ReimeschmiedHennefer Autor macht sich einen Reim auf fast alles

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Funkelnder Sprachwitz und subtiler Humor mit zeitweiligem Hang zum deftigen Kalauer: Das zeichnet die Dichtkunst des Reimeschmieds Peter Lorber aus. 

Neunkirchen-Seelscheid – Kommt Winnetous Mörder wirklich aus dem Rhein-Sieg-Kreis? Es war schon eine spektakuläre Enthüllung, mit der Reimeschmied Peter Lorber sein Publikum im gut gefüllten Kunsthaus Seelscheid überraschte.

Ebenso abenteuerlich wie schlüssig wies er nach, dass der Regisseur bei der dramatischen Sterbeszene im Spielfilm „Winnetou III“ subtile Hinweise auf den Unterschlupf des Übeltäters in Seelscheids dörflicher Umgebung einstreute.

Verse aus Goethes „Faust“ auswendig gelernt

Es war nicht die einzige Überraschung, die der Dichter parat hatte. Der Unterfranke hat sich ganz dem gereimten Wort verschrieben und ist damit auf den Spuren von Deutschlands größtem Literaten unterwegs: „Ich habe zeitweise Goethes »Faust« auswendig gelernt“, erzählte er, zunächst vor allem, um die eigenen „grauen Zellen“ zu trainieren.

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Auf diese Weise sei ihm der Sprachfluss von Goethes Knittelversen in Fleisch und Blut übergegangen. Lorber ist überzeugt: „Es gibt praktisch kein Thema, das sich nicht in Reime kleiden lässt“ – ein Umstand, der ihm auch als Mitarbeiter dieser Zeitung, Moderator und Hochzeitsredner zu Gute kommt. In einer Art poetischem Onlineshop kann man bei ihm auf Bestellung Reime zu individuellen Themen ordern.

An Inspiration mangelt es ihm nicht: So beobachtete er kurz vor seinem Auftritt im Kunsthaus einen Besucher im Publikum, dem der Mund-Nase-Schutz das Hör-Organ verbog. Prompt griff Lorber zum Bleistift und brachte das frisch geschriebene Gedicht unter dem Motto „Ich fühle mich wie neu geboren/mit meinen zwei Corona-Ohren“ schon Minuten nach dem Entstehen auf die Bühne.

Zeitgeistiges und Allzu-Menschliches

Mal kürzer, mal ausführlicher ist er vorwiegend im Allzu-Menschlichen unterwegs, thematisiert Zeitgeistiges und das nicht unproblematische Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Da funkeln Sprachwitz, Originalität und subtiler Humor, wobei Lorber auch einem gepflegten Kalauer nicht abgeneigt ist und die Pointen gern von seinen Zuhörern zu Ende denken lässt.

Diese konnten sich gut in den Inhalten wiedererkennen – und hatten so reichlich zu lachen. Doch hinter dem, was so verspielt und elegant wirkt, verbirgt sich harte Arbeit. „Beim Dichten muss man häufig Umwege gehen, weil man im ersten Anlauf den Reim nicht findet“, verrät der Wahlhennefer.

Musikalische Einlagen

Seine besondere Klasse zeigte der Poet bei den musikalischen Einlagen, zeitweise  begleitet von seinem Sohn, dem Musiker und Komponisten Christoph Lorber. Da tigerte Lorber mit gefährlichem Wiegeschritt in zeitloser Tom-Jones-Manier über die Bühne, verwandelte Goethes ikonischen „Frühlingsspaziergang“ in einen Rap, und aus Charles Aznavours misanthropischen „Du lässt disch gääähn“ wurde eine funkelnd-witzige Abarbeitung männlicher Problemzonen. 

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Ein besonderes Ausrufe-Zeichen verdient aber sein Lied über die beiden „Problem-Elefanten“ Hanni und Bal, mit dem Lorber bereits vor Jahren im Kölner Karneval reüssierte.

Und tatsächlich sang das Publikum bei der leicht schwermütigen Schunkelballade im Refrain lauthals „Törööö!“ – wohl eine Premiere im Kunsthaus Seelscheid. 

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