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Pläne für Rheinspange 553Wesselinger wehren sich vehement gegen eine Südbrücke

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Im Kölner Süden soll eine neue Rheinquerung gebaut werden.

Wesseling-Urfeld – Der Kampf gegen eine Rheinspange bei Wesseling ist in vollem Gange. Vor allem in Urfeld, wo Vertreter verschiedener Bürgerinitiativen gegen eine Südvariante für die Rheinbrücke zusammenkamen.

Mit weiteren Urfeldern und Ortsbürgermeister Manfred Rothermund nahmen sie teil an einer Begehung und Bürgerfragestunde an der Kläranlage in Urfeld. Denn dort besteht ein möglicher Anschlusspunkt für die Varianten V9aB und V9bT der „Rheinspange 553“, die die A 553 mit der A 59 auf der gegenüberliegenden Rheinseite verbinden soll. (siehe Grafik)

Genau dagegen wehren sich die Urfelder allerdings vehement. Unterstützung erhalten sie dafür unter anderem auch von Wesselings Bürgermeister Erwin Esser. Die Stadt dürfe nicht durchschnitten werden, erklärte er auf Anfrage. „Gegen eine Südvariante werden wir kämpfen,“ sagte er. Zu der Begehung eingeladen hatte die Wesselinger FDP-Fraktionsvorsitzender Max Zöller. Mit dabei waren außerdem die FDP-Bundestagsabgeordneten Markus Herbrand, Bernd Reuther und Reinhard Houben.

Wesseling: 14 Häuser müssten abgerissen werden

Für großen Unmut bei den Bürgerinnen und Bürgern sorgt vor allem die Tatsache, dass für den Bau einer Brücke bei Urfeld etwa 14 Wohnhäuser abgerissen werden müssten. Die Initiativen bevorzugen deshalb eine Nullvariante, was bedeuten würde, dass gar keine Brücke gebaut würde, oder eine Variante im Norden. „Bei einer Querung in Godorf müssten keine Häuser abgerissen werden“, sagte Hinrich Doering vom Bürgerverein Urfeld, dessen Haus im Falle der Südvariante ebenfalls abgerissen werden müsste.

Einig waren sich die Interessensvertreter darin, dass eine Variante am Standort Urfeld verkehrstechnisch nicht logisch sei. Der Verkehr aus der Eifel laufe auf jeden Fall bei Godorf zusammen, argumentierte Norbert Kemmer von der Bürgerinitiative „Nein zur Rheinspange! Ja zur Nulllösung“. Das reduziere den Nutzenfaktor der Südvariante beträchtlich. „Denn der Verkehr müsste dann noch nach Süden zur Querung geleitet werden“, verdeutlichte Max Zöller das Problem. Wie dies aussehen könnte, steht jedoch noch nicht fest.

Mehr Geld für Nordvariante in die Hand nehmen

Auch das Argument der Verkehrsentlastung sei vor dem Hintergrund der geplanten Sanierungen der maroden umliegenden Brücken laut Doering nicht schlüssig, da diese vor der Fertigstellung der Rheinspange beginnen würden. Kemmer vermutet zudem, dass die neue Brücke zusätzlichen Verkehr verursachen würde. Staus würden sich dadurch auch nicht auflösen.

Die Abgeordneten sprachen sich vor Ort deutlich für eine Variante (V3B, V4B) im Norden aus. Man brauche die neue Rheinquerung, betonte Bernd Reuther, der Mitglied im Verkehrsausschuss des Bundestages ist. „Nur eben nicht im Süden Wesselings.“ Laut Reuther und Markus Herbrand stehe nun die Frage im Raum, ob man für den Bau der verkehrstechnisch deutlich günstigeren, aber teureren Variante bei Godorf mehr Geld in die Hand nehmen könne. Sie wäre unter anderem teurer, weil die Strecke bis zur Autobahn 59 länger wäre.

Rhein-Erft: Bundestagskandidaten bevorzugen Nordvariante

Auch weitere Bundestagskandidaten sind der Meinung, dass es an den Kosten für die Godorf-Variante nicht scheitern dürfe. Detlef Seif (CDU), seit 2009 Mitglied des Bundestages, ist für eine Rheinspange. „Es gibt da ein dringendes verkehrliches Interesse insbesondere für den Knotenpunkt Köln.“ Die Entlastung für den Verkehr, den die Rheinspange bieten würde, werde dringend gebraucht.

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„Ideal fände ich eine Verlängerung der Kerkrader Straße bei Godorf, also eine nördliche Variante“, sagte Seif. Nicht vertretbar sei eine oberirdisch angelegte Variante der Rheinquerung in Wesseling-Urfeld. „Man muss die Interessen der Wohnbevölkerung priorisieren und die Beeinträchtigung durch die geplante Rheinspange so gering wie möglich halten.“

An den Kosten für eine Tunnellösung, in diesem Fall verliefe die Verbindung unterhalb des Rheins, solle es nicht scheitern, da man Kosten und Nutzen immer gegeneinander abwägen müsse, und „hier überwiegt ganz klar der Nutzen“, urteilte Seif. Auch Dagmar Andres, Vorsitzende der SPD Rhein-Erft, ist für den Bau einer Rheinspange. Diese sei schon lange notwendig. „Sinnvoll ist allerdings nur die ursprünglich geplante Verbindung von der A553 zur A59 im Norden“, erklärte sie.

Dagmar Andres hält Kosten für hinnehmbar

Ihre wichtigste Priorität sei die Entlastung der Bürgerinnen und Bürger, des Verkehrs sowie der Umwelt. Dies sei mit einer Tunnellösung bei Godorf am besten zu erreichen. „So könnte man nämlich auch den Schienenverkehr in die Lösung integrieren“, betonte Andres. Damit könne mehr Güterverkehr auf die Schiene verlagert werden, um langfristig die Umwelt durch reduzierten Verkehr zu entlasten. Die Kosten hält sie für hinnehmbar. „Es kann nicht sein, dass die billigste Variante gebaut wird und dann die Menschen darunter leiden müssen.“

Marion Sand hingegen, Kandidatin der Grünen für das Bundestagsmandat im Wahlkreis Rhein-Erft/Euskirchen, spricht sich gegen die Rheinspange aus. Sie wünsche sich die Aufnahme einer Nullvariante ins Planungsverfahren. Alles andere sei laut der Erftstädterin für die Besiedelungsgebiete und den Naturschutz unzumutbar. Man müsse weg vom massenhaften Autoverkehr. Der Neubau einer Querung für Fahrräder, Fußgänger und ÖPNV sei eine Alternative.

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