Kommentar zur PersonalnotKampagne der Kitas in Rhein-Erft ist Zeichen größter Verzweiflung

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Vor einem Plakat hocken Erwachsene und Kinder auf der Straße. Sie wollen auf Personalnot in Kitas aufmerksam machen.

Mit einer konzertierten Aktion machen die Kitas in Pulheim auf die Personalnot in dem Kita-Verbund aufmerksam.

Es fehlen Erzieherinnen und Erzieher. In Pulheim geht die katholische Kirche mit einer Kampagne in die Offensive.

Man mag die Werbekampagne der katholischen Kindertagesstätten St. Nikolaus, Sankt Martinus und Maria Königin des Friedens in Pulheim als kreativ bewerten. Andere mögen zu dem Urteil gelangen, dass es ein unfreundlicher Akt ist, ja geradezu unsolidarisch. Das liegt im Auge des Betrachters. Eines ist die Kampagne, die zum Ziel hat, Erzieher für die Arbeit in den drei Kitas zu gewinnen, dagegen gewiss: Sie ist ein Zeichen größter Verzweiflung.

In den Kitas fehlt landauf, landab seit Jahren Personal. Das ließ sich   lange Zeit irgendwie kompensieren. Doch jetzt ist das Ergebnis: größere Gruppen, eingeschränktes Angebot und angesichts der nicht enden wollenden Belastung ein wachsender Krankenstand bei den Erzieherinnen und den (wenigen) Erziehern. Und wenn gar nichts mehr geht, werden fast in allen Städten des Rhein-Erft-Kreises Einrichtungen tageweise geschlossen oder Stunden gekappt.

Kerpener Verwaltung verantwortlich für den Personalmangel?

So wie es ab Ende Februar in Kerpen in den städtischen Kitas der Fall sein wird. Wobei dort aus Teilen der Politik der Vorwurf laut wird, dass es das Rathaus versäumt hat, die personellen Voraussetzungen für einen gesicherten Kita-Betrieb zu schaffen.

Wenn zu den strukturellen Problemen hausgemachte kommen, ist das doppelt bitter –für die Erzieherinnen und Erzieher, für die Eltern, die stets ein Netz mit doppeltem Boden für die Betreuung ihres Nachwuchses einziehen, und für die Kinder selbst.

Ob die Offensive der Landesregierung Probleme abmildert, ist fraglich

Ob die in dieser Woche von der Landesregierung angekündigte Offensive zu Gewinnung von Kita-Personal die größten Probleme abmildert, darf bezweifelt werden. Es sollen Quereinsteiger angesprochen und ihre Beschäftigung in Kitas erleichtert werden – etwa Psychologen, Sport-, Kunst- und Medienpädagogen.

Es wäre hilfreich, Schulen nach ihren Erfahrungen mit angelernten Lehrerinnen und Lehrern zu fragen. Eine pädagogische Ausbildung und ein vorheriger Umgang mit Kindern schaden nicht, um Mädchen und Jungen nicht nur zu verwahren, sondern ihnen für ihren weiteren Weg etwas mitzugeben.

Kreisverwaltung müsste Hilfsangebote koordinieren

Überlagert wurde diese Woche von dem fürchterlichen Erdbeben in der Türkei und in Syrien. Das Leid der Menschen dort bewegt viele Menschen. Auch im Rhein-Erft-Kreis leben viele Türken und Syrer, die um ihre Angehörigen und Freunde bangen. Beispiellos sind die vielen privaten Sammlungen von Sachspenden und Geld. Gleichwohl entsteht der Eindruck, dass dies zielgerichteter und gebündelter geschehen müsste.

Wo ist die Kreisverwaltung? Sie müsste koordinierend wirken und eine Lotsenfunktion einnehmen. Auch die Städte sind gefragt. Nur Bergheim hat zu Spenden aufgerufen. Und andernorts haben Kommunen bereits angekündigt, Geld für die Erdbebenopfer zu spenden. Sicherlich nachahmenswert.

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