Die Windrad-Pläne des Kreises bekommen Gegenwind. Die Gemeinde Ruppichteroth kritisiert das nicht-öffentliche Verfahren. Ein weiteres Problem: die Brandgefahr.
Zu wenig LöschwasserRuppichteroth kritisiert mangelnde Transparenz beim Thema Windräder

Ein Windrad im Wald: In Ruppichteroth und im benachbarten Eitorf könnten in naher Zukunft insgesamt acht hohe Energieanlagen errichtet werden - ohne Beteiligung der Öffentlichkeit. (Symbolfoto)
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Vier Standorte für Windenergie sind für die Gemeinde Ruppichteroth ausgewiesen, doch nur auf einer Fläche, der Nummer R04 bei Velken, könnte in naher Zukunft ein Windrad errichtet werden. Im Rathaus sieht man diese Pläne gleichwohl kritisch. Denn der Rhein-Sieg-Kreis als zuständige Behörde sei umgeschwenkt und wolle, anders als versprochen, die Öffentlichkeit nun doch nicht beteiligen.
„Das ist ein massiver Vertrauensverlust“, sagte Bürgermeister Mario Loskill in der Ratssitzung vor zahlreichen Bürgern. Der Ruppichterother Rat tage nur deshalb noch einmal in der alten Besetzung, weil die Gemeinde bei diesem wichtigen, umstrittenen Thema vor Ablauf der gesetzten Frist für Transparenz habe sorgen wollen. Verhindern könne man den Bau nicht.
Zuständig für die Genehmigung der Windräder ist der Rhein-Sieg-Kreis
Die Verwaltung habe lediglich die formelle Aufgabe, auf Anfrage des Kreises „das gemeindliche Einvernehmen herzustellen“, das heißt, man musste im Rathaus prüfen, ob planungsrechtlich alles in Ordnung ist. Bis spätestens 4. November musste die Antwort dem Kreis übermittelt werden. Ergebnis der Prüfung: R04 sei zu genehmigen.
Absolut nicht in Ordnung sei es hingegen, die Einwände und Kritik der Bürgerinnen und Bürger nicht zu hören und nicht zu berücksichtigen, sagte Loskill. Ihm zugestimmt haben alle Fraktionen, die sich auf eine gemeinsame Stellungnahme verständigten.
Martin Groeger, Vorsitzender der CDU-Fraktion, betonte, auch der Investor lege großen Wert auf Transparenz. Ruth Kühn (Grüne) sagte: „Wir nehmen unsere politische Verantwortung ernst.“ Die Fraktionschefs von SPD und FDP, Dirk Düster und Alexander Herking, lobten die Einigkeit im Rat.
Offensichtlich hatten sich einige Zuhörer, davon etliche von der Initiative Gegenwind, mehr versprochen. Dass der Gemeinderat in Sachen Windräder gar nichts zu entscheiden habe, stieß auf Widerspruch. Man müsse doch nur das Grundgesetz bemühen, Artikel 1, „Die Würde des Menschen ist unantastbar“, sagte ein Bürger.
Die Bienen, die Vögel, die Schallwellen der 262 Meter hohen „Monsterräder“, die ihre Gesundheit gefährdeten, führte eine Bürgerin an. Sie habe zudem Angst um ihr Leben. „Wenn ein Feuer ausbricht, dann sind wir umzingelt“, sagte sie. Das Thema Brandgefahr hatte auch die Gemeinde in ihrer Stellungnahme angeführt.
Vorgesehen sind nur Gondellöschsysteme, die, angebracht an jeder modernen Windmühle, den Funkenflug verhindern sollen. Für die Energieerzeuger-Masten gälten andere Vorschriften als für Wohngebäude, erläuterte Loskill. „Das ist doch niemand zu vermitteln“, sagte Ratsmitglied Frank Kemper (Linke), dass auf den Grundstücken im Wald niemand bauen, aber „trotz der Löschwasserproblematik“ ein Riesen-Windrad errichtet werden dürfe. „Vielleicht wäre hier ein Ratsbürgerentscheid das richtige Instrument.“
Der nächste Hydrant liegt 1200 Meter entfernt in Derenbach und bietet zu wenig Löschwasser
Die Feuerwehr Ruppichteroth verfüge derzeit nicht über ausreichende Kapazitäten an Löschfahrzeugen, um eine ausreichende Wasserversorgung allein über die Fahrzeugtanks sicherzustellen, heißt es in der Stellungnahme der Gemeinde. Der nächste Hydrant liege 1200 Meter entfernt in Derenbach und sei mit 800 Liter pro Minute über einen Zeitraum von zwei Stunden nicht leistungsfähig genug.
Die Feuerwehr könne ein Feuer im Maschinenhaus/Gondel sowie an den Rotorflügeln nicht bekämpfen und im Sockel nur bedingt. Hier könne es nur um die Absicherung des Brandortes, die Verhinderung der Ausbreitung auf dem Boden und die Rettung von Personen gehen. Das betrifft gleich zwei Gebiete in Ruppichteroth: Denn eines der Windräder auf Eitorfer Gebiet soll nahe der Ortsgrenze errichtet werden.
Von 18 blieben acht Anlagen
Ursprünglich sollten 18 Windenergieanlagen (WEA) auf dem Gebiet der Gemeinde Ruppichteroth und der Gemeinde Eitorf errichtet werden, zwischenzeitlich zog der Investor fünf Anträge zurück. Von den restlichen 13 WEA liegen fünf außerhalb der im Planentwurf des Regionalplans aufgelisteten Windenergiebereiche, acht Anlagen innerhalb, eine davon in Ruppichteroth, von den sieben in Eitorf liegt eine unmittelbar an der Ortsgrenze zu Ruppichteroth. Für diese acht ist ein vereinfachtes Genehmigungsverfahren ohne Beteiligung der Öffentlichkeit vorgesehen.

