) hat ihn abgelehnt. Die Verwaltung hatte dies empfohlen mit Verweis auf die gültige Rechtslage. Die gemäß Behindertengleichstellungsgesetz geltenden Gesetze würden eingehalten, Menschen dürften städtische Gebäude gemeinsam mit ihrem Assistenzhund betreten, die Stadt sei somit schon jetzt assistenzhundefreundlich.

Menschen mit chronischen Beeinträchtigungen sollen genauso am öffentlichen Leben teilnehmen können wie Bürgerinnen und Bürger ohne Behinderung.
Verein Pfotenpiloten

Außerdem seien auf der Internetseite „Dog Map“, die der Verein „Pfotenpiloten“ betreibt, zahlreiche Punkte in der Stadt als assistenzhundefreundlich markiert. Die Verwaltung und die Mehrheit aus CDU, FDP und WfP halten es somit nicht für notwendig, Aufkleber mit dem Schriftzug „Assistenzhund willkommen“ an städtischen Gebäuden anbringen zu lassen.

Der Verein „Pfotenpiloten“ hatte diese bundesweite Kampagne ins Leben gerufen. Denn „Menschen mit chronischen Beeinträchtigungen sollen genauso am öffentlichen Leben teilnehmen können wie Bürgerinnen und Bürger ohne Behinderung. Gesetz und Fairness verlangen das“, schreibt der Verein auf seiner Homepage.

Auf einem Aufkleber ist der Schriftzug „Assistenzhund willkommen“ zu sehen, darunter ist ein Assistenzhund in einem Herz abgebildet.

In der Brühler Verwaltung sind Assistenz-Hunde willkommen.

Oft werde ihnen und ihrem „Hilfsmittel Hund“ aber der Zutritt verweigert. Außerdem sei vielen Menschen noch nicht bewusst, dass es neben Blindenführhunden auch Assistenzhunde für andere Einschränkungen gebe. Viele Kommunen, darunter Bergheim, Brühl und Erftstadt im Rhein-Erft-Kreis, unterstützen den Verein.

Sandra Fiedler kann die ablehnende Haltung der Fraktionen nicht nachvollziehen. „Im letzten Jahr wurden im Rhein-Erft-Kreis für den Haushalt einstimmig finanzielle Mittel beschlossen, damit der Kreis assistenzhundefreundlich wird“, sagte sie in einem Gespräch mit der Redaktion.

Pulheimerin wollte ein Zeichen setzen

Tatsächlich hatte das Bündnis aus CDU, Grünen und FDP beantragt, dass 800 Euro für das vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales geförderte Projekt „Assistenzhund willkommen“ in den Kreishaushalt eingestellt werden. Nun hätten Fraktionen in Pulheim, die zu den Antragsstellern gehörten, quasi gegen ihren eigenen Beschluss im Kreistag gestimmt.

„Ich wollte ein Zeichen setzen, im Sinne der Inklusion, und auf dieses Thema aufmerksam machen.“ Viele Menschen wüssten gar nicht, dass es das Gesetz gibt. „Aufkleber wären ein sichtbares und wichtiges Zeichen an die Öffentlichkeit.“ Sie ließen sich mit recht wenig Aufwand anbringen, die Kosten seien überschaubar.

Unsere Hunde ermöglichen uns eine leichte und gefahrlose Teilnahme am gesellschaftlichen Leben
Marisa Sommer, Vize-Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Köln

Wie wichtig die Unterstützung – im Fall ihres Blindenführhundes Rainer – ist, weiß Sandra Fiedler von Marisa Sommer. Die Vize-Vorsitzende des Blinden- und Sehbehindertenvereins Köln unterstützt die Pulheimerin und ihr Anliegen. „Unsere Hunde ermöglichen uns eine leichte und gefahrlose Teilnahme am gesellschaftlichen Leben“, sagte die 62-Jährige, die im Alter von 24 Jahren infolge einer seltenen Autoimmunerkrankung erblindet ist.

Sie finde Sandra Fiedlers Initiative großartig. „Es geht darum, Menschen mit Behinderung in die Mitte der Gesellschaft zu holen. Barrieren zu durchbrechen geht nur, indem man miteinander redet. Aufklärung ist das A und O.“ Aufgeben wird Sandra Fiedler nicht. Marisa Sommer habe sie ermutigt, an dem Thema dran zu bleiben.

Sie wolle mit verschiedenen Aktion darauf aufmerksam machen, kündigt Sandra Fiedler an. „Inklusion gehört in die Mitte der Gesellschaft.“ Als Lichtblick bezeichnet die Pulheimerin das Angebot der Stadt, die Bürgerinnen und Bürger mit einer Mitteilung für das Thema Assistenzhunde zu sensibilisieren.

KStA abonnieren