Seit zehn Jahren gibt es im Dorf Nackhausen eine Flüchtlingsunterkunft mit bis zu 50 Bewohnern.
FlüchtlingshilfeHubert Ulbig aus Neunkirchen-Seelscheid engagiert sich in Nackhausen

Hubert Ulbig aus Neunkirchen-Seelscheid Nackhausen engagiert sich seit exakt zehn Jahren in der Flüchtlingshilfe Seelscheid. In seinen Heimatort Nackhausen betreut er tagtäglich die Menschen und hilft an allen Ecken und Enden.
Copyright: Quentin Bröhl
Hubert Ulbig weiß, was es heißt, ein Geflüchteter zu sein. Auch wenn er sich an die Flucht seiner Groß-Familie aus Schlesien nach Düsseldorf im Jahr 1945 nicht mehr erinnern kann. „Ich war damals ein kleines Baby, aber in all den Jahren danach haben wir Kinder das immer zu spüren bekommen“, sagt der heute 79-Jährige.
Spendenaufruf der Flüchtlingshilfe Seelscheid
Er sei sehr früh im Alter von 63 Jahren in Rente gegangen, fügt er an. Als Kaufmann sei er im Beruf für alle immer ansprechbar gewesen, doch mit dem Nichtstun kam er lange Zeit nicht zurecht. Als 2015 die erste große Flüchtlingswelle nach Deutschland kam, packte Hubert Ulbig aus dem kleinen Dörfchen Nackhausen der Gemeinde Neunkirchen-Seelscheid mit an.
Seit nunmehr zehn Jahren engagiert sich der Rentner in der Flüchtlingshilfe Seelscheid und weiß noch sehr gut, wie alles begann: „Durch einen Spendenaufruf habe ich täglich bei mir zu Hause Sachspenden entgegengenommen und gelagert.“ Das Telefon habe damals nach einem Aufruf in der Zeitung nicht mehr stillgestanden. „Wenn der Raum voll mit Spenden war, kam der Hausmeister der Gemeinde und holte alles ab“, fügt er an.
Acht Monate sei das so gegangen, bevor die Initiative in Pohlhausen in der alten Schule ein Lager zur Verfügung gestellt bekam. Nach dem Abriss der Schule und dem Neubau der Kita hat die Gruppe mittlerweile den Hauptlagerraum unter der Bücherei in Seelscheid.

Von dem Spielplatz gleich neben der Unterkunft können alle Kinder aus dem Dorf profitieren.
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Als 2015 dann das Asylbewerberheim in Nackhausen errichtet wurde, wurde Ulbig von vielen der rund 300 Einwohnern des Dorfes, aber auch von der Gemeinde gebeten, mitzugestalten und ein Auge auf die Anlage zu werfen. Seitdem ist diese Aufgabe fester Bestandteil von Ulbigs Tagesablauf. „An manchen Tagen engagiere ich mich bis zu fünf Stunden“, sagt er.
Er kümmert sich um die Sorgen und Wünsche und fängt auch so einige Probleme auf, „damit diese nicht ins Dorf gelangen. Somit ist es bis heute relativ ruhig geblieben und es sind keine Vorurteile im Dorf aufgekommen“, so Ulbig weiter.

Der Versammlungsraum der Dorfgemeinschaft liegt gleich neben dem Heim der Geflüchteten.
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leich vor der Flüchtlingsunterkunft hat Hubert Ulbig einen Versammlungsraum der Dorfgemeinschaft organisiert. Auch in diesem ebenfalls nicht als Verein geführten Zusammenschluss engagiert er sich und ist auch räumlich direkter Nachbar zu den Geflüchteten.
Diese würden als Nachbarn akzeptiert und sogar ins Gesellschaftsleben integriert, sagt er. Das Dorffest sei zum Mitbringfest geworden, und alle beteiligten sich an der Zubereitung des Buffets. In der Adventszeit wird im Asylheim ein Tannenbaum aufgestellt, der dann gemeinsam mit den Kindern der Bewohner geschmückt wird, schildert er.
Zum Schutz der Kinder neue Zaunelemente organisiert
Hubert Ulbig übernahm einen Teil der Gestaltung und Organisation der Außenanlage und Spielplatz. Er bestückte die Anlage mit Tischen und Bänken, die er sich zusammengesuchte, um dem Innenhofplatz eine heimische Atmosphäre zu geben. Die Wohnräume stattete er mit allerlei gespendeten Gegenständen aus, und auch die Plüschtiere auf dem Bett durften nicht fehlen.
Er habe mittlerweile vielen Familien eine Wohnung besorgt, so der Ehrenamtler. Von der Organisation der Möbel, Verhandlungen mit dem Vermieter, Jobcenter, Ausländerbehörde, sowie beim Ausfüllen der benötigten Formulare, Hubert Ulbig ist Ansprechpartner in allen Lebenslagen.
Manches Mal habe er beim Renovieren geholfen oder einen Umzugstransporter kostenlos besorgt. Einigen geflüchteten Menschen habe er dauerhaft Arbeit besorgt, das sei sehr oft ein langer Prozess.

Rund 50 Geflüchtete kommen in der Anlage unter. Links sind die Wohnräume und auf der linken Seite gibt es gemeinsame Küche sowie sanitäre Anlagen.
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Vor drei Jahren startete er nach eigenen Angaben einen Aufruf, um eine Satelliten-Anlage für das Heim zu kaufen. Die 2500 Euro seien dank vieler Sponsoren zusammengekommen. Die Nachbarn aus dem Dorf hätten beim Einbau geholfen. So habe mittlerweile jede Familie einen eigenen Anschluss im Zimmer. „Am Ende habe ich für jede Familie noch einen Flachbildschirm besorgt.“
In manchen Zeiten in den vergangenen zehn Jahre waren unter den gut 50 untergebrachten Geflüchteten bis zu 20 Kinder, erzählt Ulbig. Um die Kleinsten vor dem Straßenverkehr zu schützen, habe er zusätzliche Zaunelemente organisiert. Und für genügend Fahrräder gesorgt, damit eine gewisse Selbstständigkeit gegeben ist.
„Dies alles klappt einfach total gut, denn die Zusammenarbeit mit den Hausmeistern und der Gemeinde ist einfach hervorragend“, fügt er an. Das Ehrenamt erfordere Zeit, Kraft, Organisation, Verhandlungen und Verlässlichkeit, aber auch gute Nerven, betont der zweifache Familienvater und sagt: „Belohnt wird man oft von den Kindern, wenn sie sich freuen, wenn ich mal wieder mit Eis, Schokolade oder Kuchen vorbeikomme. Dann merkt man, wie wertvoll es ist, Menschen seine eigene Zeit zu schenken.“