160 Jahre SiegtalbahnAls die ICE-Köpfe in Eitorf getestet wurden

Lesezeit 3 Minuten
Eine Dampflok der Baureihe 38 mit sogenannten Umbauwagen im Bahnhof Au. Eine Unterführung mit Aufzug gab es noch nicht.

Eine Dampflok der Baureihe 38 mit sogenannten Umbauwagen im Bahnhof Au. Eine Unterführung mit Aufzug gab es noch nicht.

Rhein-Sieg-Kreis – Nein, ein runder Geburtstag ist es nicht. Aber wenn die Siegtalbahn 160 Jahre alt wird, ist das für die Liebhaber der Eisenbahn und ihrer Geschichte allemal ein Grund, sich zum Fachsimpeln und Austauschen von Geschichten zu treffen. Klaus Strack bietet dazu den richtigen Rahmen. Im ehemaligen Güterschuppen des Bahnhofs Eitorf baut der Chronist der Siegtalstrecke und vielseitig engagierte Nebenamtseisenbahner zum Wochenende eine kleine Ausstellung auf.

Das könnte Sie auch interessieren:

„Das werden zwei Tage zum Schwelgen, wo die ganzen Wahnsinnigen noch mal zusammen kommen“, ist sich Strack sicher. Er hat in seine Schatzkiste gegriffen und ein paar Schmuckstücke herausgeholt. Ganz oben auf der Liste der wertvollen Stücke stehen Fotos vom Bahnbau. Ein Bahnliebhaber aus Berlin hat Strack Scans der Originale zur Verfügung gestellt – leider erst, nachdem dieser vor rund zehn Jahren sein Buch „150 Jahre Eisenbahn im Siegtal“ veröffentlicht hatte.

Besucher im Sonntagsstaat

Beeindruckend wirkt ein vergilbtes Schwarzweißfoto von der Bahnbaustelle in Windeck. Ein Pärchen inspiziert gerade im Sonntagsstaat die Großbaustelle zwischen Dattenfeld und Schladern. Wo heute Hunderte Autos die S-Kurve der Landstraße 333 durchfahren, wurde in jener Zeit für die Deutsch-Gießener Eisenbahn ein gewaltiger Keil in den Berg getrieben.

Ein Bild vom Bau der Brücke bei Herchen.

Ein Bild vom Bau der Brücke bei Herchen.

Handwagen zeugen davon, dass Maschinen längst nicht so umfassend eingesetzt wurden wie heute. Ein weiteres Foto aus den 50er Jahren des 19. Jahrhunderts zeigt den Bau der ersten Herchener Brücke unmittelbar vor dem Tunnel. Die Bögen – nach dem Zweiten Weltkrieg als Stahlkonstruktion neu errichtet – befinden sich gerade im Rohbau.

Klaus Strack hat in seiner Schatzkiste gegriffen und manch eisenbahngeschichtliches Schmuckstück gefunden.

Klaus Strack hat in seiner Schatzkiste gegriffen und manch eisenbahngeschichtliches Schmuckstück gefunden.

Ursprünglich hatte Klaus Strack noch eine Veröffentlichung und ein wenig mehr geplant. „Das hier schieße ich jetzt aus der Hüfte“, sagt er bescheiden. Gleichzeitig verweist er auf eine umfangreiche Akte, die er mit nach Eitorf nehmen möchte. Den gesamten Briefverkehr zum Bau des Siegburger Bahnhofs hat er vor der Vernichtung retten können. Die gleiche Akte gibt es zum Eitorfer Bahnhof. Für die Wände des ehemaligen Güterschuppens hat Strack zwölf großformatige Bilder rahmen lassen, weitere sollen auf Tischen gezeigt werden. Sie alle zeigen Szenen aus 160 Jahren.

ICE-Köpfe im Siegtal getestet

Da sind die ICE-Köpfe zu sehen, die vor der Einführung der S-Bahn im Siegtal 1991 getestet wurden. Der legendäre Schi-Stra-Bus, ein Zweiwegefahrzeug, das auf der Schiene ebenso wie auf der Straße fahren konnte und das von Betzdorf kommend durch Windeck-Au in den Westerwald und später weiter in die Rheinland-pfälzische Bezirkshauptstadt Koblenz fuhr. Ein Leckerbissen für Bahnfans ist das Farbfoto einer Elektrolok 7122, die als Ausbildungslok in Troisdorf stand. Auch das Foto eines Schnellzugs ist zu sehen, der einmal pro Woche von Brüssel zur belgischen Garnisonsstadt Siegen fuhr.

Ein Bild aus den Jahren 1857 bis 1859 zeigt die Baustelle des gewaltigen Bergeinschnitts in Windeck.

Ein Bild aus den Jahren 1857 bis 1859 zeigt die Baustelle des gewaltigen Bergeinschnitts in Windeck.

Viele Bekannte aus Bahnkreisen hätten sich bereits zum Besuch der Ausstellung angekündigt, berichtet Klaus Strack, der im Zivilberuf Kämmerer der Gemeinde Eitorf ist. Zwischen seinen Exponaten erwartet er Fachdiskussionen, zwei Tage für Eisenbahner halt. Zum 170. gebe es dann mehr – vielleicht.

Die Ausstellung 160 Jahre Eisenbahn im Siegtal im ehemaligen Güterschuppen ist am Samstag, 2. November, von 13 bis 18 Uhr und am Sonntag, 3. November, von 11 bis 17 Uhr zu sehen. Der Eintritt ist frei.

KStA abonnieren