Rhein-Erft-KreisAnkündigung des Lockdowns ließ viele in die Innenstädte strömen

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Zahlreiche Erftstädter nutzten am Samstag die Gelegenheit für Einkäufe auf dem Marktplatz und in den Geschäften.

Zahlreiche Erftstädter nutzten am Samstag die Gelegenheit für Einkäufe auf dem Marktplatz und in den Geschäften.

Rhein-Erft-Kreis – Der harte Lockdown kommt. Die Befürchtung hatten Händler und Kunden schon vor dem Beschluss von Sonntag. Wir haben uns am Samstag in den Innenstädten umgeschaut.

„Ich habe noch keine Weihnachtsgeschenke gekauft. Aber nun habe ich schon Panik, auch nichts mehr zu bekommen, wenn die Läden schließen“, gestand am Samstag Michael Jahnke in der Lechenicher Innenstadt. „Dann werde ich online bestellen müssen und hoffen, dass alles rechtzeitig ankommt“, führte er aus. „Ich bin jetzt schon losgezogen, um die Dinge zu erledigen, die ich noch nächste Woche machen wollte“, sagte Esther Kohler.

Im Hürth-Park bildeten sich lange Schlangen.

Im Hürth-Park bildeten sich lange Schlangen.

„Ich kann aber die verschärften Maßnahmen verstehen, denn die Risiken für die Menschen bleiben hoch.“ „Ich erledige nur noch das Nötigste. Man muss jetzt akzeptieren was kommt“, meinte Annemie Bitzob.

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Goldschmiedin Ulrike Uhlmann liefert alle Bestellungen.

Goldschmiedin Ulrike Uhlmann liefert alle Bestellungen.

Unterdessen hatte Ralf Gawlik in seinem Erftstädter Geschäft für Herrenmode alle Hände voll zu tun. „Am Freitagnachmittag gab es hier einen Ansturm“, berichtete er. Er weiß, er kann sich auf seine Kunden verlassen, dass sie sich an die Hygieneregeln halten, aber die konfusen Informationen der Politik, das Hin und Her was nun komme oder nicht, sei kontraproduktiv gewesen.

„Und wenn jetzt geschlossen wird, ist das schon übel für uns“, resümierte er. „Ich kann mir gar nicht vorstellen, alles nur online zu machen, ich möchte den Pullover, den ich kaufe, auch noch sehen und anfassen können“, ergänzte eine Dame an der Kasse.

Dramatische Folgen

„Für den Einzelhandel ist die Situation dramatisch“, urteilte Jörg Hamel, Geschäftsführer des Handelsverbandes Nordrhein-Westfalen. Die umsatzstarken Tage vor und nach Weihnachten seien besonders wichtig. Schon jetzt gehe es vielen Geschäften wegen der Corona-Krise nicht so gut nicht.

In der Modebranche seien die Umsätze bis zu 80 Prozent eingebrochen. Andere Branchen wie die Möbel- und Fahrradbranche stünden etwas besser dar. Aber mehr als 90 Prozent der Unternehmen hätten weniger Umsatz als im Vorjahr. Zuwächse verzeichne die Lebensmittelbranche. „Und der Online-Handel geht durch die Decke.“ Das werde nicht ohne Folgen für die Innenstädte bleiben, so Hamel.

„Ich habe schon das Gefühl, dass es in der Innenstadt voller ist als in den vergangenen Tagen“, fand Jürgen Schmitz in der Brühler Fußgängerzone. „Man hätte sich schon früher für ein klares Runterfahren entscheiden sollen“, sagte Ruth Richter. Für die Goldschmiedin Ulrike Uhlmann waren bereits die letzten Wochen sehr zermürbend gewesen.

Herrenausstatter Ralf Gawlik (l.) hatte Samstag viel zu tun.

Herrenausstatter Ralf Gawlik (l.) hatte Samstag viel zu tun.

„Am Samstag stand das Telefon nicht mehr still. Die Leute befürchten, dass sie ihre Bestellungen nicht mehr abholen können“, so die Brühlerin. „Aber ich werde meine Werkstatt nicht schließen und wenn nötig an Heilig Abend die Anfertigungen ausliefern.“

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In den Hürth-Park kamen am Samstag viele Kunden, die dieses Datum als letzte Einkaufsmöglichkeit sahen. Gekauft wurden vor allem Deko-Artikel, Schmuck und Unterhaltungselektronik. Vor einigen Läden bildeten sich lange Schlangen. „Klar kommt der Lockdown“, war sich Andreas Pätzold sicher. „Deshalb wollte ich mir noch selbst ein neues Handy sichern.“ „Es wird der letzte Ansturm in diesem Jahr gewesen sein“, war sich eine Verkäuferin sicher.

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