Exkursion in WesselingSo wirkt sich der Klimawandel auf den Entenfang aus

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Ein grünes Heupferd begutachtet Exkursionsteilnehmer Hanno Schultz.

Ein grünes Heupferd begutachtet Exkursionsteilnehmer Hanno Schultz.

Wesseling-Berzdorf – Regelmäßig veranstaltet die Biologische Station Bonn/Rhein-Erft Exkursionen in die Naturschutzgebiete der Region und informiert die Teilnehmer über heimische Tier- und Pflanzenarten. Am Entenfang waren Groß und Klein zu einer Insektenexkursion am Naturschutzgebiet eingeladen.

Mit Keschern und Becherlupen gingen die Teilnehmer auf die Suche. Zuvor erklärte Exkursionsleiter Nick Krahnen, wie man am Wegesrand mit dem Kescher die Insekten am besten erwischt. Es dauerte nicht lange, da konnten schon die ersten Exemplare bestaunt werden. Nick Krahnen hatte ein grünes Heupferd gefunden, eine fingergroße Laubheuschrecke, die er vorsichtig aus dem Netz hob und Hanno Schultz auf die Hand setzte. Auch weitere Insekten wie Libellen, Schlupfwespen und Schmetterlinge spürten die Teilnehmer auf.

Entenfang: Insektenschwund versetzt Naturschützer in Unruhe

„Insekten sind die artenreichste Tiergruppe der Welt“, erklärte Krahnen. Für den Erhalt von Pflanzen seien Insekten besonders wichtig, da sie 88 Prozent der Bestäubung von Pflanzen weltweit sicherstellten und einige Insekten wie die Schlupfwespe als natürliche Schädlingsbekämpfer fungierten. Zudem bildeten die Tiere eine unverzichtbare Nahrungsgrundlage für Vögel, Reptilien und auch Säugetiere.

Da wundere es nicht, dass der allgemeine Rückgang der Insekten aufgrund der Klimaveränderung Sorge auslöse. Auch am Entenfang finde man heute deutlich weniger Insekten als noch vor einigen Jahren, sagte der Landschaftsökologe.

Extremwetterlagen gefährden Schutzgebiete

Wie dies mit der Klimaerwärmung zusammenhängt, weiß Nick Krahnens Kollege Dr. Matthias Schindler. Er ist bei der Biologischen Station Bonn/Rhein-Erft zuständig für die Betreuung der Schutzgebiete im Kreis. Für die Untere Naturschutzbehörde sei in den vergangenen Jahren ein Maßnahmenkonzept mit notwendigen Pflegearbeiten für den künftigen Erhalt des Entenfangs als Lebensraum entwickelt worden. Denn die stetig steigenden Durchschnittstemperaturen und vermehrten Extremwetterlagen wirkten sich insbesondere auf solche Lebensräume aus.

Prognosen über die Veränderungen des Gewässerlebensraums am Entenfang seien jedoch schwierig. „Die Fragen, die wir vermutlich erst in vielen Jahren zuverlässig beantworten können, sind: Welche Arten werden aus ihrem Lebensraum verdrängt und welche wandern neu ein?“, sagte Schindler.

Boten der Klimaerwärmung zeigen sich bereits

Als Boten der Klimaerwärmung können laut Schindler bestimmte wärmeliebende Insektenarten gewertet werden, die sich in den vergangenen Jahren bis ins Rheinland ausgebreitet haben. „Darunter sind einige Libellenarten und die Blauschwarze Holzbiene, die sich jetzt schon immer weiter nach Norden ausgebreitet hat. Früher ist sie jedoch nur alle paar Jahre in warmen Sommern aufgetreten“, berichtete der Wissenschaftler.

Um den Lebensraum Entenfang für Wasservogelarten zu erhalten, die das Gebiet zum Brüten nutzten, sowie für Rastvögel, die dort während ihrer Zugzeit Nahrung suchten, müsse vor allen Dingen das sogenannte Wasserregime des Schutzgebietes gepflegt werden. Dazu gehöre auch die Pflege des Pflanzen- und Gehölzbestands, erläuterte Schindler.

Trockenphasen nehmen weiter zu

Vor allem in großen Trockenphasen, die ebenfalls Boten der Klimaerwärmung seien und mit denen die Biologische Station viel zu tun habe. „Wenn die Gewässer über Wochen langsam austrocknen, können mehr Pflanzen und Gehölze dort keimen und sich verbreiten“, erklärte Schindler.

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Dies könne nach Jahren langfristig den Lebensraum verändern. Zwar sei das Jahr 2021 bisher regenreicher als die vergangenen drei Jahre gewesen. „Viele Studien zeigen aber, dass wir auch in den nächsten Jahren mit lang andauernden Trockenphasen rechnen müssen“, erläuterte Schindler.

Man müsse dann den Bewuchs von der Uferlinie zurückdrängen, damit der Lebensraum für die Tiere und die offene Wasserfläche erhalten blieben.

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