Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

LebensmittelZu viele Kunden, zu wenig Spenden – Ehrenamtliche der Mucher Tafel am Limit

3 min
Obst und Gemüse liegen in grünen Kisten.

Immer mehr Bedürftige suchen die Hilfe der Mucher Tafel. (Symbolbild)

Für die ehrenamtlichen Helfer der Mucher Tafel hat sich fast alles verändert. Immer häufiger stoßen sie an die Grenzen der Belastbarkeit.

Die Ausgabestelle war schon vor 15 Jahren das evangelische Gemeindehaus, immer donnerstags bereiteten damals schon die Ehrenamtlichen der Mucher Tafel die Pakete im Sportheim des TSV Much vor. Und doch habe sich für die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer fast alles verändert, berichten sie. Nach 15 Jahren stießen sie an die Grenzen der Belastbarkeit; nie zuvor hätten so viele Menschen in Much die Hilfe der Tafel gebraucht. Und nie zuvor sei die Menge der gespendeten Lebensmittel so klein gewesen.

Christina Tampier hatte 2007 die Initiative zur Gründung einer Tafel in Much ergriffen. Sie wollte sich nicht damit abfinden, dass so viele Lebensmittel weggeworfen wurden, während Menschen nicht wussten, wie sie sich selbst und ihre Familien ernähren sollten.

Etwa 80 Bedürftige kamen am Anfang zur Mucher Tafel, inzwischen sind es 350

Ihrer mit der Arbeiterwohlfahrt (Awo) ausgesprochenen Einladung zu einem ersten Treffen in der evangelischen Kirche folgten 150 Menschen, die mit anpacken oder die das Anliegen mit Geld unterstützen wollten. 2008 nahm die von der Awo getragene Tafel den Betrieb auf. Auch Anita Freitag war damals schon dabei und gehört bis heute zu dem inzwischen 42 Helferinnen und Helfer zählenden Team. „Wir mussten schnell lernen“, erzählt sie. Anfangs hätten alle Kunden die gleich gepackten Taschen erhalten. Schnell hätten sie aber gelernt, abzuschätzen, für wie viele Menschen die Lebensmittel reichten.

Viele Ehrenamtliche sind schon lange dabei, „wir sind ein eingespieltes Team“. Wobei es inzwischen Spezialisten für die verschiedenen Aufgaben gibt: für die Abholung der Lebensmittel, die Vorbereitung der Spenden und für die Ausgabe.

Die größte Veränderung aber haben die Ehrenamtlichen und die Arbeiterwohlfahrt als Träger bei den Kundinnen und Kunden festgestellt: Etwa 80 Bedürftige kamen am Anfang, inzwischen sind es 350, die unterstützt werden. Viele Ukrainerinnen sind dabei, Geflüchtete auch aus Syrien oder Afghanistan. Erkennbar sei zudem, dass die Lage für Rentnerinnen und Rentner immer schwieriger werde, sagt Manuela Klock-Rousselli von der Awo. Und wer nur fünf Minuten zuschaue, werde feststellen, „dass Altersarmut in Deutschland weiblich ist“. Zum Teil Stunden vor der Ausgabe kämen die ersten, in Sorge, dass sie diesmal nichts bekämen.

Mucher Tafel kann junge Helferinnen und Helfer gut gebrauchen

Die große Zahl der Bedürftigen bringt auch die ehrenamtlich Engagieren an ihre Grenzen, zumal im Verein mit den zurückgehenden Lebensmittelspenden aus dem Handel. „Hier gibt es nur wenige Lebensmittelhändler“, sagt die Awo-Verantwortliche Manuela Klock-Rousselli. „Und die großen Handelsketten optimieren ihre Logistik.“ So werde weniger weggeworfen, aber auch weniger der Tafel zur Verfügung gestellt.

Mehr Lebensmittel, soziale Gerechtigkeit und neue, vor allem jüngere Ehrenamtliche wünscht sich Anita Freitag zum 15-jährigen Bestehen: „Wir sind mit der Tafel älter geworden.“ Bei einem Altersdurchschnitt von 65 Jahren könnten sie junge Helferinnen und Helfer gut brauchen.