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BrandruineInvestor fällt am „Haus im Park“ in Neunkirchen-Seelscheid illegal große Bäume

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Die abgebrannte Gaststätte Haus im Park in Neunkirchen-Seelscheid: Der neue Investor hat unerlaubt Bäume gefällt.

Die abgebrannte Gaststätte Haus im Park in Neunkirchen-Seelscheid: Der neue Investor hat unerlaubt Bäume gefällt.

An der Brandruine Haus im Park wurden große Bäume gefällt. Weil keine Genehmigung vorlag, flattert dem Grundbesitzer ein Bußgeldbescheid ins Haus.

Großes vor hat der Kölner Grundbesitzer mit dem Grundstück an der Zeithstraße: Er will das Haus im Park abreißen und dem Vernehmen nach ein Mehrfamilienhaus errichten. Noch steht die Brandruine, aber etliche, größere Bäume sind schon gefallen. Das könne den Geschäftsmann teuer zu stehen kommen, sagte Thomas Maffei, Leiter des Amtes für Gemeindeentwicklung, auf Anfrage der Redaktion.

Für das Entfernen eines Baumes mit einem Stammumfang von mehr als 70 Zentimetern drohe ein Bußgeld von bis zu 10.000 Euro, hieß es aus dem Neunkirchen-Seelscheider Rathaus. Ausschließlich kranke Bäume, die umstürzen könnten oder von denen Gefahr durch morsche Äste ausgehe, dürften auf Antrag gefällt werden. Ausnahme: Wenn ein bereits genehmigtes Bauvorhaben ansonsten unwirtschaftlich sei, könne die Verwaltung die Genehmigung auch für gesunde Bäume erteilen.   

Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid leitete Ordnungswidrigkeitsverfahren ein

Nach einem Ortstermin auf Hinweis von Bürgern mit Baumkontrolleuren, Vertretern des Umweltamtes und des Bauhofs habe die Gemeindeverwaltung ein Ordnungswidrigkeitsverfahren eingeleitet, sagte Maffei. 

Zuständig für den Bauantrag sei aber nicht die Gemeinde, sondern der Rhein-Sieg-Kreis, der als Bauaufsichtsbehörde für kleinere Kommunen fungiere. Im August hatte der Investor im Gespräch mit der damaligen Bürgermeisterin und anderen Verantwortlichen lediglich eine Ideenskizze im Rathaus vorgelegt, darauf war laut dem Amtsleiter ein Gebäude abgebildet: „Genauere Pläne lagen nicht vor.“

Etliche große Bäume neben der ehemaligen Gaststätte wurden ohne Erlaubnis gefällt. Für das Entfernen eines Baumes mit einem Stammumfang von mehr als 70 Zentimetern kann ein Bußgeld von bis zu 10.000 Euro verhängt werden.

Etliche große Bäume neben der ehemaligen Gaststätte wurden ohne Erlaubnis gefällt. Für das Entfernen eines Baumes mit einem Stammumfang von mehr als 70 Zentimetern kann ein Bußgeld von bis zu 10.000 Euro verhängt werden.

Laut gültigen Bebauungsplan ist der westliche Grundstücksteil, von der Zeithstraße aus gesehen die linke Hälfte, eine private Grünfläche, der bisherige „Park“. Die rechte, östliche Hälfte ist als Mischgebiet ausgewiesen, „erlaubt sind hier Gewerbe und Wohnen“, erläuterte Maffei, aber auch eine reine Wohnnutzung.

Auf dieser Seite wurden die Bäume gefällt, sodass Passanten und Autofahrer auf der Bundesstraße 56 nun einen freien Blick auf die Brandruine hinter den Bauzäunen haben. Bis vor knapp eineinhalb Jahren befand sich hier ein mediterranes Restaurant. Im Obergeschoss lebten die Betreiber, zwei Brüder aus Tunesien.   

Ermittlungen wegen eines versuchten Tötungsdelikts sind nach wie vor nicht abgeschlossen

Von dem nächtlichen Feuer künden die verkohlten Dachbalken und zersplitterten Fenster. Auf der Terrasse steht noch eine ausgediente Kühltheke, ein Kinderfahrrad liegt neben einer Plastikrutsche. Die Tunesier waren auf der Flucht vor den Flammen aus dem Fenster gesprungen, der damals 55-Jährige hatte sich beide Beine gebrochen, der 59-Jährige fünf Rippen.

Gern hätten wir mit den Opfern darüber gesprochen, wie es ihnen heute geht. Doch über den Verbleib der Gastronomen ist nichts bekannt, unter der damaligen Handynummer sind sie nicht mehr erreichbar.

Die Ermittlungen wegen eines versuchten Tötungsdelikts seien nach wie vor nicht abgeschlossen, teilte Pressestaatsanwalt Dr. Sebastian Buß auf Nachfrage mit. Über den Hintergrund der Tat halten sich die Ermittler bedeckt. Anfangs gab es einen Verdacht auf eine fremdenfeindliche Tat, am Haus fand sich eine Aufschrift „Ausland raus“. Zwischenzeitlich war deshalb der Staatsschutz mit Sitz in Bonn involviert.

Es hätten sich indes keine weiteren Hinweise gefunden, hieß es im Sommer aus Polizeikreisen. Der Sprecher des Bonner Polizeipräsidiums, Michael Beyer, wollte das weder bestätigen noch dementieren: „Wir dürfen dazu nichts sagen, das ist Sache der Staatsanwaltschaft.“

Auf der Terrasse steht noch eine ausgediente Kühltheke, ein Kinderfahrrad liegt neben einer Plastikrutsche.

Auf der Terrasse steht noch eine ausgediente Kühltheke, ein Kinderfahrrad liegt neben einer Plastikrutsche.

Die Ermittlung gestaltet sich offenbar komplex, es gebe Fälle, die früher hätten abgeschlossen werden können. Gutachten müssten beigebracht und Zeugen befragt werden. Nach der frühen Funkzellendatenauswertung war der Kreis der Befragten noch einmal erweitert worden.

Initiative „Neunkirchen-Seelscheid ist bunt“ rief nach dem Brand zu einer Mahnwache auf

Die Initiative „Neunkirchen-Seelscheid ist bunt“ hatte kurz nach dem Feuer zu einer Mahnwache aufgerufen, mehrere Hundert Bürger zogen durch den Ort, die für ein friedliches Zusammenleben ohne Angst und Gewalt demonstrierten. Zum Jahrestag hatte man über eine erneute Aktion nachgedacht, hieß es aus der Bewegung, doch angesichts der noch laufenden Ermittlungen verzichtet. Vielleicht stecke ja doch keine Fremdenfeindlichkeit hinter dem Anschlag, und es gebe ein völlig anderes Motiv.

Laut dem Besitzer, der nach eigenen Angaben die Immobilie vor etwa zehn Jahren erwarb, habe die Versicherung den Schaden beglichen. Nun sei es Zeit, nach vorn zu blicken, hatte er im Sommer verkündet. Was er genau vorhat, wollte der Eigentümer, der sein Alter mit „Mitte 30“ angab, nicht verraten, nur so viel: Es würden dort „sicher nicht nur drei Wohnungen entstehen“. Die Skizze, die er im Rathaus vorlegte, zeigte denn auch ein größeres Gebäude.