Für ukrainische GeflüchteteIn Wesseling sollen weitere Unterkünfte entstehen

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Turnhalle Mainstraße Wesseling

Auch in dieser Turnhalle an der Mainstraße sind Geflüchtete aus der Ukraine untergebracht.

Wesseling – Am 27. September wird der Stadtrat über zwei weitere Standorte für die Errichtung von Unterkünften für Geflüchtete entscheiden. Zur Diskussion stehen eine Fläche auf dem Friedhofserwartungsland in Keldenich an der Straße Am Vogelsang. Die Vorschläge der Verwaltung sehen zudem vor, einen zweiten Gebäudekomplex auf dem Kirmesplatz in Keldenich oder neben dem Sportplatz in Urfeld zu errichten.

Paul Hambach: Kultur in Keldenich braucht ihren Platz

„Unsere Kultur in Keldenich braucht aber auch ihren Platz, und unsere Vereine brauchen den Kirmesplatz für ihre Veranstaltungen“, nimmt Keldenichs Ortsbürgermeister Paul Hambach Stellung zum Standort Kirmesplatz. Gern sei man bereit zu helfen. „Aber wir müssen doch auch an unsere Leute hier im Ortsteil Keldenich denken.“ Das Leben habe nach der Corona-Pandemie gerade erst wieder ein bisschen Fahrt aufgenommen.

Wesseling Friedhofserwartungsland

Auf dem Friedhofserwartungsland in Keldenich am Vogelsang ist noch viel Platz.

Beim Standort am Sportplatz in Urfeld hat der dortige Ortsbürgermeister Manfred Rothermund einen Einwand: Die Fläche neben dem Sportplatz sei auch als Parkplatz für die Urfelder Vereinsfeste wichtig. „Deswegen schlage ich vor, den planten Gebäudekomplex zu drehen, also längs entlang des Parkplatzes zu errichten, statt quer“, sagt er. In Urfeld seien bereits sehr viele aus der Ukraine geflüchtete Menschen privat untergekommen. „Aber wenn alle Ortsteile ihren Beitrag leisten, tragen auch wir hier gerne zur Entspannung der aktuellen Wohnsituation bei“, betont Rothermund.

Wesseling Kirmesplatz Keldenich

Der Kirmesplatz hingegen ist tabu, ihn brauchen die Vereine in Keldenich für ihre Feste.

Tatsächlich gibt es zum Bau zweier weiterer Unterkünfte keine Alternative. Schon jetzt leben mehr als 300 Ukrainer in Wesseling. Viele haben in privaten Wohnungen ein Obdach gefunden, die ihnen Wesselinger Bürgerinnen und Bürger zur Verfügung gestellt haben. Der größte Teil der Menschen lebt jedoch in städtischen, teils dezentralen Unterkünften, etwa 130 Geflüchtete sind jedoch in den Wohncontainern und der Sporthalle an der Mainstraße untergekommen. Der Platz reicht dort für maximal 150 Menschen.

Stadtverwaltung rechnet mit weiterer Zuweisung

Da kein Ende des Krieges gegen die Ukraine und damit auch kein Ende der vor diesem Krieg flüchtenden Menschen absehbar ist, rechnet auch die Wesselinger Stadtverwaltung mit weiteren Zuweisungen. Für diese Menschen müssen schnell und dringend weitere Wohnmöglichkeiten geschaffen werden. Darüber hinaus werde angestrebt, die Geflüchteten in weiteren kleineren Wohneinheiten unterzubringen, wo sie auch die Möglichkeit hätte, sich selbst zu versorgen. An der Mainstraße wurde ein zentrales Verpflegungsangebot im Jugendzentrum geschaffen.

Anders ist die Situation in Berzdorf, wo mit der Anmietung der ehemaligen Flachklinik „Wendepunkt“ bereits zusätzliches Wohnangebot für 30 bis 40 Menschen geschaffen wurde. Die Planungen sehen nun vor, für weitere etwa 150 aus der Ukraine geflüchtete Menschen zwei Gebäude zu errichten, in denen es den Bewohnern möglich sein soll, ihr Leben in Selbstversorgung zu gestalten. Plan ist, diese Wohneinheiten für bis zu fünf Jahren anzumieten. Angebotsabfragen bei den in Frage kommenden Unternehmern seien bereits erfolgt und ausgewertet.

Mehr Selbstbestimmung für Geflüchtete

Rund 40 Menschen sollen in dem von der Stadtverwaltung gemieteten Haus "Wendepunkt" ein vorübergehendes Zuhause in Berzdorf finden, heißt es aus dem Rathaus. Bis vor einiger Zeit betrieb dort die Drogenhilfe Köln eine Therapieeinrichtung. Die künftigen Bewohner sollen sich gegenseitig beim Ankommen und Einleben unterstützen, teilt die Verwaltung mit. Da das Haus über mehrere Gemeinschaftsküchen verfüge, habe für die Familien die Gruppenverpflegung zu festen Essenszeiten am Campus Mainstraße ein Ende. Sie könnten nun ihre eigene Versorgung organisieren.

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„Das birgt für Familien, deren Mitglieder zu den unterschiedlichsten Zeiten zum Beispiel aus der Schule, von Integrationskursen oder der ersten Arbeit in Deutschland nach Hause kommen, die Möglichkeit, wieder vermehrt ihren Alltag selbst zu strukturieren wie sie es in der Heimat gewohnt waren“, sagt der städtische Beigeordnete Matthias Neeser. Auch wenn es sich bei der neuen Unterkunft nicht um eine eigene Wohnung, sondern immer noch um eine Gemeinschaftsunterkunft handele, komme die Unterbringung in Berzdorf dem Anspruch an ein selbstbestimmtes Leben somit deutlich näher.  Die Familien werden, wie auch die am Campus Mainstraße untergebrachten Geflüchteten, weiterhin von der Stadtverwaltung unterstützt.

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