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41 Teams, eine DuscheGrün-Weiß Brauweiler kämpft um Vereinsheim

6 min
Das Bild zeigt das geplante Vereinsheim als Visualisierung.

Visualisierung des geplanten Vereinsheims vom Fußballclub Grün-Weiß Brauweiler

Der Fußballverein Grün-Weiß Brauweiler kämpft seit Jahren für ein Vereinsheim. Pläne liegen fertig in der Schublade, die Finanzierung soll stehen und trotzdem fehlt das Okay der Stadt.

Dienstagabend auf der Sportanlage an der Donatusstraße von Grün-Weiß Brauweiler. Rund 100 Kinder und Jugendliche trainieren auf dem Kunstrasenplatz, die letzten Trainingseinheiten vor den Ferien gehen zu Ende. Die Stimmung unter den Spielern ist gut. Um halb acht ist Schluss. Vorstandmitglied und Sprecher des Vereins, Sascha Theisen, führt letzte Gespräche und verabschiedet seine Spieler. Die jungen Kicker ziehen sich um, Fußballschuhe aus, Turnschuhe an. Leibchen landen auf einem Haufen, frische T-Shirts werden angezogen. Alles auf der angrenzenden Tartanbahn oder auf den Bänken, wo sonst die Eltern die Spiele ihrer Sprösslinge verfolgen.

Das Bild zeigt eine Umkleidekabine.

Der Zustand der Umkleidekabinen und Duschen beim Fußballverein Grün-Weiß Brauweiler

In die Kabine geht niemand, obwohl die Türen offenstehen, und ans Duschen scheint von den Jungs niemand zu denken. Kein Wunder. Ein Blick in das 1969 gebaute kleine Umkleidegebäude gibt die Antwort. Zwei Toiletten, zwei Umkleiden und ein Duschraum stehen dem Verein, der heute 800 Mitglieder zählt, zur Verfügung. Eine Trennung zwischen Damen und Herren – unmöglich. Große Rostflecken an den Heizkörpern fallen ebenso auf, wie die über 50 Jahre alten rötlichen Kacheln in der Gemeinschaftsdusche. Warmes Wasser gebe es nur sporadisch, erklärt Theisen. Kurzum: Der Gedanke, dort duschen zu wollen, löst schon Gänsehaut-Feeling aus und fährt, ohne dass der erste Tropfen Wasser fließt, wie ein Schauer über den Rücken.

Das Bild zeigt Sascha Theisen in der Gemeinschaftsdusche.

Sascha Theisen in der einzigen Dusche, die dem Verein mit 41 Mannschaften zur Verfügung steht.

Hans Wirtz ist seit fast 30 Jahren Vorsitzender des Vereins. „Wir schämen uns, wenn wir für unsere Gastmannschaften die Umkleidekabinen aufschließen. Die Räume sind nicht nur alt und zu klein, sondern auch einfach nicht mehr zeitgemäß. Die meisten Gastmannschaften fahren ungeduscht von hier weg.“

1995 drei Mannschaften, heute 41 Teams

Zur Vorgeschichte: Mitte der 1990-ger hatte der Verein sieben Mannschaften. Heute ist Grün-Weiß Brauweiler einer der größten Fußballvereine im Kreis und zählt aktuell 41 Mannschaften, darunter sieben Mädchen-/Damen- und drei Inklusions-Teams. Der Verein erkannte schon vor Jahren, dass sich am Zustand etwas ändern muss. Wirtz: „2012 sind wir erstmalig bei der Stadt vorstellig geworden und haben mitgeteilt, dass der Verein ein Gebäude braucht und den ersten Entwurf vorgelegt. Ein Gebäude mit mehreren Umkleiden, getrennten Duschen, Versammlungsraum und Räumen für Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter. Doch der Entwurf wurde abgelehnt. Der Verein startete 2021 einen erneuten Anlauf, gemeinsam mit dem Schulzentrum Brauweiler (Gesamtschule und Abtei-Gymnasium).

Das Bild zeigt eine Toilette mit einem verrosteten Heizkörper.

Auch der Zustand der beiden Toiletten in den Umkleidekabinen ist in die Jahre gekommen.

Pläne von einem Architekten liegen vor, wurden zwischenzeitlich nach den städtischen Vorgaben abgeändert, das Areal direkt am Kunstrasenplatz ist auch vorhanden. Ebenso die benötigten finanziellen Mittel.“ Doch weiter geht es mit den Planungen nicht, obwohl das Geld vorhanden ist. „Mit etwa 4,3 Millionen Euro ist der Bau veranschlagt“, so Wirtz weiter. 1,6 Millionen stemme der Verein selbst, 2,7 Millionen Euro habe die Stadt zugesagt, so der Vorsitzende. „Ich war heute (8. Juli) in der Kämmerei und habe nachgefragt, ob das Geld weiterhin bereitstehe. Und dort wurde mir bestätigt, dass für dieses Jahr 500 000 Euro Planungskosten und für 2026 2,2 Millionen Euro für das Bauvorhaben im Haushalt bereitstehen.“

Das Bild zeigt Hans Wirtz, 1. Vorsitzender bei Grün-Weiß Brauweiler.

Hans Wirtz, 1. Vorsitzender bei Grün-Weiß Brauweiler, setzt sich seit 2012 für den Bau eines Vereinsheims ein.

Und wo ist das Problem? Das Anliegen von Grün-Weiß Brauweiler ist sehr komplex und lässt sich nicht ohne Weiteres verwirklichen, heißt es bei der Stadt. Der gültige Bebauungsplan sieht aktuell nur ein kleines Baufenster auf dem Gelände des heutigen Vereinsheims vor. Da Grün-Weiß Brauweiler jedoch andere Pläne verfolgt - der geplante Neubau ist zweigeschossig, benötigt mehr Fläche, außerdem müssen Bäume gefällt werden - muss das Baufenster angepasst werden. Wirtz: „Unsere Baupläne wurden diesbezüglich bereits geändert.“

Und dafür muss der derzeit noch gültige Bebauungsplan geändert werden. Die Stadtverwaltung hat dazu schriftlich im Beschlussvorschlag für die Politik wie auch mündlich im Fachausschuss mitgeteilt, dass das Bauleitplanverfahren im vierten Quartal begonnen werden kann. Grün-Weiß Brauweiler hatte die Verwaltung dies im Mai schriftlich mitgeteilt. Ein Bebauungsplanverfahren dauert in der Regel etwa zwei Jahre. Außer Grün-Weiß plant auch der TuS Brauweiler ein neues Gebäude im Sportzentrum Brauweiler. Auch dafür muss der geltende Bebauungsplan geändert werden. 

Bürgerantrag eingereicht

In seinem Bürgerantrag nach Paragraf 24 der Gemeindeordnung NRW hat Sebastian Locker gefordert, das Vereinsheim aus der Gesamtplanung für das Sportzentrum Brauweiler herauszulösen und das Bauvorhaben zu priorisieren, es also „vorgezogen in ein separates Planungsverfahren zu überführen“ und unabhängig von den Plänen des TuS zu behandeln.

Im Ausschuss für Bildung, Kultur, Sport und Freizeit (BKSF) und im Planungsausschuss, wo im Beisein von Hans Wirtz über den Bürgerantrag diskutiert wurde, hatte die Verwaltung darauf hingewiesen, dass sie es nicht für sinnvoll hält, die Bauvorhaben zu entkoppeln, da erforderliche Gutachten und andere Verfahrensschritte zweimal eingeholt und beziehungsweise erledigt werden müssten. Gleichwohl hatte der Verein angeboten, die anfallenden Zusatzkosten dafür zu übernehmen.

Aus Sicht des Fußballvereins würde ein Vorziehen des Projekts Vorteile für alle Beteiligten bringen. Zum einen könnte die Stadt die Bedarfslücke am Sportzentrum Brauweiler schließen, das derzeitige Umkleidegebäude könnte abgerissen oder anderweitig genutzt werden, und der TuS hätte im neuen Gebäude eine Ausweichmöglichkeit, bis das eigenen Räumlichkeiten fertiggestellt wären.

Das Bild den Eckpunkt eines Spielfeldes und ein Gebäude im Hintergrund.

1969 ist das Gebäude errichtet worden, in dem zwei Umkleidekabinen und eine Sammeldusche sind.

„Wir sehen ja auch die Bedürfnisse der anderen Vereine. Haben auch angeboten, dass der TuS auch unser Gebäude mitnutzen kann“, fährt Wirtz fort. „Aber bei uns stimmen die Basics nicht mehr. Bei uns kann man sich nicht duschen oder umziehen, hier ist alles viel zu klein. Selbst die Schiedsrichter haben sich beim Verband über uns beschwert, weil ihr Raum unwürdig sei“, ergänzen Theisen und Jugendgeschäftsführer Sebastian Locher. „Wenn wir eine Versammlung durchführen, findet die bei einem von uns im Keller oder in einem angemieteten Raum statt“, fügt der Vereinsvorsitzende hinzu.

Pulheim: Auch der TuS plant ein eigenes Gebäude

Auch der TuS Brauweiler mit derzeit 1400 Mitgliedern plant im Sportzentrum Brauweiler ein eigenes Gebäude. Schon 2004 habe der Verein begonnen, zweckgebundene Rücklagen zu bilden, ein Architekt sei mit der Planung beauftragt, schilderte die Vize-Vorsitzende Elisabeth Schäfer im Fachausschuss. Auch ein Standort sei gefunden, der geplante Neubau würde das Umkleidegebäude ersetzen, die Parkplätze an den Containern fielen weg. 

Ein eigenes Gebäude ist für den Verein wichtig, da die Sportangebote ausschließlich in städtischen Hallen und im TuS-Raum im ersten Stock des Umkleidegebäudes am Kunstrasenplatz stattfinden. Hallenschließungen, die Nutzung der Hallen durch die Schulen und andere Vereine schränkten den TuS immer wieder ein, so Elisabeth Schäfer.

TuS mit großen Bedenken

„Für uns würde ein Vorziehen bedeuten, dass unsere Planungen erst weitergehen können, wenn das Projekt von GW Brauweiler mit dem geänderten Bebauungsplanverfahren geklärt ist. Wenn unser Projekt überhaupt weitergeht, im schlimmsten Fall fällt es unter den Tisch.“ Im zweiten Schritt ginge der TuS-Raum verloren, wenn das alte Umkleidegebäude nicht mehr gebraucht werde. Dort fänden derzeit 25 Sportkurse pro Woche statt. Das sei für den TuS nicht akzeptabel. 

Elisabeth Schäfer verwies auf die 200 Kinder, die aktuell auf der Warteliste stünden und die der TuS mangels Räumlichkeiten in keinem Sportangebot unterbringen könne. „Würde GW Brauweiler mit seinem Projekt vorgezogen, würde das bedeuten, dass wir noch mehr Kindern und Jugendlichen keine Möglichkeit der sportlichen Betätigung geben können, als das jetzt schon der Fall ist.“ Diesen Vorwurf weist Wirtz zurück. "Wir haben dem TuS angeboten, unsere Räumlichkeiten mitzubenutzen, bis ihr eigenes Gebäude steht." 


Mehrheit lehnt Bürgerantrag ab

Eine Mehrheit aus CDU, FDP und WfP (Wir für Pulheim) im Planungsausschuss hat den Bürgerantrag von Sebastian Locker abgelehnt und die Verwaltung beauftragt, den Aufstellungsbeschluss für die Einleitung des Bebauungsplanverfahrens einzuleiten. Grüne, SPD und Bürgerverein Pulheim (BVP) haben sich enthalten. Die Grünen scheiterten mit ihrem Antrag, das Bauvorhaben von GW separat zu verfolgen, sollte die Gesamtplanung bis spätestens zum Ende des vierten Quartals fertig sein. Lediglich SPD und BVP stimmten dafür.