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Jugendstil-SaalDie Stadt Bad Honnef sucht einen Betreiber für das Kurhaus

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Menschen sitzen auf Stühlen in einem festlichen Saal mit großen Kronleuchtern; auf der Bühne spielt ein Orchester.

Edles Ambiente: Der Jugendstil-Saal des Bad Honnefer Kurhauses bei einem Konzert.

Die Stadt Bad Honnef sucht einen neuen Betreiber für das denkmalgeschützte Kurhaus. In der Politik gibt es aber Kritik am Verfahren und am Zeitpunkt.

Die Stadt Bad Honnef sucht einen neuen Betreiber für das denkmalgeschützte Kurhaus mit dem eindrucksvollen Jugendstil-Saal. Das erst vor gut fünf Jahren für rund 7,5 Millionen Euro restaurierte und modernisierte Gemäuer gilt als der „Bad Honnefer Gürzenich“. Es war nach der grundlegenden Sanierung aber vielen Vereinen und Institutionen in der Stadt zu teuer. Sie wichen zum Teil in Nachbarstädte aus.

Dass das von der Stadt jetzt initiierte Interessenbekundungsverfahren schon am 18. August enden und damit über die Sommerferien laufen soll, sorgt in der Kommunalpolitik für Unmut. Gleiches gilt für den Umstand, dass eine Jury den Zuschlag erteilen soll. Die Wählergemeinschaft Bürgerblock fordert angesichts der kurzen Frist und der unklaren Zusammensetzung der Jury sogar, „die Ausschreibung zurückzuziehen“. Zeit für eine „fundierte Entscheidungsfindung“ sei vorhanden.

Das Thema Kurhaus-Betrieb ist im Kommunalwahlkampf angekommen

Bünyamin Yilmaz, unabhängiger Bewerber für das Bürgermeisteramt, fordert, alle offiziell zugelassenen Bewerber für die Bürgermeisterwahl in die Jury zu berufen. „Einer von uns wird ab November die Umsetzung verantworten.“ Das Thema ist also im Kommunalwahlkampf angekommen.

Die Ausschreibung der Stadt trägt offiziell den etwas sperrigen Titel „Dienstleistungskonzession über den Veranstaltungsbetrieb inklusive Vermarktung und Full-Service-Catering des Kurhauses Bad Honnef“. Der künftige Betreiber – der zum 1. April 2021 geschlossene Vertrag mit der Kirberg Catering GmbH, die unter anderem auch die Flora in Köln managt, läuft 2026 aus – „soll das Kurhaus mit seiner nachgewiesenen Erfahrung als vielseitigen Veranstaltungsort aktiv vermarkten“, heißt es in der Ausschreibung.

Ein historisches Gebäude mit angebautem Foyer und einem Arkadengang.

Denkmal: Das Kurhaus in Bad Honnef.

„Erklärtes Ziel der Stadt Bad Honnef ist es, eine möglichst hohe Auslastung des Veranstaltungsbereiches zu erreichen und dort vielfältige und für die Bevölkerung attraktive und hochwertige Veranstaltungen anzubieten.“ Der künftige Betreiber soll unter anderem einen „umfassenden Bewirtungsservice“ bieten, „der auf die speziellen Wünsche der Kunden eingeht“.

Die Bewerber müssten zudem ihre wirtschaftliche und finanzielle sowie technische und berufliche Leistungsfähigkeit nachweisen. Schon im Mai war das Thema Kurhausbetrieb in der Kommunalpolitik aufgeploppt, als die CDU und ihr Bürgermeisterkandidat Philipp Herzog forderten, Kurhaus und Kursaal „wieder mehr Nutzern als bisher zugänglich zu machen.

Vor allem den Vereinen und anderen gemeinnützigen Organisationen der Stadt soll es leichter gemacht werden, ihre Veranstaltungen im Kurhaus zu erschwinglichen Konditionen durchzuführen“. Das laufende Modell habe zu einer „sehr unbefriedigenden Auslastung“ geführt.

Pikiert bis verärgert reagierten Bürgermeister Otto Neuhoff sowie Bündnis 90 /Die Grünen und die SPD seinerzeit auf den Vorstoß. Das Stadtoberhaupt monierte vor allem, dass die CDU sich auf nicht-öffentliche Sitzungen und Unterlagen beziehe, aus denen in der Öffentlichkeit „weder richtig noch falsch Bezug genommen“ werden dürfe. SPD und Grüne bezeichneten den CDU-Vorstoß als durchsichtigen Versuch, sich als Vorkämpferin für eine bürgernahe Nutzung des Kurhauses aufzuspielen.

Das Aalkönigskomitee ging in die Erzbischöfliche Gesamtschule

„Alle Fraktionen im Bad Honnefer Stadtrat waren sich einig, dass die aktuelle Vertragssituation rund um das Kurhaus kritisch zu bewerten ist und eine neue Betreiberstruktur entwickelt werden muss. Eine bessere Auslastung sowie Offenheit für Vereine, Initiativen und die Stadtgesellschaft ist das erklärte Ziel der Fraktionen“, so SPD und Grüne.

Zu den Institutionen, die sich in den letzten Jahren aus finanziellen Gründen aus dem Kursaal zurückgezogen hatten, gehörte beispielsweise das Festkomitee Bad Honnefer Karneval. Vorsitzender Stefan Jungheim sagte auf Anfrage, dass es schwierige Verhandlungen gegeben habe, als das Festkomitee wegen Corona eine Veranstaltung ganz kurzfristig haben absagen müssen. Deshalb sei man mit der Sessionseröffnung in den Saal Kaiser nach Selhof gegangen.

Jungheim über das Kurhaus: „Das war uns zu riskant.“ Im Vorstand seien alle ehrenamtlich tätig, und man wolle „für jeden, wirklich jeden“ das Brauchtum Karneval zugänglich machen. Die Rhöndorfer Karnevalsgesellschaft Ziepches Jecke ist mit ihrer „Ramba Zamba“-Karnevalssitzung seit ein paar Jahren nach Königswinter in die Aula der Jugenddorf Christophorusschule ausgewichen, laut Geschäftsführer Alfred Höhler aus finanziellen Gründen. Im Januar 2026 wolle man aber noch mal einen Versuch im Kurhaus starten. „Wenn wir plus/minus null rauskommen, sind wir ja schon zufrieden.“

Selbst das Aalkönigskomitee, das seit mehr als 20 Jahren mit der Aalkönigszeremonie die wohl bedeutendste gesellschaftliche Veranstaltung in Bad Honnef auf die Beine stellt, hatte dem „Bad Honnefer Gürzenich“ den Rücken gekehrt. „Die Rückkehr des Aalkönigsfests ins Bad Honnefer Kurhaus war nach der Coronapause unter den gegebenen Bedingungen für uns als karitative Veranstaltung nicht darstellbar“, so Sprecher Christopher Wirtgen gegenüber dieser Zeitung.

„Unsere Priorität besteht darin, den größtmöglichen Teil der Karten- und Sponsoringeinnahmen in die sozialen Projekte einfließen zu lassen. Die Austragung des Aalkönigsfests in der Gesamtschule St. Josef in Eigenregie macht das möglich.“