Auf etwa 60.000 Euro schätzt der selbstständige Imker den Schaden. Seine ganze Ausrüstung wurde bei dem Feuer zerstört.
Großbrand in ScheuneFeuer in Much zerstört Existenz von Hornissen-Experte Thomas Beissel

Thomas Beissel (49) steht vor der Brandruine, in der sein berufliches Equipment verbrannt ist.
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Ein Berg schwarzer Trümmer türmt sich auf, verkohlte Balken ragen in den herbstgrauen Himmel, dazwischen die ausgebrannten Autowracks. Irgendwo hier drin liegen auch die Reste von Thomas Beissels beruflicher Existenz: Der selbstständige Hornissen-Experte und Imker hatte sein Equipment in einem Teil der Halle gelagert, die in der Nacht von Montag auf Dienstag in Niedermiebach in Flammen aufging.
Beissel hat Zeit, sich an dem ehemaligen Kuhstall zu treffen, er kann sowieso gerade nicht arbeiten. Der erste Schock hat sich gelegt. „Ich bin froh, dass niemandem was passiert ist. Es war zwar viel Geld, aber nur Geld“, sagt er auch mit Blick auf die Autobesitzer, die hier an ihren Fahrzeugen schraubten: Ein alter Chevrolet unter anderem, ein VW-Bully, zwei Käfer – alle weg.
Wir hatten alles da drin, was wir für die Pflege von Bienenvölkern brauchen.
„Ungefähr 175 Quadratmeter gehörten uns, wir hatten alles da drin, was wir für die Pflege von Bienenvölkern brauchen.“ 60 unbewohnte Bienenstöcke, allein die 12.000 Euro wert, ein Stromerzeuger, eine Teleskoplanze zur Entfernung von Hornissennestern, ein Dampfwachsschmelzer, Waben, Kletterzeug. „Wir sind derzeit noch am Auswerten und schreiben eine Liste, aber der Schaden dürfte bei 60.000 Euro liegen“, schätzt er.
Seine Frau arbeite als Wespen- und Hornissen-Beraterin, zugleich schneide sie Obstbäume. „Das Material für die Bäume hatte sie zum Glück im Auto, sie kann zum Teil weiterarbeiten.“ Beissel vermiete Bienenvölker an Unternehmen, die daran Spaß hätten oder Nachhaltigkeit fördern wollten. Den Honig könnten sie behalten. Außerdem berate er Landesämter und Ministerien bei der Bekämpfung von asiatischen Hornissen, einer invasiven Art, die aber inzwischen als weit verbreitet gilt. „Im Rhein-Sieg-Kreis sind wir ehrenamtlich unterwegs, um unsere heimischen Arten zu suchen und umzusiedeln“, sagt er. „Im kommenden Juni sollte eine wissenschaftliche Arbeit starten, leider kann ich nun nicht mal mehr Proben sammeln.“
Unterstützerin startete Crowdfunding für den Imker aus Much
Versichert gewesen seien der 49-Jährige und seine Frau nicht. „Als Selbstständiger guckt man auf jeden Pfennig.“ Fürs Erste wolle er sich mit Vorträgen über Wasser halten. Auf der Plattform Gofundme hat eine Unterstützerin eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, ohne sein Wissen. Rund 18.000 Euro sind dort bereits zusammen gekommen. „Das hilft uns ein wenig, aber deckt bei Weitem nicht alle Schäden“, sagt Beissel.

Neben den ausgebrannten Autos befinden sich auch Beissels zerstörte Bienenstöcke in der Halle.
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Am Tag vor der Brandnacht sei er von einer Reise nach Norddeutschland zurückgekehrt. „Da fand ein Training für Artenspürhunde statt, die können Mäuse, Hamster und so weiter aufspüren. Unseren Hund habe ich mitgenommen, um mir das mal anzusehen.“ Erschöpft von der Reise habe er sich früh schlafen gelegt, sein Handy sei nachts immer aus.
„Am Morgen sah ich, dass ein anderer Mieter und der Vermieter mich angerufen hatten. Da hatte ich ein doofes Gefühl, warum sollten die beiden nachts anrufen?“ Der Vermieter habe nicht lang drumherum geredet. „Was soll ich sagen, die Halle ist abgebrannt“, seien seine Worte gewesen.
„Ich wusste erst mal gar nicht, wie es mir geht. Ich bin am späten Vormittag hingefahren, habe es mir angeguckt, es war alles weg.“ Ohne nachzudenken habe er Fotos gemacht und das ganze „Desaster“ auf Facebook gepostet.
„Wir wissen noch nicht, wie es weitergeht. Selbst wenn wir jetzt alles neu kaufen, müssen wir erst eine neue Lagermöglichkeit finden. Wie groß, können wir aber auch noch nicht sagen“, sagt Beissel, der sein Lachen nicht verloren hat. „Ich bin selbstständig, es muss halt weitergehen – dafür mache ich meinen Job viel zu gerne.“