Pulheimerin Gertrud Goeres wird 100Auf der Arbeit gab es täglich Feierabend-Schnaps

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Gertrud Goeres im Kreise ihrer Lieben – mit Tochter Ursula und Schwiegersohn Toni Schwarz.

Pulheim – „Was, ich bin schon 100?“ Gertrud Goeres kann es selbst kaum glauben. Erst schaut sie ungläubig, dann strahlen ihre blauen Augen. Kein Zweifel, Gertrud Goeres ist eine waschechte rheinische Frohnatur.

Gertrud Goeres wuchs glücklich mit vier Schwestern auf

Geboren wurde Gertrud Goeres am 11. April 1922 in Lahnstein bei Koblenz. Begeistert erinnert sie sich an ihre Kindheit. „Ich hatte liebe Eltern, sie waren überhaupt nicht streng. Und vier Schwestern, das war schön.“

Tochter Ursula und Schwiegersohn Toni Schwarz unterstützen die Erzählungen der Jubilarin. Die leichte Demenz macht das Erinnern für sie mitunter anstrengend. Ihr Vater sei ein Eisenbahner gewesen, berichten sie. Daher war es für Gertrud Goeres naheliegend, auch bei der Eisenbahn zu arbeiten. Sie war Stenografin im Stellwerk und konnte bis vor einigen Jahren das Morse-Code-Alphabet auswendig.

Paar übernahm Drogerie der Eltern in Jüchen

In Lahnstein traf sie 1942 ihren späteren Mann Hermann, der in der Kaserne Ehrenbreitstein stationiert war. „Abends hat er mich manchmal mit meiner Schwester abgeholt, und wir haben ein Glas Wein getrunken oder auch zwei“, erzählt die Jubilarin. 1946 war die Hochzeit in Lahnstein. Kurz darauf zog das Paar nach Jüchen. Hermann Goeres’ Eltern hatten dort eine Drogerie, die die beiden später übernahmen. „Vom Rhein in die Gegend der Knollenfelder, das war schon eine ganz schöne Umstellung“, sagt Gertrud Goeres.

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Gertrud Goeres in jungen Jahren, kurz vor ihrer Hochzeit in Lahnstein.

1948 wurde Tochter Ursula geboren, drei Jahre später Sohn Hans. Nesthäkchen Irmi folgte 1957. „Unsere Mutter hatte immer Zeit und ein offenes Ohr für mich“, erinnert sich Tochter Ursula, die auch Drogistin wurde. „Und sie war ein wahres Verkaufstalent.“ Drogerie und Wohnung waren im selben Haus, alle halfen im Laden mit.

Selbstgemachter Kräuterschnaps im Keller der Drogerie

Von einem lustigen Ritual erzählt Schwiegersohn Toni Schwarz. „Der Großvater hatte dort selbst Spirituosen hergestellt. Im Keller stand ein riesiges Fass, und jeden Abend nach Geschäftsschluss versammelte sich die Familie dort auf einen Kräuterschnaps namens Boonekamp.“ „Aber nur die Erwachsenen“, versichert Gertrud Goeres.

Die Rheinländerin hat ein großes Herz. Früher strickte sie warme Socken für Hilfswerke in Rumänien. „Sie ist wirklich sehr empathisch und hat für alle ein offenes Ohr“, bestätigt ihre Tochter. Nach dem Tod ihres Mannes 1998 ging Gertrud Goeres zurück nach Lahnstein, lebte dort mit ihren Schwestern in einer betreuten Einrichtung. Später zog sie zu ihren Töchtern, nun lebt sie in einem Pulheimer Seniorenheim. „Sie ist der Liebling der Station“, sagt Ursula Schwarz und umarmt die Mutter.

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Auch in der Einrichtung wird der 100. Geburtstag gefeiert. „Es wird auf jeden Fall das ein oder andere Ständchen geben“, verrät Toni Schwarz. Besonders liebe das Geburtstagskind die Lieder von Willy Schneider. „Man müsste nochmal 20 sein“, stimmt er an. Gertrud Goeres singt sofort mit, den Text kann sie auswendig. „Aber“, sagt sie verschmitzt, „100 ist auch ein schönes Alter“. 

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